Das Erlegen von Wildschweinen will gelernt sein. Die Jäger im Kreis können die Jagd auf Schwarzkittel auf der Keilerbahn in Sindelfingen nun wieder gefahrenfrei üben. Foto: factum/Bach

Weil sie beim Jagen seit dem vergangenen Jahr eine neue, bleifreie Munition mit veränderten Eigenschaft einsetzen müssen, hat die Kreisjägervereinigung Böblingen ihre Schießbahn erneuert, da auch die Rückpralleigenschaft der Munition anders als die lange Jahre verwendete hat. Die Anlage ist nun die modernste im Land.

Böblingen - Die sogenannte Keilerbahn des Kreisjägervereinigung Böblingen auf der Anlage der Schützengilde Sindelfingen ist seit Anfang November wieder in Betrieb. Auf diese hatten die Jäger aus dem Landkreis Böblingen in den vergangenen Monaten verzichten müssen, weil sie grundlegend saniert wurde. Der Grund: der Einsatz von bleihaltiger Munition ist bei der Jagd in Baden-Württemberg seit dem 1. April des vergangenen Jahres verboten. Die seit 1989 bestehende Anlage „Laufender Keiler“ mit 50 Meter Bahnlänge, auf der der Abschuss Wildschweinen geübt wird, war für die neue Munition aufgrund veränderter Abpralleigenschaften aber nicht mehr geeignet. Sie musste daher so modifiziert werden, dass die neue Munition gefahrlos beim Training für die Bewegungsjagden genutzt werden kann.

Umbau ist inzwischen erledigt

Inzwischen ist der Umbau erledigt, die Schießstätte damit die modernste ihrer Art für Jäger im Südwesten. Im kommenden Jahr soll auch die 35 Meter lange Bahn, auf der die Jagd von Hasen geübt werden kann, modernisiert werden. Rund 25 000 bis 30 000 Euro hat allein die Modernisierung der Keilerbahn nach Informationen des Kreisjägermeisters Claus Kissel gekostet. Mit ähnlich hohen Kosten rechnet er bei der noch anstehenden Sanierung der Bahn mit dem sogenannten Kipphasen.

Dass sich rund 35 Jäger „mit sehr großem Engagement und Fachwissen“, beim Umbau eingebracht haben, freut Kissel außerordentlich. „Anders hätten wir uns die Maßnahme wohl auch kaum leisten können“, sagt er. Ihm war es aber wichtig, dass die Anlage nach dem Inkrafttreten des Ende 2014 beschlossenen Jagd- und Wildtiermanagementgesetzes für Baden-Württemberg „schnell nach den aktuellen Standards“ umgerüstet wurde. Sonst hätte die Sicherheit der Jäger auf der Trainingsanlage bei möglichen Abprallern der neuen Munition nur bedingt gewährleistet werden können. „Das Problem ist, dass sich die neue Munition völlig anders verhält als die seither genutzte“, erklärt Claus Kissel.

Einstimmiger Beschluss

Einstimmig hatte die Hauptversammlung der Kreisjägervereinigung den Umbau der Anlage trotz der hohen Kosten von bis zu 70 000 Euro Anfang des Jahres beschlossen. Einen Teil der Ausgaben hoffen die Jäger vom Land erstattet zu bekommen. Die Keilerbahn wurde nach der Planung eines Experten und mit dessen Unterstützung realisiert. Als sehr kostenintensiv erwies sich dabei vor allem der Einbau von Panzerstahlplatten aus Hardox-500-Stahl. „Diese Platten weisen ideale Eigenschaften beim Beschuss auf“, sagt Kissel. Denn für ihn steht außer Frage: „Es geht um die größtmögliche Sicherheit: Keine Kugel darf den Schießstand verlassen.“

Alte Schutzblenden wurden ersetzt, Holzverkleidungen demontiert und durch Spezialmatten aus Gummi ersetzt, ein Sandkugelfang in die Anlage integriert und nicht zuletzt der durch die seither genutzte Bleimunition kontaminierte Boden ausgetauscht. Dass die modernisierte Anlage den gesetzlichen Vorgaben entspricht, hat die Abnahme durch einen Schießstandsachverständigen gezeigt. Künftig wird die Anlage alle vier Jahre überprüft.

Keilerbahn ist für das Training der Bewegtjagd enorm wichtig

Die Keilerbahn ist für die hiesigen Jäger laut Kissel enorm wichtig. Denn wer in der Form einer Bewegungsjagd Wildschweine erlegen will, um durch die Rotten verursachte Schäden im eigenen Revier zu verhindern, muss jährlich einen Treffsicherheitsnachweis erbringen und erhält bei bestandener Prüfung die sogenannte Keilernadel. Aus diesem Grund hält es Kissel auch für wichtig, dass die Jäger regelmäßig das Jagen von Schwarzkitteln üben. Denn die cleveren Tiere, deren Population seit Jahren weiter steigt, stellten die Jäger vor besondere Herausforderungen, denen man ohne Übung nur schwer gerecht werde.