Der Druck auf Wildtiere wie Rehe wird im Wald und auf Wiesen in der Corona-Pandemie immer größer. Foto: dpa/Boris Roessler

In Schorndorf musste am Sonntag ein gehetztes und verletztes Reh erlegt werden. Der Schorndorfer Hegeringleiter Werner Groß bittet vor allem Hundehalter um mehr Rücksicht in Wald und Wiese.

Schorndorf - Zwei Kitze hätte das Reh in einigen Monaten zur Welt gebracht. Doch ein Jäger musste es am Sonntagvormittag von seinem Leid erlösen. „Es hatte sich in einem Zaun verfangen, ist also vermutlich in großer Panik geflüchtet“, erzählt Werner Groß, Leiter des Hegerings Schorndorf. Spaziergänger oder Reiter würden einen solchen Reflex nicht auslösen: „Das ist vor einem Hund davon gerannt“, ist sich Werner Groß sicher.

Das Jahr ist noch jung, und schon drei mutmaßlich gehetzte und verletzte Rehe mussten allein in seinem Revier bei Schorndorf erlöst werden. „Aber dieses Mal war es besonders traurig.“ Deswegen hat sich Werner Groß entschieden, von seinen Erlebnissen zu berichten. Nicht, um den moralischen Zeigefinger zu heben. Und bestimmt nicht, weil er das Reh gerne selbst auf der Jagd geschossen hätte. „Da darf man mich nicht falsch verstehen.“

Nein, Werner Groß möchte aufklären. Zum Beispiel darüber, dass Rehe eben nicht nur tief im Wald, sondern auch auf der Wiese unterwegs sind. „Das ist ihr Wohnzimmer.“ Doch gerade in den letzten Monaten habe der Druck auf das Wild enorm zugenommen: „Es gibt immer mehr Hunde. Viele haben sich während der Pandemie einen neu zugelegt, aber bekommen keine Anleitung, weil Hundeschulen oder -plätze geschlossen sind.“

Groß würde einen Hundeführerschein gut finden: „Die Grundregeln sollten bekannt sein.“ Für ihn sei völlig klar, dass sein Hund an der Leine bleibe, wenn er zum Beispiel an der Rems spazieren gehe. Nahezu jeder Hund hätte noch einen Jagdinstinkt: „Ein großer Hund ist so schnell wie ein Reh.“

Werner Groß schätzt, dass vergangenes Jahr im Hegering Schorndorf mindestens 40 Prozent des Wilds ohne Zutun eines Jägers zu Tode kam, also bei Unfällen mit Autos oder infolge von panischen Fluchtversuchen. Zweimal habe er vergangenes Jahr zwei Hunde und ihre Halter in flagranti erwischt: „Wenn der Hund tiefrot ist, dann kann man es nicht groß leugnen.“

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