Neuseelands Premierministerin Jacinda Ardern, und ihr Lebensgefährte, Clarke Gayford, haben im vergangenen Juni eine Tochter bekommen. Nach sechs Wochen war Ardern „back to work“. Foto: dpa

Für die 38-jährige Premierministerin von Neuseeland, Jacinda Ardern, kommt es nicht infrage, ihrem Mann einen Heiratsantrag zu machen. Trotzdem bezeichnet sie sich als überzeugte Feministin.

Stuttgart - Man muss sich nur trauen: „Würden Sie ihrem Lebensgefährten Clarke Gayford eine Heiratsantrag machen?“, fragte die BBC-Journalistin Victoria Derbyshire Neuseelands Premierministerin Jacinda Ardern am Ende eines politischen Interviews vor laufender Kamera. Die entschiedene Antwort folgte prompt: „Nein, ich würde nicht fragen, nein“, sagte sie und lachte laut, wie in einem Videoausschnitt des britischen „Guardian“ zu sehen ist.

Vor rund einem halben Jahr ist Neuseelands Premierministerin Jacinda Ardern Mutter geworden. Verheiratet ist sie mit dem Vater ihrer Tochter, Clarke Gayford, nicht. Die gemeinsame Tochter Neve war Mitte Juni in Auckland zur Welt gekommen.

Sie möchte, dass sich ihr Partner der Qual stellt

„Sie sind eine Feministin?“, fragte Derbyshire weiter. Selbstverständlich sei sie eine Feministin, antwortete die Premierministerin. Dennoch scheint es für sie keinen Zweifel zu geben, wer von den beiden wem die alles entscheidende Frage stellt.

Sie wolle, dass ihr Lebensgefährte sich ebenfalls dem Schmerz und der Qual stelle, die man empfinde, wenn man sich über diese Frage den Kopf zermartere, sagte Ardern lachend. Wenn sie ihm einen Heiratsantrag mache, würde sie ihn aus der Verantwortung nehmen.

Das Amt und die Mutterrolle zu vereinbaren sei „manchmal ein Kampf“

Die Moderation fragte Ardern auch, ob der Spagat zwischen dem Amt der Premierministerin und ihrer Rolle als Mutter schwierig sei. Die 38-Jährige sagte, es sei „manchmal ein Kampf“, aber diese Erfahrung gebe ihr einen einfühlsamen Einblick, wie andere Mütter ihren Alltag zwischen Familie und Beruf meistern würden.

Weltweit eine Ausnahme

Sechs Wochen nach der Geburt nahm Adern wieder auf dem Premierministersessel Platz. Ihr Lebensgefährte, ein Radio- und Fernsehmoderator, kümmert sich hauptsächlich um die gemeinsame Tochter. Die Schwangerschaft der Politikerin war im vergangenen Jahr immer wieder Thema gewesen, Ardern wurde als Vorbild gelobt. Dass Regierungschefinnen während ihrer Amtszeit ein Kind bekommen, ist weltweit eine Ausnahme. Vor der Neuseeländerin ist erst eine Premierministerin während ihrer Amtszeit Mutter geworden: die Pakistanerin Benazir Bhutto im Jahr 1990.