Ständig in Gefahr: Der Autor und Journalist Paolo Borrometi wird seit fünf Jahren von fünf Sicherheitskräften rund um die Uhr begleitet. Foto: Stefano di Cecio

Der Konstanzer Mafiaprozess zeigt: die „ehrenwerte Gesellschaft“ ist längst in Deutschland angekommen. Was aber tut sich im Mafia-Mutterland Italien? Viel Überraschendes.

Rom/Palermo - Die Gasrechnung sei vor einiger Zeit gestiegen, er müsse das verstehen. „Aber das ist doch überall so, Amico“, sagt der kleine, untersetzte Mann und macht dabei die typische Geste, die in jedem Mafiafilm dem Zuschauer zeigt, wer in dieser Szene gerade das Sagen hat: Die Handfläche nach oben, die Spitzen von Daumen, Zeige- und Mittelfinger locker aufeinanderlegt, lässt er seine Hand auf Brusthöhe vor dem Körper ein paar Mal vor- und zurückschwingen. Die anderen Beschäftigten des Handyladens in der Innenstadt Palermos gehen derweil betont beiläufig weiter ihrer Arbeit nach. Auch der Kunde gibt sich lieber ahnungslos: „Einmal aufladen bitte, mit 20 Euro.“ Ob man hier auch nach einer Rechnung fragen sollte?