In der Stuttgarter Synagoge wurde der Opfer der Reichspogromnacht gedacht. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

In der Stuttgarter Synagoge wurde der Opfer der Reichspogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 gedacht. Angesichts der Brandanschläge auf Flüchtlingsunterkünfte sehe man, dass das Gedenken mehr sei als nur ein Ritual.

Stuttgart - Brennende Synagogen, zerstörte Geschäfte, Morde und Misshandlungen: die Reichspogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 markierte den Auftakt der systematischen Judenverfolgung im NS-Staat.

„Der 9. November war der Todesstoß für das deutsche Judentum“, sagte Landesrabbiner Netanel Wurmser am Mittwochabend bei einer Gedenkveranstaltung in der Stuttgarter Synagoge. Die Reichspogromnacht habe das jüdische Leben in der deutschen Öffentlichkeit beendet, sagte Susanne Jakubowski, Vorstandsmitglied der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württemberg (IRGW). „Fünf Jahre Hetze hatten das gesellschaftliche Klima kippen lassen“, so Susanne Jakubowski. Angesichts der Brandanschläge auf Flüchtlingsunterkünfte sehe man, dass das Gedenken mehr sei als ein Ritual.

Gedenken ist mehr als nur ein Ritual

Innenminister Thomas Strobl zitierte den im Sommer verstorbenen Schriftsteller Elie Wiesel. „Wir müssen ‚Boten der Erinnerung‘ sein“, so Strobl. Aus dieser Erinnerung erwachse Verantwortung, die die Gesellschaft den Opfern der Shoah schuldig sei. Heute entfalte sich in Baden-Württemberg wieder jüdisches Leben, so Strobl. „Das ist schön und keine Selbstverständlichkeit.“ Stellvertretend für die jüngere Generation nahmen Schüler aus Stuttgart und dem Theodor-Heuss-Gymnasium in Heilbronn teil.