Der neue Nürtinger Oberbürgermeister Johannes Fridrich und seine Frau Astrid gratulieren am 3. Oktober der Galeristin Hildegard Ruoff zum 100. Geburtstag. Foto: Horst Rudel

Zum Jahresende blicken wir zurück: Was war los im Kreis Esslingen? In Nürtingen etwa war 2019 in der Kommunalpolitik gleich zwei Mal Hochspannung geboten gewesen. Mit der Wahl des neuen Oberbürgermeisters sind viele Hoffnungen verbunden.

Nürtingen - In Nürtingen ist im zu Ende gehenden Jahr in der Kommunalpolitik gleich zwei Mal Hochspannung geboten gewesen. Ende Mai haben die Kommunalwahlen zu Veränderungen im Nürtinger Gemeinderat geführt, bereits drei Wochen zuvor hatten die Bürgerinnen und Bürger ein neues Stadtoberhaupt gewählt.

Mit rund 55 Prozent der Stimmen setzte sich Johannes Fridrich (parteilos) als neuer Oberbürgermeister klar gegen seinen Konkurrenten Matthias Ruckh durch. Auf den Bürgermeister von Wolfschlugen waren rund 40,2 Prozent der Stimmen entfallen.

Johannes Fridrich, der als Richter und Pressesprecher am Landgericht Stuttgart den Quereinstieg in die Politik geschafft hat, hatte im Wahlkampf sehr erfolgreich mit einem neuen Politikstil um das Vertrauen der Wähler geworben. Ein frischer Wind und ein neues Miteinander im Gemeinderat sollen Nürtingen weiter nach vorne bringen.

Bewerbung um Landesgartenschau

Unter Johannes Fridrichs Vorgänger Otmar Heirich (SPD), der nach 16 Jahren an der Spitze des Rathauses aus Altersgründen nicht wieder kandidierte, hatten sich im Gemeinderat Fronten gebildet. Eine Nürtinger „Kerndisziplin“ sei das Fahren im Kreisverkehr, hatte die SPD-Stadträtin Bärbel Kehl-Maurer einmal angemerkt und damit gemeint, dass die Nürtinger Kommunalpolitik mit ihren Vorhaben zu selten ans Ziel kommt. Ob sich daran mit dem neuen Oberbürgermeister und mit einem runderneuerten Gemeinderat längerfristig etwas Wesentliches ändert, muss sich erst noch herausstellen.

Zu einem Projekt, das ein starkes Wir-Gefühl erzeugen soll, könnte eine Landesgartenschau werden, um die sich Nürtingen jetzt beworben hat. Gerade den Flächen am Neckar wird großes Potenzial zugeschrieben. Um deren Gestaltung hatte es in der Vergangenheit wiederholt ein heftiges Ringen gegeben. Erst im Februar hatte der Gemeinderat nach heftigen Protesten aus der Bürgerschaft die Pläne für ein Hotel an der Fischtreppe beerdigt. Und im Dezember formierte sich plötzlich Widerstand gegen den Bau von Wohnhäusern ein Stück weiter flussabwärts auf dem Gelände der ehemaligen Psychiatrie. Hier stoppte der Gemeinderat die Planung allerdings nicht.

Schulen und Infrastruktur sind die Herausforderungen

Eines der drängendsten Probleme in Nürtingen ist der Sanierungsstau an den Schulen. Zahlreiche Gebäude aus den 1970er-Jahren sind inzwischen reparaturbedürftig. Auch in den Ausbau der Kinderbetreuung muss die Stadt investieren. Angesichts einer sich abschwächenden Konjunktur und eines absehbaren Rückgangs der Einnahmen aus der Gewerbesteuer wird die Stadt zur Finanzierung von Aufgaben unter anderem auch an der Steuer- und Gebührenschraube drehen.

Ein Aufreger in Kommunen sind meistens auch Baustellen. In Nürtingen hat die stark befahrene Bundesstraße 313 den Autofahrern die Zornesröte ins Gesicht steigen lassen. Über Monate hinweg musste die Verkehrsader saniert werden. Gerade zu den Berufszeiten sind Staus und Zeitverluste an der Tagesordnung gewesen. Anfang Oktober waren die Arbeiten im Zeitplan abgeschlossen. Doch zeichnen sich bereits die nächsten Behinderungen ab, wenn im Frühjahr mit der Neuffener Straße die Sanierung einer weiteren Hauptverkehrsachse ansteht.

Feierlichkeiten und berühmte Stadtkinder

Nürtingen versteht sich als die Heimatstadt Friedrich Hölderlins. Keine Frage, dass die Kommune im nächsten Jahr den 250. Geburtstag des Dichters gebührend feiern will. Eigentlich hätte der Umbau und die Modernisierung des Hölderlinhauses zum 20. März fertig sein sollen. Daraus wird nichts, denn die Arbeiten beginnen erst im April. Dessen ungeachtet wird es in der Stadt einen bunten Reigen von Jubiläumsveranstaltungen geben. Wenn dann voraussichtlich im November 2021 das Hölderlinhaus fertig wird, ist dies dann der Abschluss eines mehr als zehnjährigen Planungsprozesses.

Auch im jetzt ausklingenden Jahr gab es einen runden Geburtstag zu feiern: am 3. Oktober den 100. von Hildegard Ruoff. Die Grand Dame der Nürtinger Kunstszene setzt auch im hohen Alter mit der Stiftung Ruoff nach wie vor künstlerische Ausrufezeichen, die weit über die Stadtgrenzen hinaus Beachtung finden.