Eine Welt für sich: Tórshavn, die Hauptstadt der Färöer-Inseln. Foto: Albeck

Unsere Leserin Marie-Louise Albeck hat Island und die Färöer-Inseln per Wohnmobil erkundet.

Ob es vernünftig ist, mit dem Wohnmobil nach Island zu fahren? Nachdem wir gleich am ersten Tag in Island eine der heftigen Pisten bei Nebel und Nieselregen hinter uns gebracht hatten, fragten wir uns das auch. Aber nach fast fünf unvergesslichen Wochen stellt sich diese Frage für uns nicht mehr.

Im Großen und Ganzen meinte es der Wettergott gut mit uns – bis auf wenige Tage. Einmal hatten wir einen schrecklichen Wolkenbruch, es schüttete die ganze Nacht wie aus Kübeln, und in den Bergen hatte es sogar geschneit. Noch schlimmer war ein Orkan, der uns auf der Halbinsel Snæfellsnes heimsuchte. Der Wind peitschte aus allen Richtungen, Windböen ließen unser Wohnmobil aus der Spur kommen – bei den schmalen Straßen nicht ungefährlich. Wo Schutz suchen, wenn es weder Baum noch Strauch noch Häuser oder sonst etwas gibt? Angekommen an der Ostküste, haben wir die Insel gegen den Uhrzeigersinn umfahren. Es gibt eine gut ausgebaute Ringstraße, die um ganz Island herumführt. Sie ist, bis auf kurze Abschnitte, geteert. Wir selbst sind sehr oft von der Ringstraße abgewichen und über die holprigen, steinigen Pisten gerumpelt. Diese Strecken führen zu den schönsten und interessantesten Plätzen Islands.

Im Süden Islands zum Beispiel gibt es riesige Sandurs, topfebene Lavasandflächen, die durch mitgeschwemmten Sand von den Gletschern entstanden sind. Schon oft sind durch Gletscherflüsse ganze Landschaften, Straßen und Brücken weggeschwemmt worden. Die Wasserfälle, die wir gesehen haben, kann man gar nicht alle aufzählen. Große und kleinere, hohe und solche, die über viele Stufen ins Tal rauschen, an glatten Felshängen entlang oder vor einer Orgelkulisse aus Basaltsäulen. Auch Geysire gibt es jede Menge. Der Strokkur ist dabei der Verlässlichste. Er schießt alle sechs Minuten seine Wasserfontäne in den Himmel.

Im Norden wachsen keine Bäume oder Büsche, es ist eine Mondlandschaft, ganz aus Lava bestehend. Astronauten haben hier übrigens für die ersten Mondmissionen geübt. Es gibt auch viele Geothermalfelder, aus denen es blubbert und dampft und die man schon von weitem riecht – Schwefeldämpfe, die aus den Öffnungen entweichen.

Eines der schönsten Erlebnisse war der Besuch bei den Papageientauchern in den Westfjorden, ganz im nordwestlichsten Zipfel Islands, nur 274 Kilometer Luftlinie von Grönland entfernt. Diesen putzigen Vögeln kann man sich nähern, ohne dass sie irgendwelche Angst zeigen. Sie gucken neugierig und lassen sich überhaupt nicht stören. Es ist allerliebst, wenn sie mit ihren orangen, tollpatschigen Füßchen auf den schmalen Felsklippen balancieren oder vor ihren Höhlen dösen oder streiten.

Besonders beeindruckend waren auch die Gletscherseen im Süden. Riesige Eisberge lösen sich von den Gletscherkanten und schwimmen wie große, unförmige Boote erst im Gletschersee und nur ein paar Hundert Meter weiter dann ins Meer. Wenn sie sich drehen, schimmern sie in allen Blautönen. Ganz faszinierend ist es, wenn die Eisberge dann von den Wellen wieder an Land gespült werden und dort auf dem schwarzen Lavasand schmelzen. Es entstehen winzige bis große durchsichtige Kristalle in den bizarrsten Formen, die wie Diamanten glitzern.

Einen Besuch wert war die alte Thingstätte Pingvellir in der aktiven Vulkanzone Islands. Der Ort zählt zum Welterbe, hier driften die nordamerikanische und die eurasische Platte auseinander, und man kann mit einem Bein in Amerika und mit dem anderen in Europa stehen. 930 nach Christus wurde hier zum ersten Mal ein sogenanntes Alping abgehalten, wobei Gesetze erlassen, Recht gesprochen und Urteile gefällt wurden. Es gibt so viel zu sehen: Torfhäuser, die aus den vorigen Jahrhunderten stammen und wo man nachvollziehen kann, wie die Menschen schon damals ein einfaches, bescheidenes Leben geführt haben; die kleinste und die größte Kirche Islands, die mächtige Hallgrims-Kirka in Reykjavík.

Für viele ist sicher die Blaue Lagune ein Begriff für Island. In ein riesiges Lavafeld wurde eine überdimensionale Badelandschaft gezaubert, die vom überschüssigen Thermalwasser eines Geothermie-Kraftwerkes gespeist wird. Es war herrlich, in dem seegroßen Badebecken zu planschen. Ein gelungener Abschluss: drei Tage auf den Färöer-Inseln. Die Fähre Norröna setzte uns auf dem Rückweg ab, und wir konnten uns einen Eindruck von den einmalig faszinierenden Inseln machen.

Der Fremdenverkehr wird mit Absicht klein gehalten, damit das Ökosystem nicht zu sehr belastet wird. Es ist eine Welt für sich – eine unbeschreiblich schöne Landschaft, mit zerklüfteten Fjorden, grün, wie wir es auf Island nicht gesehen haben, mit Bilderbuch-Dörfchen an idyllischen Meeresbuchten.

Island und Färöer-Inseln

Island und Färöer-Inseln

Unsere Leserin

Die Reise
www.smyrilline.de) gen Island. In etwa 30 Stunden erreicht man den Hafen von Seydisfjördur. Auf dem Rückweg legten die Albecks einen dreitägigen Stopp auf den Färöer-Inseln ein. Insgesamt dauerte die Reise fast sieben Wochen, von Mitte Juli bis Ende August 2009.

Preise
Die Kosten für die Fähre richten sich danach, ob man eine Kabine bucht und wie groß das Fahrzeug ist. Preisbeispiel: zwei Personen und ein Pkw ab 421 Euro, zwei Personen und ein Wohnmobil ab 527 Euro (je einfache Fahrt). Auf Island, so haben die Albecks festgestellt, sind die Preise für Lebensmittel, Campingplätze, Eintritte, Benzin seit der Finanzkrise in etwa mit unseren vergleichbar, wobei Gemüse und Obst teurer sind. Aber man bekommt alles und kann sich sehr gut selbst versorgen.

Was Sie tun und lassen sollten
Auf jeden Fall die leider etwas strapaziöse und lange Fahrt zu den Papageientauchern in den Westfjorden unternehmen. Außerdem sollte man isländische Andenken – besonders beliebt sind Produkte aus Wolle – bei der Kooperative in der Skolavordustigur Straße in Reykjavík kaufen. Ebenfalls empfehlenswert: einen Zwischenstopp auf den Färöer-Inseln einlegen und in einem der vielen Thermalbäder planschen. Auf keinen Fall die Isländer aufs Wetter ansprechen – denn schlechtes Wetter gibt es dort nicht.

Allgemeine Informationen
Ausführliche Informationen bei der Tourismuszentrale des Landes unter www.visiticeland.com.