Mutiert zum Superhelden: Chris Pine (vorne) als CIA-Agent Jack Ryan. Foto: Verleih

Anlaufschwierigkeiten: Kenneth Branagh startet mit Chris Pine die Jack-Ryan-Agentenreihe neu.

Filmkritik und Trailer zum Kinofilm "Jack Ryan: Shadow Recruit"

Stuttgart - Als Nachfolger von William Shatner auf der Brücke des Raumschiffs Enterprise punktet Chris Pine, er füllt die Rolle des Captain Kirk aus und hat „Star Trek“ einen neuen Frühling beschert. Nun ist er ein Star, der für Heldenrollen prädestiniert scheint. Selbige aber sind oft eindimensional – wie im zweiten Teil des Reboots von Jack Ryan.

Den intelligenten Agenten des US-Autors Tom Clancy hat zweimal Harrison Ford verkörpert („Die Stunde der Patrioten“, 1992, „Das Kartell“, 1994), einmal Alec Baldwin („Jagd auf Roter Oktober“, 1990), einmal Ben Affleck („Der Anschlag“, 2002). Nun zeigt Kenneth Branagh („Heinrich V.“, 1989) mit Pine die Entwicklung des Agenten und startet die Reihe neu in der Gegenwart – mit einer Geschichte, die stark an den Kalten Krieg erinnert.

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Wirtschaftsstudent Ryan meldet sich nach dem Attentat auf das New Yorker World Trade Center im September 2011 freiwillig nach Afghanistan, wird verwundet und in der Reha von der CIA rekrutiert (nervtötend ernst: Kevin Costner): Er soll als Broker Angriffe auf die US-Wirtschaft vereiteln. Dies plant der russische Oligarch Cherevin (Branagh). Ryan reist nach Moskau, wo er sofort töten muss – was ihm zu schaffen macht, wie Pine glaubhaft vermittelt. Das Spiel mit Cherevin ist spannend inszeniert wie auch Ryans Coup. Dann entführt der als Terrorist nicht hinreichend motivierte Russe die Freundin Ryans, der nun zum Superhelden mutiert: Er springt, fährt, schlägt, schießt, als hätte er nie eine Wirbelsäulenverletzung gehabt, und er schließt messerscharf Großes aus kleinsten Indizien, während Costner als Mentor immer blasser wird. Da kippt die Balance, anders als etwa bei Robert Redford und Brad Pitt in „Spy Game“ (2001). Selbst ein beinharter Russe entkommt Ryan nicht, und am Ende passiert, was Forrest Gump (1992) so formulierte: „And then I was invited to see the president.“ Keira Knightley ist als brave Freundin unterfordert, sie hat eine starke Flirtszene mit Branagh, wirkt sonst aber so, als müsse sie sich bremsen. Und die Bildgestaltung ist grenzwertig: Branaghs Schwenk über Moskau ist ein schmieriger Farbschleier, und ständiges Kameragewackel wirkt nicht dynamisch, sondern nervt.

Am Ende ist es schade um die unpatriotische erste Stunde dieses Films. Sie könnte als Orientierung dienen, falls es zur Fortsetzung kommen sollte, die bei solchen Figuren ja vorprogrammiert ist.

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