Das Angebot des Landes zum Islamunterricht haben die Ditzinger Stadträte abgelehnt. Foto: dpa

Die Ditzinger Stadträte haben den Wunsch einer ihrer Schulen abgelehnt, Islamunterricht anzubieten. Das Land hätte den Pädagogen dafür gestellt.

Ditzingen - Am Ende hat das Werben des OB Michael Makurath für den Antrag der Hirschlander Gemeinschaftsschule nicht geholfen. Islamunterricht sei eine „Aufgabe, die vor uns steht. Damit können wir einen kleinen Beitrag zur Integration leisten“, machte sich der als SPD-nah geltende Verwaltungschef für das Ansinnen der Schule stark. Deren Rektor Jörg Fröscher wollte auf den Wunsch von knapp 40 Familien eingehen und auf Deutsch gehaltenen Islamunterricht anbieten.

Die Abstimmung war denkbar knapp. Mit sieben zu sechs Stimmen lehnten die Mitglieder des Ausschusses für Finanzen, Kultur, und Soziales am Montag die Einführung von Islamunterricht an der Theodor-Heuglin-Schule ab. Der Fraktionschef der Freien Wähler, Manfred Grossmann, enthielt sich seiner Stimme. Weil das Land vor wenigen Wochen die Ausweitung eines entsprechenden Modellversuchs angekündigt hatte, hätte sich die Gemeinschaftsschule dafür bewerben können. Auch wenn offiziell von einem Modellversuch die Rede ist, sei dieser Begriff irreführend, so die Verwaltung. Der OB verwies darauf, dass das Land islamischen Religionsunterricht sunnitischer Prägung seit dem Jahr 2006 anbietet. Gelehrt wird das Fach von Pädagogen, die an der Pädagogischen Hochschule beziehungsweise an der Universität ausgebildet wurden. Derzeit wird an 69 Schulen Islam unterrichtet, im Landkreis Ludwigsburg aber nur an der Anton-Bruckner-Schule in Ludwigsburg.

Forderung nach Ethikunterricht

In der Aussprache argumentierten im wesentlichen CDU und Freie Wähler gegen den Antrag der Schule, SPD und Grüne dafür. Sabine Roth (SPD) war „überrascht über das Votum der Ortschaftsräte“. Auch sie hatten den Vorschlag abgelehnt. Schließlich handle es sich dabei um eine „sehr gute Einrichtung“, die, wie es Hans-Peter Straub (Grüne) später formulierte, der Schulleitung als zusätzliches Angebot die Planung erleichtere. Man tue sich keinen Gefallen damit, den Unterricht allein einem Imam zu überlassen, so Roth.

Die Hirschlander Ortsvorsteherin Barbara Radtke (CDU) begründete das Votum des Ortschaftsrats zunächst mit einer „nicht aussagefähigen Beratungsvorlage der Verwaltung“ – ehe sie die Frage in den Raum warf, ob sich eine Schule, die mit dem Um- und Neubau einiges zu leisten habe, dem Modellversuch zum jetzigen Zeitpunkt anschließen müsse. „Wenn das in zwei Jahren kommt, ist auch nichts verloren.“ Der Freie-Wähler-Fraktionschef Manfred Grossmann vermutete gar, man öffne anderen Religionsgemeinschaften damit „Tür und Tor“. Letztlich fand ein Antrag seines Fraktionskollegen Frank Hagenlocher eine Mehrheit. Demnach soll die Stadt beim Land darauf hinwirken, Ethik ab Klasse fünf – statt wie bisher Klasse acht – zu lehren. Werte seien „aus neutraler Perspektive“ zu vermitteln. Dafür sei Ethik das „richtige und vernünftige Element“, so Hagenlocher. Der OB stimmte dagegen; der Antrag sei eine „chancenlose Aktivität“.

Der Rektor Jörg Fröscher nannte die Entscheidung des Ausschusses „unverständlich“. Weil die Schule eine Ganztagsschule sei, müsse er den Schülern ein Angebot machen, auch wenn sie nicht in den Religionsunterricht gingen. Der Islamunterricht wäre eine kostenlose Möglichkeit für ein staatliches Angebot gewesen. Die Lehrer hätten eine staatliche Prüfung abgelegt, müssten das Thema also mit einer Offenheit lehren, in der sich auch Sunniten, Schiiten und Aleviten wiederfinden würden.

So lange es keinen Islamunterricht gibt, bietet er seinen Schülern ab Klasse fünf einen „qualifizierten Unterricht“ an, da er „kein Bespaßungsmodul machen“ wolle. Den Unterricht gibt – eine Ethiklehrerin.