Elternbeiratsvorsitzende Mihaela Manachidis vor der Jakobschule Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

In den vergangenen Jahren überschattete das Thema Drogenmüll die Jakobschule. Nicht ohne Folgen: Der Ruf der Grundschule litt. Doch mit Beharrlichkeit und durch Zusammenhalt meisterten die Schule und der Elternbeirat die Probleme – und zeigten dadurch, was die Schule wirklich auszeichnet.

Stuttgart - Letztlich zählen die inneren Werte. Das gilt nicht nur bei Menschen, sondern lässt sich auch auf Institutionen übertragen. „Ich sage immer: Bitte lassen Sie sich nicht von der Außensituation beeinflussen“, sagt die Elternbeiratsvorsitzende Mihaela Manachidis. „Kommen Sie lieber rein, und fragen Sie nach.“

Rein – in die Jakobschule. Denn tatsächlich galt die Grundschule im Stuttgarter Bohnenviertel zumindest von außen betrachtet in den vergangenen Jahren eher als pfui denn als hui. Das meint nicht, dass die altehrwürdige Schule runtergekommen wäre. Vielmehr ist schwierig, dass das stattliche Schulhaus sich in unmittelbarer Nachbarschaft zum Rotlichtmilieu befindet. Dieser Umstand brachte Probleme mit sich: Rund um die Schule und selbst auf dem Schulhof wurde immer wieder Drogenmüll gefunden.

71 Schulanfänger werden im Sommer in drei Klassen an der Jakobschule eingeschult werden

Nicht nur die Eltern der Schüler, die die Schule bereits besuchten, waren alarmiert. Auch Eltern mit jüngeren Kindern, die im Einzugsgebiet der Schule wohnen, äußerten sich häufig besorgt oder gar ablehnend angesichts der Aussicht, dass der Sprössling mal die Jakobschule besuchen soll. Das bekam auch Mihaela Manachidis mit. Die Mutter zweier Schüler ist seit dem Schuljahr 2014 im Elternbeirat der Jakobschule, seit 2016 ist sie die Vorsitzende. „Der Ruf der Jakobschule hat schon gelitten. In den vergangenen Jahren waren die Sorgen besonders ausgeprägt, aber auch heute noch fragen uns die Eltern von Schulanfängern, ob sie Bedenken haben müssen“, sagt sie.

So auch bei den vier Anmeldetagen im März. Allerdings folgten inzwischen auf die besorgten Fragen sogleich die Erkundigungen nach den inneren Werten, sprich den Qualitäten die Jakobschule – die negativen Schlagzeilen scheinen nicht mehr die gesamte Schule zu überschatten. Das zeigen auch die Anmeldezahlen: 71 Schulanfänger werden im Sommer in drei Klassen an der Jakobschule eingeschult werden – und damit mehr als in den Jahren zuvor. 2018 waren es 61 in drei Klassen, 2017 60 in drei Klassen. In der Zeit zuvor wiederum sei die Jakobschule laut Manachidis zweizügig gewesen, doch im Zusammenhang mit der Einrichtung der Grundschule Süd wurden im Jahr 2017 die Schulbezirke der Jakobschule und der Grundschule Süd neu festgelegt – die Jakobschule bekam dadurch mehr Schüler.

Es galt die Probleme anzugehen – und zu lösen

Die Lage hat sich also beruhigt, doch das kam nicht von ungefähr. Zuvor hatte sich der Elternbeirat dafür eingesetzt, dass die Jungentoiletten, die auf dem Hof waren, ins Gebäude verlegt wurden – mit Erfolg. Danach wussten die Eltern 2016 ebenfalls erfolgreich zu verhindern, dass im dritten Stock der Jakobschule Deutschkurse für Flüchtlinge angeboten wurden – und so die „Sicherheit der Schüler gefährdet wurde“.

Dann 2017 die härteste Probe: „Eltern berichteten, dass ihre Kinder auf dem Schulweg an der Wächterstaffel Drogenutensilien gefunden hatten“, sagt Manachidis. Sofort habe der Elternbeirat die Stadt, die Abfallwirtschaft Stuttgart (AWS), die Polizei und die Caritas eingeschaltet – doch die Akteure hätten sich die Zuständigkeit gegenseitig zugeschoben. Also wurde ein runder Tisch einberufen, um eine Struktur zu finden. Nach „vielen Stunden, Tagen, Wochen und Monaten an ehrenamtlicher Arbeit“ war endlich ein Fünf-Punkte-Plan auf den Weg gebracht worden, der etwa eine Reinigung durch die Caritas und die AWS vorsieht, eine Kamera auf dem Gelände und das Roden des Gestrüpps vor der Schule, in denen regelmäßig Drogenmüll gefunden worden war.

Aufklären: „Man sollte klare Worte finden, aber auch keine Angst machen.“

Vor allem seitdem ein Festangestellter der Caritas das Quartier zweimal täglich absucht und die Polizei regelmäßig Präsenz zeigt, habe die Situation sich wesentlich verbessert, sagt Manachidis. Seither sei von Eltern oder Kindern nur noch ein einziges Mal Drogenmüll gefunden worden. Dennoch empfehle sie, die Kinder aufzuklären: „Man sollte dabei klare Worte finden, aber ihnen auch keine Angst machen.“

Eigentlich will Manachidis gar nicht mehr von den Problemen reden, die sie rund um die Schule hatten. Allerdings ist sie sich bewusst, dass nach wie vor Ängste abgebaut werden müssen. Zudem zeigt dieser Blick zurück vielleicht am deutlichsten, für was die Jakobschule eigentlich steht – und was ihre Qualität ausmacht: Dass alle an der Schule alles daran setzen, „das zu erreichen, was wir für unsere Kinder für gut halten“, sagt Manachidis. Beharrlichkeit und Zusammenhalt zeichneten die Schulleitung, Lehrer- und Elternschaften, den Elternbeirat und auch die Kinder aus, sagt Manachidis. Sie lobt die „engagierte Elternschaft“, die „hervorragenden Lehrkräfte“, die „kleinen Klassen, in denen die Kinder sich wohlfühlen und in denen sie individuell gefördert und gefordert werden“, die vielen AGs und Projekte, das Gesundheitsförderprogramm, den Hort, die Schulfeste wie das Schulfrühstück und die internationale Schülerschaft, unter der es kaum größere Konflikte gebe.

„Wir sind froh, dass wir uns endlich positiv auf alles Bevorstehende konzentrieren können und unsere Energie in andere Aktivitäten stecken können“, sagt Manachidis.