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Krimi-Autor James Ellroy liest im Literaturhaus Stuttgart aus dem neuen Roman "Blut will fließen".

Stuttgart - Die Filme: "L. A. Confidetial" von Curtis Hanson und "The black Dahlia" von Brian de Palma belebten im Abstand von rund zehn Jahren eines der großen Genres Hollywoods wieder, den Film Noir, die Schwarze Serie. Gebrochene Charaktere irren durch ein kaputtes Amerika und werden in abgründige Verbrechen verwickelt. Beide Filme basieren auf Büchern desselben Schriftstellers: James Ellroy. Der Erbe Raymond Chandlers kommt an diesem Donnerstag ins Literaturhaus Stuttgart (20 Uhr), um seinen jüngsten, knapp 800 Seiten starken Roman vorzustellen: "Blut will fließen" heißt er auf Deutsch (erschienen bei Ullstein), "Blood’s A Rover" im Original.

Es ist der dritte Teil einer Trilogie (die ersten Teile: "Ein amerikanischer Thriller", "Ein amerikanischer Albtraum"), in der Ellroy die zeitliche Distanz zu den Jahren der klassischen Hard-boiled-Detective-Story aufgegeben und sich näher an die Gegenwart herangewagt hat. Die Trilogie greift große Themen auf: die Ermordung der Kennedy-Brüder und Martin Luther Kings, Verschwörungstheorien, FBI, CIA, Richard Nixon, J. Edgar Hoover. Ellroy will hier die Geschichte der USA als eine Geschichte des Verbrechens, der Korruption, des eiskalten politischen Mordes inszenieren - in einer monumentalen Flut von Blut, Leidenschaft, sexueller Abhängigkeit, Drogensucht, Verrat. Eine einfache Lektüre ist das nicht, es gibt keinen Halt in diesem Strudel aus Brutalität und Zynismus, jede Identifikationsfigur geht verloren, der Leser wird zerrieben in einer Lawine knapper, gemeiner Sätze, jede Figur ist zerstört, lange bevor die Handlung einsetzt. Schon bei Chandler war die Welt unüberschaubar - bei Ellroy hat sie jede menschliche Kontur verloren. Ellroy betreibt die Schriftstellerei als Selbsttherapie - seine Mutter starb einst als Opfer eines ungeklärten Verbrechens, er selbst war alkohol- und drogenabhängig, nicht selten unfreiwilliger Gast hinter Gittern, und er will der größte Krimiautor aller Zeiten sein.