Moschee in Duisburg-Marxloh Foto: dpa/Roland Weihrauch

Ein neues Bundesprogramm, vorangetrieben von Innenminister Horst Seehofer, soll islamische Gemeinden in Deutschland stärker in die Gesellschaft einbeziehen. Doch es geht um mehr.

Berlin - Moscheen in Deutschland werden mitunter als abgeschlossene Welten wahrgenommen. Häufig gibt es in den Kommunen wenig Austausch zwischen den islamischen Gemeinden und der unmittelbaren, nicht-muslimischen Nachbarschaft. Das am Freitag von Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) im Rahmen der Deutschen Islam Konferenz gestartete Programm „Moscheen für Integration“ soll dies ändern. Ziel ist es, die zivilgesellschaftliche Arbeit der islamischen Religionsgemeinden sowie der alevitischen Cem-Häuser für das lokale Umfeld zu öffnen und sichtbarer in der Gesellschaft zu verankern. Auf dieses Weise sollen die Moscheen in ihren Stadtteilen laut Ministerium „selbstverständlicher dazugehören“.

In einer dreijährigen Pilotphase sollen in bundesweit rund 50 Gemeinden Projekte unterstützt werden, die auf den Gebieten Zivilgesellschaft und Wohlfahrt für mehr Zugänglichkeit und Begegnung sorgen. Der Bund stellt hierfür insgesamt sieben Millionen Euro bereit. Bis Ende des Jahres soll feststehen, welchen Gemeinden die Förderung zugutekommt. Koordiniert wird das Programm vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf). Als Träger in den Regionen sind unter anderem der Paritätische Wohlfahrtsverband, das Goethe-Institut sowie die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung vorgesehen.

„Polarisierung in unserer Gesellschaft überwinden“

Laut Seehofer verfolgt das Programm auch grundsätzlichere Ziele. Durch Öffnung, Vernetzung und Kooperation der islamischen Gemeinden vor Ort werde das soziale Zusammenleben gestärkt. „Wir müssen die Situation der Polarisierung in unserer Gesellschaft überwinden und mehr Verständnis füreinander entwickeln“, betonte Seehofer. Zu diesem Zweck sei es auch notwendig, die Ausbildung islamischer Geistlicher in Deutschland auszubauen und den Einsatz von Imamen aus dem Ausland zu verringern. Vor allem der Einfluss des aus Ankara gesteuerten türkisch-islamischen Verbands Ditib gilt vielen als problematisch.

Da der deutsche Staat wegen des Neutralitätsgebots religiöse Arbeit nicht finanzieren darf, entstand vor einem Jahr die Idee, die islamischen Gemeinden bei anderen Projekten finanziell zu unterstützen. Insgesamt gibt es hierzulande rund 2750 Moscheen, die Zahl der Muslime beträgt knapp fünf Millionen.