In Freienfels lebte der 43-Jährige jahrzehntelang ohne Kontakt zur Außenwelt. Foto: dpa

Ein Mann lebt mehrere Jahrzehnte lang isoliert in seinem Elternhaus, nun wurde er von der Polizei in eine Therapieeinrichtung gebracht. Im Haus konnte er sich wohl frei bewegen, doch was müssen sich die Eltern vorwerfen lassen?

Hollfeld - Nach der Entdeckung eines von der Außenwelt abgeschotteten 43-Jährigen in seinem Elternhaus in Oberfranken ist der Mann in Therapie. „Ihm geht es den Umständen entsprechend, er wird durch unser qualifiziertes Personal versorgt“, sagte ein Sprecher des Bezirks Oberfranken am Mittwoch.

Der Mann aus dem Hollfelder Ortsteil Freienfels im Landkreis Bayreuth war von der Polizei ins Bezirkskrankenhaus gebracht worden. „Die Therapie wird bis auf Weiteres in unserem Hause durch unser spezialisiertes Team von Ärzten, Therapeuten und Pflegekräften erfolgen“, so der Sprecher. Weitere Auskünfte gaben der Bezirk und der zuständige Arzt zunächst nicht. „Für uns ist es nicht der Kriminalfall eines 43-Jährigen, der jahrzehntelang eingesperrt war“, sagte ein Polizeisprecher am Mittwoch.

Mann konnte sich im Haus frei bewegen

Nach bisherigen Erkenntnissen konnte sich der Mann in dem Haus relativ frei bewegen. Angekettet oder fixiert sei er nicht gewesen. Bei seiner Einweisung mit dem Rettungsdienst Ende September habe der Mann nicht mitgewollt. „Er hat sich anscheinend da gut aufgehoben gefühlt“, sagte der Sprecher. Gewalt aber habe die Polizei nicht anwenden müssen. „Wir konnten das kommunikativ lösen.“

Die Polizei weiß nach eigenen Angaben noch nicht genau, ob seine Eltern den 43-Jährigen gegen seinen Willen festgehalten hatten oder ob er die Möglichkeit hatte, das Anwesen zu verlassen - dies aber nicht wollte. Der Mann sei verwahrlost, aber nicht unterernährt gewesen. Gegen die Eltern werde wegen Körperverletzung durch Unterlassung und auch Freiheitsberaubung ermittelt. Ob dieser Verdacht aber haltbar sei, stehe noch nicht fest. Die Polizei bezeichnet den Fall als persönliche Tragödie.