Imkern bringt viel Arbeit mit sich, trotzdem liebt Boris Schieber sein Hobby. Foto: Gottfried Stoppel

Vor Stichen hat Boris Schieber schon lange keine Angst mehr: Seit 16 Jahren ist er begeisterter Imker und immer wieder aufs Neue von den fleißigen Pollensammlern fasziniert. Eines seiner Völker werden wir mit einer kleinen Serie durch das Jahr der Biene begleiten.

Murrhardt - Etwa 16 Jahre ist es her, dass Boris Schieber eines Morgens aufgewacht ist und dachte: Ich brauche Bienen. „Keine Ahnung, wo dieser Gedanke plötzlich herkam“, erzählt der heute 44-Jährige. Zwar hatte bereits sein Opa Bienen, aber die hatten ihn als Kind eher abgeschreckt. „Das waren damals Landbienen, die aggressiver waren als die Bienen heute. Da hatte ich großen Respekt“, sagt Schieber. Das Bienenhaus vom Opa am Hördthof und die alten Gerätschaften waren aber noch vorhanden. Und so konnte der Enkel relativ einfach in Großvaters Fußstapfen treten.

Das Hobby finanziert er mit Honig und Ablegern

Angefangen hat Boris Schieber mit einer einzigen Königin. Der damalige Vorsitzende der Murrhardter Imker half dem Neuling bei seinen ersten Schritten. „Die Imkerei ist schon so etwas wie ein aussterbendes Hobby. Wenn sich ein junger Bursche dafür interessiert, wird die Erfahrung gerne weitergegeben“, erzählt Schieber, der sehr schnell damit anfing, eigene Ableger zu bilden. „Davor scheuen sich viele Imker, weil man damit natürlich die Völker schwächt, wenn man die schönsten Eier wegnimmt. Außerdem ist es auch eine sehr filigrane Arbeit“, erläutert Schieber.

Er nutzt aber den Verkauf von Ablegern, um ein paar Euro zu verdienen, denn in finanzieller Hinsicht ist die Imkerei nur selten ein Nullsummenspiel. „Man muss Zuckerwasser kaufen, Rahmen für die Kästen, und so weiter“, sagt Schieber, der darüber hinaus Honig verkauft: „Letztes Jahr konnte ich fast den ganzen Ertrag einem Kollegen geben, der Met daraus macht.“

Imkern als Ausgleich zum Bürojob

Aber es sind auch weniger die monetären Gesichtspunkte, die das Hobby für Boris Schieber besonders reizvoll machen. „Das Imkern ist für mich ein Ausgleich zum Bürojob“, sagt der Konstrukteur. Er mag den besonderen Geruch im Bienenhaus, das Arbeiten in der Natur und dann natürlich die Tiere selbst. „Es ist faszinierend, wie in dieser Masse an Bienen alles ineinandergreift, wie jeder dort seine Aufgabe hat.“ Auch die Entwicklung der Völker findet er jedes Jahr aufs Neue spannend. „Im Frühling hat man einen kleinen Haufen, der den Winter überlebt hat. Und aus diesem werden bis zum Sommer pro Volk etwa 35 000 Bienen.“

Und obwohl es bei dieser Masse fast keine Rolle spielt, ob mal die eine oder andere Biene bei seinen Arbeiten an den Waben zerdrückt wird, passt Boris Schieber immer gut auf. „Ich mag es eigentlich auch nicht, wenn ich eine Königin töten muss. Aber das muss manchmal sein, damit das Volk überleben kann“, sagt Schieber, der am liebsten ohne Schleier und Handschuhe arbeitet. „An den Händen bin ich inzwischen abgehärtet, nur im Gesicht ist es immer noch unangenehm, wenn ich gestochen werde.“ Die Tiere hält er sich durch Rauch und mithilfe eines Wasserzerstäubers vom Leib.

Der Imker kümmert sich gerade um 21 Bienenvölker

Zurzeit hat Boris Schieber insgesamt stattliche 21 Völker – das aber eher unfreiwillig. „Von einem Imker, der aufgehört hat, haben wir drei Völker übernommen, und dann haben wir auch noch bei einer Tombola Völker gewonnen“, erzählt er und lacht. Allerdings möchte der Murrhardter Hobbyimker wieder einige davon abgeben, „denn das wird einfach zu viel“.

Gerade zwischen April und Juni sei die Imkerei sehr intensiv. „Wenn ich dann meine Familie im Freibad abliefere und weiter zu den Bienen fahren muss, dann frage ich mich schon, warum ich das mache“, sagt der zweifache Vater. Aber letztendlich weiß der Murrhardter Imker, warum er seinem Hobby treu bleibt: „Ich arbeite einfach gerne mit den Bienen.“

Unsere Zeitungsbienen

Serie:
Was macht eigentlich ein Imker das ganze Jahr? Wie kommt der Honig ins Glas? Und welche Schädlinge bedrohen die Bienen? Mit einer kleinen Serie wollen wir ein Volk von Boris Schieber durch die Saison begleiten.

Volk:
Unsere Zeitungsbienen sind noch ein recht junges Volk: Die Königin hat Imker Boris Schieber erst im vergangenen Jahr von der Uni Hohenheim geholt. Und trotzdem ist das Volk sehr gut über den Winter gekommen, etwa zwischen 6000 und 8000 Untertanen hat die Königin bereits in ihrem Stock.

Rasse:
Die Zeitungsbienen gehören, so wie alle anderen Bienen, mit denen Boris Schieber arbeitet, der Carnica-Rasse an. Diese zählt mittlerweile zur wichtigsten Bienenrasse im deutschen Raum. Durch Zucht und Selektion wurde erreicht, dass diese Bienen sehr sanftmütig und fleißig sind. Aufgrund ihrer Herkunft aus Kärnten gelten sie als winterresistent.