Sorge um den Gesundheitszustand von Schimon Peres: Der israelische Ex-Präsident hatte einen Schlaganfall. (Archivbild) Foto: dpa

Nach einer schweren Hirnblutung wirkte die Situation des israelischen Ex-Präsidenten Peres zunächst hoffnungslos. Doch einen Tag nach seinem Schlaganfall freuen sich die Ärzte über eine gewisse Besserung.

Tel Aviv - Einen Tag nach einem schweren Schlaganfall hat sich der Zustand des israelischen Ex-Präsidenten Schimon Peres am Mittwoch nach Angaben von Ärzten verbessert. „Nach 24 Stunden intensiver Behandlung kann ich sagen, dass sein Zustand immer noch ernst, aber stabil ist und dass es eine gewisse Besserung gibt“, sagte Professor Izchak Kreiss, Leiter des Scheba-Krankenhauses bei Tel Aviv, am Nachmittag vor Journalisten.

Der 93-Jährige frühere Regierungschef war am Dienstag wegen Unwohlsein in das Scheba-Krankenhaus in der Nähe von Tel Aviv gebracht worden und hatte dort eine Hirnblutung erlitten. Peres liegt weiter auf der Intensivstation. Der Ex-Präsident sei inzwischen „etwas wacher“ als vorher, sagte Kreiss am Mittwoch. „Wir haben den Eindruck, dass sein neurologischer Zustand etwas besser ist.“ Er werde aber immer noch beatmet und mit Narkosemitteln behandelt. Peres’ Leibarzt und Schwiegersohn, Professor Rafi Walden, sagte: „Wir haben die Narkose verringert und erfreulicherweise hat er sehr schön reagiert.“ Peres verstehe, was man ihm sagte, und habe ihm die Hand gedrückt. „Wir haben den Eindruck, dass sich sein Bewusstseinszustand deutlich verbessert hat.“

Genesungswünsche aus aller Welt

Politiker aus der ganzen Welt sandten Peres Genesungswünsche. „Es kamen Anrufe des ehemaligen US-Präsidenten Bill Clinton, von Downing Street 10, aus dem Weißen Haus sowie von (dem früheren britischen Premierminister) Tony Blair“, teilte ein Sprecher von Peres mit.

Die Palästinenser übten dagegen scharfe Kritik. „Peres war einer der gefährlichsten israelischen Politiker“, sagte Bassam Salhi, führendes Mitglied der palästinensischen Befreiungsorganisation PLO. Peres gilt als Architekt der Friedensverträge zwischen den Israelis und den Palästinensern. Langfristiges Ziel der 1993 unterzeichneten Vereinbarung war ein unabhängiger Palästinenserstaat.

Peres habe Diplomatie genutzt, um die israelische „Expansionspolitik“ zu vertuschen, sagte Salhi. „Er war sehr geschickt darin, die Umsetzung der Osloer Verträge zu vermeiden, was die Besatzung hätte beenden können.“ Peres galt bisher für sein Alter als sehr rüstig und geistig fit. So hatte er beispielsweise im August einen Snapchat-Account eröffnet und auf Twitter mitgeteilt: „Diese Woche bin ich 93 geworden, und es schien gerade das richtige Alter zu sein, um @Snapchat beizutreten.“ Schimon Peres hatte erst vergangene Woche einen Herzschrittmacher eingesetzt bekommen. Bereits Anfang des Jahres hatte er einen Herzinfarkt erlitten.

Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hatte nach Angaben seines Büros noch am Dienstagabend mit dem Krankenhaus telefoniert. Auch Präsident Reuven Rivlin zeigte sich besorgt angesichts des Gesundheitszustandes von Peres.

Peres hat Hoffnung auf Frieden im Nahost-Konflikt nicht aufgegeben

Peres hatte sich bisher unvermindert für eine Verständigung zwischen Israelis und Arabern eingesetzt, unter anderem mit seinem Peres Center for Peace in Tel Aviv. Er hat nie die Hoffnung auf eine friedliche Lösung im Nahost-Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern aufgegeben. Auch wegen seines beharrlichen Strebens nach Frieden ist er zudem einer der wenigen israelischen Politiker, der im Ausland beliebt ist.

Peres war bis 2014 sieben Jahre lang Israels Staatspräsident. Geboren wurde er 1923 in Polen als Sohn eines Holzhändlers, 1934 wanderte er ins damalige Palästina ein. Der Vater des israelischen Atomprogramms war zweimal Regierungschef und mehrmals Minister. Den Friedensnobelpreis erhielt er 1994 als Außenminister gemeinsam mit dem damaligen Ministerpräsidenten Izchak Rabin und PLO-Chef Jassir Arafat.