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Laut Bericht des Regierungspräsidiums hat es mehr Flüge, aber weniger Beschwerden von Anwohnern des Flughafens gegeben. In Plieningen sind die Meinungen dazu zwiegespalten.

Plieningen/Birkach - Der Jahresbericht 2015 des Regierungspräsidiums Stuttgart zum Lärmschutz am Flughafen ist da: Trotz leicht gestiegener Flugbewegungen sind die Beschwerden um 36 Prozent zurückgegangen, von 1156 im Vorjahr auf 738. Das wertet Regierungspräsident Wolfgang Reimer als Erfolg. „Auf Initiative unseres Lärmschutzbeauftragten achtet die Deutsche Flugsicherung vermehrt darauf, dass Wohngebiete deutlich weniger überflogen werden“, sagt er. „Nach unserer Einschätzung trägt dies mit zum Erfolg für die signifikante Abnahme von Beschwerden zu Flugstreckenabweichungen bei.“

Laut Bericht werden die nächtlichen Postflüge „ausschließlich mit besonders leisen Flugzeugen“ durchgeführt, darauf seien die fallenden Beschwerdezahlen im Nachtflugverkehr zurückzuführen. 77 Prozent der Nachtflüge sind solche Postflüge. Diese Nachtflüge empfindet die Anwohnerin Sabine Maier allerdings immer noch als sehr laut. Sie lebt seit sechs Jahren im Wohngebiet Schießhausstraße und hat keine Verbesserung festgestellt. „Es gibt gute Tage, es kommt immer darauf an, wie der Wind steht“, sagt sie. Beschwert hat sie sich noch nicht: „Wir wohnen nahe am Flughafen, das haben wir ja vorher gewusst.“ Was sie sich dennoch wünscht: „Weniger Lärm, wenn die Flugzeuge im Winter morgens enteist werden.“ Das gehe um 5 Uhr morgens los, „so richtig turbomäßig Richtung Plieningen. Das ist sehr, sehr laut.“

Häufige Beschwerdegeber fallen aus der Statistik

In der Plieninger Lokalpolitik sind die Ansichten zum Bericht unterschiedlich. Michael Wörner (CDU) hat keine nennenswerten Probleme oder Verbesserungen ausgemacht. Auch er sagt, dass es auf die Windrichtung ankäme: „Mal hört man was, und mal nicht.“ Bürgerbeschwerden seien aktuell nicht eingegangen, auf den Bericht gibt er trotzdem nicht viel: „Das Lärmproblem besteht ja unverändert.“ Gerhard Hütter (SÖS-Linke-Plus) stellt den Bericht in Frage, da diejenigen, die sich regelmäßig und häufig beschweren, nicht in die Statistik aufgenommen werden: „Das ist dann wenig aussagekräftig.“ Laut Behörden würden die regelmäßigen Klageführer das Bild verfälschen. Hütter sieht das genau andersherum. Weiterhin sei der Lärm am Flughafen ein Problem: „Wenn sich die Flugzeuge in Richtung Plieningen warmlaufen, ist das beispielsweise sehr laut.“ Ebenso würden sich die Kleinflugzeuge vor allem am Wochenende nicht an vereinbarte Routen halten.

Nachtflugverbot muss bleiben

Walter Schnee (Grüne) hat dagegen eine leichte Verbesserung festgestellt. „Die Lärmbelastung ist etwas weniger geworden, es sind jüngst auch keine Beschwerden von Bürgern gekommen.“ Der Flughafen habe sich offensichtlich bemüht. „Es wird am Flughafen immer Lärm geben, den wir nicht gut finden“, stellt er klar, „den wir ihm aber nicht ständig zum Vorwurf machen können.“ Er habe außerdem keine Anhaltspunkte dafür, dass die Bedenken nicht ernst genommen werden: „Wenn der Bezirksbeirat es fordert, kommt immer ein Vertreter in der Sitzung vorbei. Der Flughafen reagiert da sehr sensibel.“ Auch Thilo Reith (FDP) hat den Eindruck, dass es nachts leiser geworden sei, das erzählten ihm auch die Bürger: „Die lauten Propellermaschinen waren 2014 noch nicht im Nachtflugverbot drin, jetzt sind sie es. Ich denke, das merkt man.“

Für Joachim Schlette vom Ortsverband der SPD hat sich wenig verändert. „In meiner persönlichen Wahrnehmung sind die Flüge am frühen Morgen etwas weniger geworden, die Postflieger hört man nachts aber immer noch.“ Was ihm am Herzen liegt: „Das Nachtflugverbot muss bleiben und darf nicht aufgeweicht werden.“

2015 gab es laut Lärmschutzbericht 201 Beschwerden zu Nachtflügen. Nachtflüge werden vom Lärmschutzbeauftragten auf Einhaltung der Nachtflugbeschränkung nachträglich überprüft. In lediglich einem Fall ist ein Verstoß gegen diese Vorgaben festgestellt und angezeigt worden.