Wohnungen in Stuttgart waren immer begehrt – in der Pandemie ist die Nachfrage nur etwas gedämpft worden. Foto: dpa/Marijan Murat

Richtig eingeknickt ist der Wohnungsmarkt in Stuttgart nicht einmal während der schlimmsten Pandemie. Die Dynamik nahm nur ab. Jetzt wird sie wieder größer. Das zeigt sich auch bei den Vermarktungszeiten für die Objekte.

Stuttgart - Die Pandemie flaute ab – und die Dynamik am Stuttgarter Wohnungsmarkt legte nach einem leichten Dämpfer wieder zu. Nach dem Frühjahr habe das Marktgeschehen wieder deutlich angezogen, berichtete Stephan Kippes, Leiter des Marktforschungsinstituts beim Immobilienverband Deutschland (IVD) am Dienstag. Da stellte er den City-Report Stuttgart Herbst 2021 vor.

Kippes sagte dabei, die Eigentums- und Mietobjekte seien wieder rascher vermarktet worden. Auch die Preisdynamik am Kaufmarkt habe sich im ersten Halbjahr 2021 wieder beschleunigt und ein „beachtliches Niveau erreicht“. Von einem Abflachen der Preiskurve, das im Herbst des vergangenen Jahres eingesetzt hatte, habe man zuletzt wirklich nicht mehr reden können.

So sieht es beim Wohneigentum aus

Im Jahr 2020 seien Eigentumswohnungen in Stuttgart im Durchschnitt 9,5 Wochen auf dem Mark gewesen, im ersten Halbjahr 2021 nur noch 8,8 Wochen. Bei Häusern ging die Vermarktungszeit von 8,7 auf 8,3 Wochen zurück. Für eine Eigentumswohnung aus dem Bestand mit gutem Wohnwert werde in diesem Herbst ein durchschnittlicher Quadratmeterpreis von 5700 Euro bezahlt. Im oberen Preissegment mit bester Ausstattung würden für Wohnungen Kaufpreise von 11 000 Euro aufwärts verlangt. Allerdings sei hier seit einigen Jahren eine gewisse Marktsättigung erreicht.

Beim Segment der Häuser registriere man wegen des knappen Angebots und des Mangels an Neubauflächen weiterhin wenig Dynamik. Ein Einfamilienhaus aus dem Bestand mit gutem Wohnwert koste in Stuttgart gegenwärtig durchschnittlich 1 310 000 Euro, sagte das IVD-Vorstandsmitglied Cornelia Traub. Eine vergleichbare Doppelhaushälfte liege bei rund 800 000 Euro. Für ein Einfamilienhaus koste ein Bauplatz in guter Wohnlage im Herbst 2021 im Schnitt 1550 Euro pro Quadratmeter, der für Geschosswohnungsbau 2040 Euro.

So sieht es auf dem Mietwohnungsmarkt aus

Auch hier ziehe die Nachfrage mit dem Zurückdrängen des Coronavirus allmählich wieder an, sagte der IVD-Markt-Berichterstatter Jörg Kinkel. Allerdings beobachte man eine spürbare Preissensibilität, wenn der Standard zu wünschen übrig lasse, Wohnung etwa keinen Balkon oder das Haus keinen Aufzug besitze. Sie fänden jetzt etwas schwerer ihren Abnehmer, wohingegen sie vor der Coronakrise im Sogeffekt mitgezogen worden seien.

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Laut den aktuellen IVD-Erhebungen sind bei Altbauwohnungen zurzeit 15,50 Euro Miete pro Quadratmeter fällig, bei anderen Wohnungen aus dem Bestand 15,40 Euro, bei neuen Mietwohnungen 16,80 Euro – jeweils bei gutem Wohnwert der Objekte. Im Vergleich zum vorigen Herbst bedeute das eine Mietsteigerung von weniger als einem Prozent. Die Mietpreisbremse habe den Anstieg der Mieten in Stuttgart gebremst, urteilt das IVD-Institut.

So sieht es beim Gewerbe aus

Der stationäre Einzelhandel habe Anfang 2021 mit Konzepten wie Click & Collect und dem Ausbau des Onlinehandels um sein Überleben gekämpft, resümierte das IVD-Institut, dennoch hätten sich in Stuttgart bis hin zu den Top-Lagen Leerstände ergeben. Jetzt seien die „seit dem ersten Lockdown gesunkenen Abschlussmieten für Ladenlokale weiter im Sinken, wenn auch mit abgeschwächter Dynamik“. Um die Innenstadt wieder für Besucher attraktiver zu machen und Leerstände zu vermeiden, wünschte sich das IVD-Institut zweierlei: dass die Stadt Veranstaltungen und Events in der Innenstadt fördert und leerstehende Gewerbeflächen mit temporären, wechselnden Concept- und Pop-up-Stores bespielt werden. Helfen könnten auch neue Ladenschlusszeiten.

So sieht es beim Büromarkt aus

Hier konstatiert das Institut eine „Seitwärtsbewegung“ – also keine große Veränderung. Die Mieten seien seit Pandemieausbruch tendenziell konstant. Noch werde auf Klarheit darüber gewartet, wie es nach der Coronazeit mit dem Homeoffice weitergeht. Unterdessen staue sich Nachholbedarf auf. Die Nachfrage, die gleichwohl bestehe, konzentriere sie sich trotz des sehr knappen Angebots auf die zentralen Lage und Top-Flächen in Stuttgart.

So schlägt sich alles in Umsatzzahlen nieder

Der Immobilienmarkt in ganz Baden-Württemberg lasse sich von der Coronakrise nicht einbremsen, so das Urteil des IVD-Instituts. In dem von der Pandemie geprägten Jahr 2020 habe das Investitionsvolumen mit 45,1 Milliarden Euro eine neue Bestmarke erzielt. Im ersten Halbjahr 2021 hätten die Immobilienumsätze im Vergleich zum ersten Halbjahr 2020 erneut um 11,2 Prozent zugenommen. Die Rahmenbedingungen seien niedrige Zinssätze und eine sinkende Arbeitslosenzahl in Stuttgart.