Sabine Fischer mit Trophäe vor dem Original. Foto: Lg/Piechowski

Grünes Licht für die Wiedereröffnung des Fernsehturms im Januar 2016? Das konnte Turmretterin Sabine Fischer kaum glauben. Erst als die offizielle Mail kam, ließ sie den Korken knallen.

Stuttgart - Jedes Mal, wenn ich zum Fernsehturm hochschaue, freue ich mich, dass Menschen da oben sind.“ Was für Sabine Fischer, SWR-Abteilungsleiterin für Liegenschaft und Technik, einst einfach selbstverständlich war, ist ihr seit dem 29. Januar 2016 eine richtige Wonne. Denn an diesem Tag war das große Re-Opening von Stuttgarts höchstem Wahrzeichen – nach fast drei Jahren Umbauzeit.

Stolz trägt die 40-Jährige ihre Trophäe im Arm, wie ein Baby, beinahe zärtlich. Der armlange Mini-Fernsehturm besteht aus den Kupferkernen von Kabeln. „Turmretter 2015“ steht auf seinem Sockel. Die Frau mit den brünetten Haar und der Brille lächelt breit. So riesig wie das Auf und Ab der vergangenen Jahre, so riesig ist ihre Freude heute. „Meinen jetzigen Arbeitsplatz habe ich der Turmschließung zu verdanken“, sagt sie. Bevor das Theater losging, arbeitete die gelernte Bauingenieurin als Sachbearbeiterin und beantwortete telefonische Anfragen. „Nach dem Druck im Studium war mir das ganz recht so.“ Wenn ihr damals jemand gesagt hätte, sie werde ab April 2016 eine Abteilung mit 40 Mitarbeitern leiten, hätte sie ihm vermutlich einen Vogel gezeigt, gesteht sie heute lachend.

Fischer vermutete einen Aprilscherz

Doch dann kam jener denkwürdige Tag Ende März 2013. Der 27. war es, Gründonnerstag. Als sich zu ihr herumsprach, dass der Turm aus Brandschutzgründen ab sofort geschlossen sei, hat sie es zunächst nicht geglaubt. „Ich habe dreimal auf den Kalender geschaut: Ist heute vielleicht der 1. April? Werde ich veräppelt?“ Dumm nur, dass das Telefon wegen Anfragen von Journalisten und Besuchern nicht mehr still stand. So dämmerte ihr langsam, dass das, was so unwirklich schien, wohl wahr war.

Nach einem einjährigen Turmumbau bis 2011 sei man sich 2013 bei den Genehmigungen so sicher gewesen, wie noch nie - und trotzdem an die Wand gerannt. „Das war alles viel zu viel.“, erzählt die Frau, die als Mitglied des Projektteams lange gar nicht zum Fernsehturm hochschauen mochte. „Ich hätte ihn in der Zeit am liebsten aus der Silhouette rausgenommen.“ Immer wieder habe sie bei seinem Anblick gedacht: „Das ist mein Arbeitsplatz. Ich will da wieder hin.“ Vor allem das Jahr 2013 sei richtig gräuslich gewesen. Erst seit Januar 2016 kann sie darüber lachen.

Zwischen Verzweiflung und Zuversicht

Durchgestanden hätte sie das alles schwerlich ohne ihren Technikkollegen Matthias Buck, macht die 40-Jährige deutlich. Im Wechselspiel zwischen Verzweiflung und Zuversicht hätten sie sich immer wieder gegenseitig ermutigt und so die Kraft zum Weitermachen gegeben. Zuerst, als ungewiss war, ob der Turm jemals wieder geöffnet werden kann. Dann, als der „Brandschutzpapst“ bei der vorgeschlagenen Lösung des Projektteams den Kopf schüttelte. Und schließlich, als sich plötzlich auch noch das Gewerbeaufsichtsamt mit weiteren Arbeitsschutzforderungen zu Wort meldete.

Mit Buck hat sie dann noch eine Evakuierungsordnung mit Laufwegeplan für jeden Mitarbeiter aufgestellt – ein Werk, auf das Sabine Fischer stolz ist. Ihr sei seitdem noch nicht eine Frage dazu gestellt worden, die sie nicht hätte beantworten können. Und alle Rückschläge erwiesen sich letztlich als überwindbare Hürden. Sogar eine Punktlandung beim Fertigstellungstermin sowie bei den Umbaukosten von 1,8 Millionen Euro sei geglückt, sagt die Turmretterin

Großer Besucherandrang seit Wiedereröffnung

Als sich Mitte Dezember 2015 das Ja zur Endabnahme abzeichnete, konnte sie ihr Glück kaum fassen. Gekauft hat sie den Sekt zwar, aber der Korken knallte erst nach der Bestätigung per E-Mail. „Ein Kollege hatte das Schreiben in der Tasche, hat es immer wieder herausgenommen und vorgelesen“, erzählt die heutige Abteilungsleiterin lachend. Es sei wirklich eine beispielloses Vorhaben mit eigenen Lösungen und ganz viel Handarbeit gewesen.

Mit dem Unglücksjahr 2013 hat die begeisterte Mountainbikerin ihren Frieden gemacht. Trophäen und Fotos in ihrem Büro zeigen Stationen auf ihrem beruflichen Weg, zum Beispiel ihre Klettertour zur Turmspitze für die Ausbildung zur Maststeigerin vor einigen Monate. Ein kleines, pinkfarbenes Andenken hängt an der Wand Sonntag, 4.12., steht darauf. Und eine Zahl: „501 003“. Das war der Tag, an dem die Marke von einer halben Million Besucher nach der Wiederöffnung geknackt wurde. Nach der Schließung hat sich die Besucherzahl fast verdoppelt. Sabine Fischer sagt: „Rückblickend hätte uns gar nichts besseres passieren können. Jetzt sind wir in aller Munde.“

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