Die Nachwuchs-Imker der Jahnschule in Harthausen sind von Unternehmer Reinhold Würth und Kultusminister Andreas Stoch für ihr vorbildliches Engagement ausgezeichnet worden.
Filderstadt - Nicht viele Schulbuben kommen in den Genuss, dem Kultusminister auf großer Bühne die Hand schütteln zu dürfen. Noch weniger teilen das ungewöhnliche Erlebnis, von einem millionenschweren Unternehmer für ihre ausgezeichnete Arbeit beglückwünscht worden zu sein. Und kaum jemand kann von sich behaupten, im Alter von gerade mal 14 Jahren vor den gut 300 geladenen Gästen im ehrwürdigen Bad Cannstatter Kursaal erklärt zu haben, wie eigentlich das Geschäft mit den Bienen funktioniert.
Tom-Lukas Klein, Grischa Novák, Johnny Messerknecht und ihre Kollegen von der Jahnschule in Harthausen sind seit Dienstag nicht nur um diese drei Erfahrungen reicher. Sie dürfen sich auch über ein Preisgeld von immerhin 2000 Euro für ihre kleine Schülerfirma freuen. Denn mit der Idee, durch erfolgreiche Bienenzucht und die fleißige Produktion von Blütenhonig und Wachskerzen auch wichtige wirtschaftliche Zusammenhänge zu vermitteln, heimste die Grund- und Werkrealschule aus dem Filderstädter Ortsteil den dritten Platz beim Würth-Bildungspreis ein.
Unternehmerisches Denken bei der Honigproduktion
Vergeben wird die Auszeichnung vom Kompetenzzentrum ökonomische Bildung in Baden-Württemberg, das der Künzels-auer Schraubenfabrikant Reinhold Würth vor zehn Jahren gegründet hat, um wirtschaftliches Denken auch im Lehrplan zu verankern. Auslöser war eine breit angelegte Studie mit 30 000 Teilnehmern, die deutliche Wissenslücken ans Licht brachte. Selbst Gymnasiasten in Ökonomiekursen zuckten bei erschreckend vielen Fragen nach den Spielregeln der Börse oder den Aufgaben eines Aufsichtsrats nur einigermaßen ratlos mit den Schultern.
Um unternehmerische Grundbegriffe in den Schulunterricht einzubauen, musste Würth allerdings dicke Bretter bohren. „Das kann ich meinen Lehrern nicht zumuten“, bekam der Firmenchef zur Antwort, als er mit der Bitte um mehr Wirtschaftswissen bei der früheren Kultusministerin Annette Schavan (CDU) vorsprach.
Im neuen Bildungsplan soll Wirtschaft ein Pflichtfach sein
Beim aktuell amtierenden Nachfolger Andreas Stoch (SPD) hört sich das schon etwas anders an: „Wir wollen Wirtschaft mit dem neuen Bildungsplan zum Pflichtfach machen“, bestätigte der Politiker, dass durch Seminare für Lehrkräfte und Events wie den Bildungspreis auch Vorbehalte unter den Pädagogen abgebaut wurden. Eine Neuauflage der einstigen Studie solle auch zeigen, wie es inzwischen um das ökonomische Grundwissen der Schüler im Land bestellt ist.
Vergleichsweise wenig Schwierigkeiten mit dem Thema dürften freilich Kinder und Jugendliche haben, die sich in einer Schülerfirma als Unternehmer üben – und in ihrer Freizeit ein bemerkenswertes Engagement zeigen. „Ich weiß nicht, wie viele Überstunden die Jungs in den vergangenen Wochen gemacht haben. Das sind mittlerweile absolute Fachleute für die Bienenzucht“, lobt Thomas Niemela. Der Lehrer betreut gemeinsam mit seiner Kollegin Patricia Weißenhorn die Nachwuchs-Imker der Jahnschule – und war wie Rektor Ullrich Heller, der städtische Schulchef Jens Theobaldt und OB Christoph Traub selbstverständlich auch bei der Bildungspreis-Verleihung vor Ort.
Preisgeld wird wohl in Schutzanzüge investiert
Übrigens: Der dritte Platz für die Bienenzüchter ist längst nicht die einzige besondere Auszeichnung, über die sich die Jahnschule Harthausen in der Vergangenheit freuen konnte – auch dem Schülerkochpokal mit der Reise als Landesvertreter nach Erfurt, dem mehrfach preisgekrönten Schulgarten oder den jüngst beim Wettbewerb „Rad-Art“ ausgezeichneten Grundschülern zollt der Rektor für ihre Leistungen höchsten Respekt.
Was mit dem Preisgeld geschieht, ist noch nicht klar. Thomas Niemela geht davon aus, dass die Aktionärsversammlung den Kauf zusätzlicher Imker-Anzüge samt Schleier beschließt. Den Plan, eine eigene Honigschleuder zu kaufen, haben die Jungs nämlich verworfen. „Es ist viel günstiger für uns, wenn wir die bei Bedarf ausleihen“, hieß es keck auf der Bühne.
Mit der Frauenquote übrigens haben die Nachwuchs-Imker keine Mühe: „100 Prozent unserer Führungskräfte sind weiblich“, war bei der Preisverleihung mit Blick auf die schließlich von Königinnen regierten fünf Bienenstöcke zu hören. „Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf“, so die knitze Folgerung, „ist bei unseren Bienen kein Problem“.