Touristen auf der Akropolis in Athen: Griechenland steht bei den Deutschen als Reiseziel derzeit hoch im Kurs. Foto: dpa

Terror- und Flüchtlingskrisen haben die Urlaubslust gebremst. Nach dem Dämpfer im vergangenen Jahr rechnen die Agenturen bei der Leitmesse ITB für 2017 mit besseren Zahlen. Mut macht die starke Nachfrage für Griechenland und Marokko.

Berlin - Ein neues Rekordjahr ist zwar noch nicht in Sicht. Doch die ungebrochene Reiselust der Deutschen soll der Touristikbranche wieder bessere Geschäfte bringen. „Derzeit werden kräftig Urlaubspläne geschmiedet“, sagt Norbert Fiebig. Der Präsident des Deutschen Reiseverbands (DRV) blickt recht optimistisch auf die kommende Sommersaison. Es gebe „sonnige Aussichten“, betonte der oberste deutsche Branchenlobbyist zum Start der weltgrößten Reisemesse, der Internationalen Tourismusbörse, die heute in Berlin beginnt.

Die erfolgsverwöhnten Touristiker haben voriges Jahr einen Dämpfer erlebt. Die Umsätze der Reiseveranstalter sanken um knapp zwei Prozent auf 30,2 Milliarden Euro, in den Reisebüros gingen die Erlöse um 1,3 Prozent auf 24,5 Milliarden zurück. Der Hauptgrund: Wichtige Urlaubsländer wie die Türkei, Ägypten und Tunesien wurde wegen der Terroranschläge gemieden, die Reiseströme verlagerten sich ins westliche Mittelmeer, wo vor allem Spanien und Portugal enorm profitieren. Doch die Zuwächse dort konnten die massiven Buchungsrückgänge von mehr als 40 Prozent allein für die Türkei nicht auffangen. Das bei den Deutschen lange so beliebte Urlaubsland steckt weiterhin tief in der Krise. Bisher zeichne sich kein Aufschwung ab, räumt Fiebig ein. Auch die lange boomenden Städtereisen haben nach aktuellen Studien der GfK-Marktforscher an Attraktivität verloren, nachdem es in unter anderem in Berlin, Paris, Nizza und Istanbul schwere Terroranschläge gegeben hat.

Griechenland zweitwichtigstes Reiseziel

Dennoch lassen sich viele Deutsche ihr liebstes Hobby, das Reisen, nicht vermiesen. Viele suchen sich andere Ziele. Vor allem Griechenland ist weiter enorm stark gefragt, mit einem Zuwachs von fast 70 Prozent ist die Ägäis inzwischen das zweitwichtigste Urlaubsziel nach den Balearen. Auch Bulgarien und Kroatien sind laut DRV für den kommenden Sommerurlaub viel mehr gefragt, ebenso Zypern und Marokko. Auch für Ägypten zeichnet sich nach schweren Umsatzeinbrüchen und sieben Jahren Tourismuskrise eine Besserung ab. Das Umsatzplus liege aktuell bei 91 Prozent, frühere Bestmarken seien aber noch nicht erreicht. Für kontraproduktiv hält Fiebig die geplante Verdoppelung der Einreisegebühr auf 60 Dollar (57 Euro) pro Person. Das sei „für Familien kaum noch tragbar“. Der DRV-Präsident rät der Regierung in Kairo, die Entscheidung „nochmals zu überdenken“. Großer Wachstumstreiber im Tourismus bleiben Kreuzfahrten, die wegen des höheren Beratungsbedarfs vor allem den knapp 10 000 Reisebüros gute Geschäfte bringen.

Bei Fernreisen, die derzeit nur ein leichtes Buchungsplus verzeichnen, läuft die Nachfrage in Deutschland weiter recht unterschiedlich. Die Karibik (Kuba, Dominikanische Republik, Mexiko) legte zu, ebenso Südafrika, wo 2016 erstmals mehr als 300 000 deutsche Gäste gezählt wurden. Thailand und die Malediven waren weniger gefragt. Auch das beliebteste Ziel, die USA, verlor leicht in der Gunst der Urlauber, besonders wegen des starken Dollars, der Reisen verteuert. Umfragen zeigen aber, dass knapp die Hälfte aktuell eine Reise in die Vereinigten Staaten eher skeptisch sieht. Ob das auch auf die Buchungen durchschlage, bleibe abzuwarten, sagt Fiebig. Auf einem „Trump-Effekt“ will der Verbandschef noch nicht sprechen.

Urlaub in Deutschland bleibt beliebt

Mit Zuversicht blicken auch die Vermarkter heimischer Ferienregionen auf die kommende Sommersaison. Urlaub in Deutschland bleibt beliebt, die meisten Bundesländer melden fürs abgelaufene Jahr wieder Rekordzahlen bei Gästen und Übernachtungen. Allerdings sinkt teilweise die Nachfrage aus dem Ausland. Auch landschaftlich attraktive Nachbarländer wie Österreich und Polen, die mit dem Auto gut zu erreichen sind, sind nach Auskunft des DRV und großer Veranstalter weiter stark gefragt.