In Istanbul ist es am 1. Mai zu zahlreichen Festnahmen gekommen. Foto: Getty Images Europe

Absperrgitter in Istanbul – wie auch in den vergangenen Jahren waren Kundgebungen im Zentrum der türkischen Metropole verboten. Manche versuchten, dennoch zum zentralen Taksim-Platz zu gelangen.

Istanbul - Die türkische Polizei hat bei Demonstrationen zum ersten Mai in der Metropole Istanbul mehr als 65 Menschen festgenommen. 56 davon seien am Dienstag im Stadtteil Besiktas in Gewahrsam genommen worden, als sie in Richtung Taksim-Platz marschieren wollten, wie die Nachrichtenagentur DHA meldete.

Die Behörden hatten Demonstrationen zum 1. Mai in Istanbul weitgehend untersagt und nur Versammlungen im asiatischen Stadtteil Maltepe weit außerhalb des Stadtzentrums genehmigt. Dort versammelten sich Tausende Menschen. Auch in anderen türkischen Städten wie der Hauptstadt Ankara, der Küstenstadt Izmir und der südosttürkischen Kurdenmetropole Diyarbakir gab es Kundgebungen anlässlich des Tags der Arbeit. Demonstranten kritisierten auf Plakaten unter anderem die hohe Arbeitslosigkeit, Repressionen gegen Journalisten und den seit mehr als anderthalb Jahren andauernden Ausnahmezustand, wie auf Bildern zu sehen war.

Versammlungsverbot im Zentrum Istanbuls

Um das Versammlungsverbot im Zentrum Istanbuls durchzusetzen, sperrte die Polizei die Umgebung des Taksim-Platzes und wichtige Verbindungsstraßen ab. Rund um den Platz waren Sperrgitter aufgestellt. Nach Angaben des Senders CNN Türk waren rund 26 000 Polizisten im Einsatz. Gewerkschafter durften laut DHA lediglich Blumen am Atatürk-Denkmal auf dem Taksim-Platz niederlegen. Für Gewerkschaften hat der Platz eine besondere Bedeutung. Am 1. Mai 1977 hatten dort Heckenschützen auf eine Demo mit rund 500 000 Teilnehmern geschossen und zahlreiche Menschen getötet.

Im Zentrum Istanbuls sind Demonstrationen am 1. Mai seit 2014 - als Reaktion des Staates auf die regierungskritischen Gezi-Proteste - verboten. Im vergangenen Jahr wurden am 1. Mai in Istanbul 160 Menschen vorübergehend festgenommen. Unter dem nach dem Putschversuch im Juli 2016 verhängten Ausnahmezustand ist das Demonstrationsrecht eingeschränkt. Der Ausnahmezustand war vor zwei Wochen zum siebten Mal verlängert worden.