Das deutlich geringere Verkehrsaufkommen im Corona-Krisenjahr 2020 sorgte für gute Luft. Foto: dpa/Andreas Rosar

Klimawandel? Für die LUBW keine Frage. Zu wenig Wasser im Sommer, dafür mehr Sturzfluten, wenn’s mal regnet. Vorbeugen kann helfen. Letztlich auch dem Rotmilan.

Karlsruhe - In Baden-Württemberg war die Luft im vergangenen Jahr so sauber wie noch nie seit Beginn der Messungen im Jahr 1994. Die Präsidentin der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW), Eva Bell, sieht zwar durchaus auch einen Zusammenhang mit dem deutlich geringeren Verkehrsaufkommen wegen des Corona-Lockdowns. Bei der Vorstellung der Jahresbroschüre ihrer Behörde am Mittwoch in Karlsruhe verwies sie aber auf eine schon längere positive Entwicklung der Luftqualität in Baden-Württemberg.

Nachdem die Grenzwerte für Feinstaub bereits seit dem Jahr 2018 eingehalten wurden, sei nun auch die Stickstoffdioxidkonzentration gesunken: Nur noch in den Städten Stuttgart und Ludwigsburg sei der Jahresgrenzwert 2020 überschritten worden.

Das Land steht dafür vor anderen Herausforderungen: So warnte Bell vor einer steigenden Ozonbelastung durch mehr heiße Sommer. Die klimatischen Veränderungen der letzten Jahrzehnte seien unverkennbar: So war nach den Jahren 2015 und 2018 das vergangene Jahr innerhalb kurzer Zeit bereits das dritte Jahr mit einem nahezu landesweiten Niederschlagsdefizit, so Bell. Die Summe der Niederschläge im Jahr 2020 seien um 17 Prozent niedriger als im Vergleichszeitraum 1961-1990 gewesen. „Die letzte Nassperiode liegt inzwischen 20 Jahre zurück.“ Den Klimamodellen zufolge könnten in 50 Jahren heiße, trockene Sommer vorherrschen, sagte sie.

Warn-App für Sturzfluten soll kommen

Weil Sturzfluten durch Starkregen wie in Braunsbach (Kreis Schwäbisch Hall) am 29. Mai 2016 große Schäden anrichten können, wollen die LUBW-Experten nach dem Vorbild der Hochwasser-Vorhersagezentrale (HVZ) einen Warndienst vor Sturzfluten bieten. Sie peilen eine Warn-App für das Smartphone an - man sei dabei aber noch am Anfang der Entwicklung, sagte die LUBW-Präsidentin.

Auf rechtzeitige Infos der Umweltanstalt sind nicht nur Menschen angewiesen: Um den Greifvogel Rotmilan zu schützen, hat die LUBW erneut eine Bestandsaufnahme gemacht. Danach leben in Baden-Württemberg 4100 bis 4500 Brutpaare - die bundesweit größte Teilpopulation. Die im Jahr 2020 ermittelte Siedlungsdichte für den Rotmilan liegt demnach bei vier Revierpaaren auf 34 Quadratkilometern. Diese Kennzahl ist wichtig für die Planung von neuen Windrädern, erläuterte Bell. Denn die sollen nicht in Gegenden entstehen, wo sich der Rotmilan heimisch fühlt.