Seit somalische Islamisten in Nairobi und an der Küste rund um Mombasa immer wieder Terroranschläge verüben, liegt der für die Wirtschaft Kenias so wichtige Tourismussektor am Boden. Foto: dpa

Seit Monaten kommt es in Kenia immer wieder zu Anschlägen. Jetzt eröffnen islamistische Terroristen das Feuer auf ein Dorf nahe einer Urlaubsinsel. Dutzende Menschen sterben. Für den wichtigen Tourismussektor ist die Gewalt eine Katastrophe.

Seit Monaten kommt es in Kenia immer wieder zu Anschlägen. Jetzt eröffnen islamistische Terroristen das Feuer auf ein Dorf nahe einer Urlaubsinsel. Dutzende Menschen sterben. Für den wichtigen Tourismussektor ist die Gewalt eine Katastrophe.

Mombasa - Seit Jahrzehnten gilt Kenia als eines der schönsten Urlaubsziele der Welt: Im Süden locken schneeweiße Strände am glasklaren Indischen Ozean, und die Nationalparks wie Meru, Shaba, Amboseli oder Massai Mara bieten alles, wovon Safarifans träumen. Aber seit somalische Islamisten in der Hauptstadt Nairobi und an der Küste rund um Mombasa immer wieder Terroranschläge verüben, liegt der für die Wirtschaft des Landes so wichtige Tourismussektor am Boden.

„In den Küstenregionen haben schon jetzt mehr als 2000 Menschen ihre Arbeitsplätze verloren“, sagt Birger Meierjohann von der Vertretung des Kenya Tourism Board, des kenianischen Tourismusmarketings in Deutschland. „Der Branche ist es vor allem in der Küstenregion noch nie so schlecht gegangen wie derzeit“, berichtet Lucy Karume, die Vorsitzende der Kenya Tourism Federation. Mittlerweile kämen 70 bis 80 Prozent weniger Urlauber als früher üblich.

Am Sonntagabend kam es in dem Ort Mpeketoni nahe der Urlaubsinsel Lamu erneut zu einem bewaffneten Angriff, bei dem mindestens 48 Menschen getötet wurden. „Die Zahl der Opfer könnte noch weiter steigen“, zitierte die Zeitung „Standard“ am Montag Polizeisprecher David Kimaiyo. „Die Situation sieht nicht gut aus.“

In einem an die Nachrichtenagentur Reuters geschickten Bekennerschreiben begründete die Islamistenmiliz Al-Shabaab den Angriff mit der Entsendung kenianischer Soldaten ins benachbarte Somalia, wo das Militär gegen die Milizen vorgeht. Die Al-Shabaab kämpft seit Jahren für einen Gottesstaat am Horn von Afrika, der sich am Heiligen Krieg (Dschihad) beteiligen soll.

Die rund 50 Angreifer seien am Sonntagabend in zwei Kleinbussen in den Ort Mpeketoni gefahren, als viele Bürger in öffentlichen Bars ein Spiel der Fußball-WM in Brasilien verfolgten. Sie hätten wahllos um sich geschossen, erklärte Kimaiyo.

Der Ort Mpeketoni habe am Montag einer Geisterstadt geglichen, hieß es. Die meisten Bürger seien geflohen, andere würden vermisst. Ausländer kommen nur selten dorthin und fliegen stattdessen gleich auf das 50 Kilometer entfernte Archipel Lamu. Doch obwohl bisher weder Urlauber noch touristische Regionen Ziele von Terroranschlägen wurden, geht die Angst um.

Auch bei dem Angriff vom Sonntag sei ein touristischer Zusammenhang „eindeutig von der Hand zu weisen“, sagt Meierjohann, der von Reisen nach Kenia nach wie vor nicht abraten würde. „In den Nationalparks gab es noch nie Terroranschläge, und in Mombasa und Nairobi sind alle Veranstalter bemüht, potenziell gefährdete Gebiete zu meiden.“

Dennoch schrecken Horrornachrichten wie der Überfall von Al-Shabaab-Kämpfern auf das Westgate-Einkaufszentrum in Nairobi im September vergangenen Jahres mit 67 Toten Touristen ab. „Unter dem Wegbleiben der verunsicherten Touristen leidet die gesamte kenianische Bevölkerung“, sagt Meierjohann. Der Tourismussektor macht zwölf Prozent des Bruttoinlandsprodukts aus und spült dem ostafrikanischen Land jährlich umgerechnet über 820 Millionen Euro in die Kassen. Zudem arbeiteten etwa eine halbe Million Kenianer in der Tourismusindustrie.

Mehr als zehnmal so viele Menschen – Fischer, Kleinbauern, Taxifahrer, Strandverkäufer – profitierten indirekt von den ausländischen Urlaubern. 2013 pilgerten mehr als eine Million Touristen aus aller Welt nach Kenia, davon knapp 65 000 aus Deutschland. Die Bundesrepublik ist damit nach den USA, Großbritannien und Italien der viertgrößte Markt für Kenia.