Es gibt keine amtliche Statistik darüber, wie viele Menschen in Baden-Württemberg zu Allah beten. Foto: dpa

Die Zahl der Muslime im Land ist deutlich stärker gestiegen als von der Landesregierung erwartet. Das hat Folgen unter anderem für Kindergarten, Schule und die Pflege.

Stuttgart - Die Zahl der Muslime ist in Baden-Württemberg aufgrund des Flüchtlingszustroms in den vergangenen Jahren deutlich stärker gestiegen als vorhergesagt. Die Landesregierung schätzt, dass inzwischen mindestens 812 000 Menschen muslimischer Herkunft im Südwesten leben. Dies wäre ein Anstieg von 35 Prozent gegenüber dem Jahr 2005. Damals rechnete man noch mit einem Anstieg von 23 Prozent.

Somit ist jeder 13. Baden-Württemberger ein Muslim. Der Anteil an der Gesamtbevölkerung beträgt 7,5 Prozent. 2005 waren es noch 5,7 Prozent. Bei den Schülern ist der Anteil rund doppelt so hoch. Das Kultusministerium schätzt die Zahl der muslimischen Schüler auf 180 000.

Experten vom Statistischen Landesamt verweisen darauf, dass es keine genauen amtlichen Zahlen gibt. Aus rechtlichen Gründen wird die Religionszugehörigkeit nicht systematisch erfasst.

Der Demografiebeauftragte des Landes, Thaddäus Kunzmann (CDU), geht von rund 812 000 Muslimen in Baden-Württemberg aus – inklusive der Flüchtlinge. Michael Blume, Antisemitismus-Beauftragter und zuständig für nichtchristliche Religionen, schätzt die Zahl auf „circa 820 000 Menschen muslimischer Herkunft“.

Deutsche schätzen Anteil der Muslime viel zu hoch ein

Kunzmann sagte unserer Zeitung: „Ich wünsche mir für die Zukunft verlässliche Zahlen.“ Die erste Gastarbeitergeneration werde jetzt „hochaltrig und zunehmend pflegebedürftig“. Auch der CDU-Rechtspolitiker Bernhard Lasotta fordert eine bessere Planungsgrundlage für die Verwaltung: „Das gilt für Kindergarten, Schule ,Krankenhausseelsorge bis zur Pflege.“

Nach einer Umfrage der Meinungsforscher von Ipsos 2016 schätzen Befragte den Anteil der Muslime in Deutschland viel höher ein als die reale Zahl: auf 21 Prozent.