die Insel Rügen mit ihren Kreidefelsen ist ein beliebtes Reiseziel. Foto: Kurverwaltung Ahrenshoop

Unter dem Eindruck steigender Buchungszahlen beginnt an diesem Mittwoch in Berlin die Internationale Tourismus-Börse (ITB). Während die USA an Beliebtheit bei den Urlaubern verlieren, kann die Türkei wieder deutliche Zuwächse verzeichnen.

Stuttgart - Auf der 52. Internationalen Tourismus-Börse (ITB), der weltgrößten Reisemesse, werden in den kommenden fünf Tagen rund 10 000 Tourismus-Unternehmen aus 186 Ländern und Regionen vertreten sein. Gut 80 Prozent der Aussteller kommen aus dem Ausland. Im vergangenen Jahr kamen knapp 170 000 Besucher, davon 109 000 aus der Branche. Der Tourismus ist rund um den Globus einer der wichtigsten Wirtschaftsfaktoren. Deutsche Konzerne mischen dabei ganz vorne mit. Rund 91 Milliarden Euro haben die Bundesbürger 2017 für ihren Urlaub ausgegeben, davon knapp ein Drittel vor Ort im Zielgebiet. Für fast 65 Milliarden Euro buchten die Reisenden schon vorab Leistungen, ein Plus von gut acht Prozent. Davon entfällt laut dem Deutschen Reiseverband mit 33,7 Milliarden Euro gut die Hälfte auf organisierte Reisen von Veranstaltern. Der andere Teil sind direkte Buchungen bei Hotels, Airlines, der Bahn, Mietwagenfirmen und Webseiten. 

Wie ist die Stimmung in der Reisebranche?

Die meisten Veranstalter strahlen wieder. Die Türkeikrise schwelt zwar weiter, und auch Ägypten und Tunesien sind trotz Zuwächsen noch weit von einstigen Hochs entfernt. Doch mit bisher 18 Prozent höheren Buchungsumsätzen für die Sommersaison zeichnet sich ein gutes Jahr für die Branche ab. Große Anbieter wie Tui, Thomas Cook, DER Touristik, Alltours, FTI und Schauinsland haben die Flug- und Hotelkapazitäten in wichtigen Urlaubsländern bereits aufgestockt. Auch in den Reisebüros brummt das Geschäft. Die Branche ist für 2018 insgesamt positiv gestimmt.

Die Zahl der Reisenden weltweit werde voraussichtlich um 4,5 Prozent zulegen, sagte der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Tourismuswirtschaft, Michael Frenzel. Im vorigen Jahr waren es 1,32 Milliarden. Auch die Reiselaune der Bundesbürger sei noch einmal gestiegen. Die Branche rechne damit, dass sich die Deutschen in diesem Jahr 1,5 bis 2 Prozent mehr Reisetage leisten. Die gute Konjunktur fördert die Konsumlust, Reisen rangieren weit oben. Laut einer Umfrage der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen werden die Bundesbürger 2018 nochmals mehr Geld und Zeit in die schönsten Wochen des Jahres investieren.

Wohin geht die Reise?

Spanien wird auch 2018 das mit Abstand beliebteste Urlaubsziel der Deutschen im Ausland sein, Umsatzplus bisher fast fünf Prozent. Schon voriges Jahr verbuchte das Land einen starken Zuwachs, trotz teils rasant steigender Preise, einer Bettensteuer auf Mallorca und wachsenden Protesten gegen die Touristenflut. Von der Türkeikrise profitiert auch Griechenland weiter, das nach 30 Prozent Umsatzplus im Vorjahr nun auf Platz zwei der Auslandsziele steht und mit seinen vielen Inseln stark gefragt bleibt.

““

Die deutschen Reiseveranstalter hoffen, dass die Vorbehalte deutscher Urlauber wegen der Politik des Präsidenten Recep Tayyip Erdogan nachlassen. „Für 2018 sehen wir das Comeback der Türkei“, sagt Norbert Fiebig, Präsident des Deutschen Reiseverbands. Trotz vieler Schnäppchen und des besten Preis-Leistungs-Verhältnisses hatte sich die Zahl deutscher Urlauber in den vergangenen zwei Jahren fast halbiert. Für viele bleibt das Land auf der schwarzen Liste, solange Regimekritiker zu Tausenden hinter Gittern sitzen. Und doch verzeichne die Türkei wieder deutliche Zuwächse, berichtete Fiebig: „Die Buchungszahlen sind doppelt so hoch wie im Vorjahr“, allerdings seien sie noch ein Stück entfernt von ihrem besten Jahr 2015. Damals kamen drei Millionen deutsche Touristen in die Türkei, im vorigen Jahr waren es nur noch 1,7 Millionen. Terroranschläge und die Krise in den deutsch-türkischen Beziehungen hatten zu dem Rückgang geführt. „Wir werden erst Stabilität bekommen, wenn der politische Erholungskurs sich fortsetzt“, sagt Fiebig.

Ähnliches konstatiert Thomas-Cook-Chef Peter Fankhauser. Gestiegene Nachfrage sieht der in mehreren Ländern operierende Konzern insbesondere für die Türkei, Ägypten und Griechenland: „Die in den vergangenen zwei bis drei Jahren sehr starke Nachfrage nach Spanien scheint sich dagegen zu normalisieren.“ Dennoch steht Spanien weiter ganz oben auf der Beliebtheitsskala ausländischer Reiseziele bei Sonnenhungrigen aus Deutschland. Der Allzeitfavorit verzeichne weiteres Wachstum, insgesamt lägen fast alle Ferienregionen im Plus, berichtet der Touristik-Geschäftsführer von Tui Deutschland. Stefan Baumert: „Das Wachstum im Osten geht somit nicht zulasten der westlichen Reiseziele.“

Welche starken Trends beobachten die Anbieter?

Kreuzfahrten und Städtereisen sind weiter stark gefragt und sorgen seit Jahren für ein kräftiges Umsatzplus bei den Veranstaltern, die solche Angebote mit viel Werbung vermarkten. Das Urlaubsgeschäft wird generell durch viele tagesaktuelle Schnäppchen angeheizt, die durchs Netz schwirren und Lust auf den nächsten Trip machen sollen. Die Online-Vermittler steuern weiter auf Erfolgskurs: 40 Prozent der Reiseleistungen werden im Internet gebucht. Aber auch eine gute persönliche Beratung bleibt gefragt, wie das zuletzt überraschend kräftige Buchungswachstum in den stationären Reisebüros zeigt.

““

Die eigene Heimat ist weiterhin mit Abstand der beliebteste Urlaubsort der Deutschen. Seit Jahren steigen die Gäste- und Übernachtungszahlen, denn auch immer mehr ausländische Touristen entdecken die Reize hiesiger Metropolen, Küsten, Mittelgebirge und Flusstäler.

Lohnen sich frühzeitige Buchungen?

Schon jetzt gibt es Angebote bis zu zwei Jahre im Voraus. Wer aber nicht gerade eine rasch ausgebuchte Expeditions-Kreuzfahrt in die Antarktis unternehmen will, muss sich nicht allzu zeitig festlegen. Auswahl gibt es mehr als genug, auch kurzfristig. Bei Last-minute-Reisen lässt sich viel Geld sparen. Familien, die an die Schulferien gebunden sind, sind dagegen gut beraten, sich ihr Wunschhotel mit Aquapark einige Monate im Voraus zu sichern und ansehnliche Frühbucherrabatte zu nutzen.