In kleinen Gruppen führten die Viertklässler Interviews mit den Ex-Schülern. Foto: Fatma Tetik

Ehemalige Schüler der Jahnschule in Filderstadt-Harthausen haben Viertklässlern von ihrem Werdegang nach ihrem Hauptschulabschluss berichtet. Die Aktion soll Schüler werben, denn sowohl Eltern als auch Kinder haben „eine falsche Vorstellung von der Werkrealschule“, sagt der Schulleiter.

Harthausen - Die Jahnschule hat ehemalige Hauptschüler eingeladen, die den Viertklässlern von ihrem Werdegang nach dem Abschluss erzählen. Denn die Zahl der Haupt- und Werkrealschüler geht in ganz Baden-Württemberg zurück. Viele Schulen mussten geschlossen werden, da sie die notwendigen Anmeldezahlen nicht mehr erreichen konnten. Seit dem Wegfall der verbindlichen Grundschulempfehlung melden Eltern ihren Nachwuchs verstärkt auf Realschulen, Gymnasien oder Gemeinschaftsschulen an. Dabei täte es vielen Schülern gut, die Werkrealschule zu besuchen. Diese Meinung vertritt der Schulleiter der Werkrealschule Jahnschule in Harthausen, Ullrich Heller. „Sowohl Eltern als auch Schüler haben eine falsche Vorstellung von der Werkrealschule“, schildert er.

Der Grund sei das gesellschaftlich schlechte Image der Schulart, das nach wie vor in den Köpfen verankert sei. Laut Heller deutet das bisherige Interesse zwar darauf hin, dass die Harthausener Werkrealschule auch im kommenden Schuljahr fünfte Klassen bilden kann. Dennoch möchte die Schule mit der ungewöhnlichen Aktion für sich werben.

Den Erzählungen der „alten Hasen“ lauschen

Gespannt lauschten die kleinen Grundschüler den Erzählungen der „alten Hasen“. „Hier zu sein, fühlt sich an, als wäre ich in die Heimat zurückgekehrt. Ich hatte eine tolle Zeit an der Jahnschule“, schilderte Chalil Lutfi, der 2011 seinen Hauptschulabschluss dort gemacht hat. Nach seinem Abgang von der Hauptschule holte Lutfi die Mittlere Reife und schließlich auch das Abitur nach. Demnächst startet er sein Studium in Lebensmittelwissenschaft.

Moritz Löffler hat 2009 seinen Hauptschulabschluss an der Jahnschule gemacht. „Danach wusste ich nicht so richtig, was ich machen soll“, so der 24-Jährige. Auch er holte die Mittlere Reife und das Fachabitur nach und absolvierte ein Freiwilliges Soziales Jahr bei der Lebenshilfe. Mittlerweile ist der junge Mann beim Kreisjugendring Esslingen als Erzieher an einer Grundschule angestellt. „Die Arbeit mit den Kindern macht mir großen Spaß“, so Löffler.

Für Sarina Schaaf stand indes noch vor dem Hauptschulabschluss im Jahr 2009 fest, dass sie etwas Handwerkliches machen möchte. Nach einem Praktikum in einer Metzgerei war der Berufswunsch gefallen. Die 23-Jährige arbeitet als Metzgerin in Bonlanden. „Das war die beste Entscheidung für mich, ich bin sehr glücklich in meiner Arbeit“, so Schaaf.

„Absolventen der Werkrealschule stehen alle Wege offen“

Im Anschluss an die Vorstellungsrunde fühlten die Grundschüler den Ehemaligen in kleinen Gruppengesprächen auf den Zahn. Die Fragebögen mit den Antworten der Ex-Schüler werden beim Tag der Offenen Tür am 30. März (16.30 bis 18.30 Uhr) in der Aula der Schule ausgestellt. An diesem Tag stellt sich die Werkrealschule mit ihrem breit gefächerten Angebot interessierten Eltern vor. Die Fragebögen sollen zudem verdeutlichen, dass der Besuch der Werkrealschule viele Möglichkeiten bietet. „Den Absolventen der Werkrealschule stehen alle Wege offen. Egal wofür sich die Schüler letztlich entscheiden“, betont Schulleiter Ullrich Heller. Die Werkrealschule könne Sprungbrett sowohl in einen handwerklichen oder technischen Ausbildungsberuf als auch in ein Studium sein.

Am Ende der Veranstaltung gab Denise Lecis Neuntklässlern, die spontan dazu gekommen waren, noch Tipps für die Zeit nach der Schule. „Ich habe lange und oft an meinem Weg gezweifelt. Die vielen Absagen auf meine Bewerbungen waren frustrierend. Ich habe aber nicht aufgegeben. Lasst euch nicht entmutigen und geht euren Weg“, so die 24-Jährige, die parallel zu ihrer Ausbildung als Krankenschwester in Ludwigsburg Pflege studiert. Schulleiter Ullrich Heller, der nach einer Steinbildhauerlehre selbst über den zweiten Bildungsweg zum Schulwesen gekommen ist, zeigte sich erfreut über die Veranstaltung. Es sei gut möglich, derartige Treffen künftig regelmäßig anzubieten.