Gesprächspartner: US-Außenminister John Kerry (li.) and sein iranischer Kollege Mohammad Javad Zarif (Mitte) in New York Foto: dpa

In der Irak-Krise steckt der Iran in der Klemme. Teheran will zwar den Nachbarn helfen und den Vormarsch der Terrormiliz Isis stoppen. Doch einen Religionskrieg zwischen Sunniten und Schiiten will der Iran auf jeden Fall vermeiden.

In der Irak-Krise steckt der Iran in der Klemme. Teheran will zwar den Nachbarn helfen und den Vormarsch der Terrormiliz Isis stoppen. Doch einen Religionskrieg zwischen Sunniten und Schiiten will der Iran auf jeden Fall vermeiden.

Bagdad/Stuttgart - Die Krise im Irak bringt sonderbare Partner zusammen, die nicht kooperieren, aber ein gemeinsames Ziel verfolgen: die sunnitischen Isis-Kämpfer im Irak wieder zurückzudrängen.

Nach Angaben des irakischen Premierministers Nuri al-Maliki griff die syrische Luftwaffe Stellungen der sunnitischen Isis-Rebellen in der Nähe der syrisch-irakischen Grenzstadt Al-Kaim an. Maliki sagte dem britischen Sender BBC, er habe zwar nicht darum gebeten, begrüße aber jeden Schlag gegen Isis. US-Militärs und Rebellen erklärten, das Bombardement der Syrer fand am Dienstag auf der irakischen Seite der Grenze statt. Maliki dagegen sagte, die Syrer hätten auf der syrischen Seite der Grenze Bombenangriffe geflogen. In den syrischen Staatsmedien waren Berichte über einen solchen Einsatz zurückgewiesen worden.

Die Luftschläge der Syrer zeigen, wie die Konflikte in Syrien und im Irak immer mehr miteinander verschmelzen. Syrien, Iran und die USA bekämpfen einen gemeinsamen Feind: Die Organisation Islamischer Staat im Irak und in Groß-Syrien (Isis), die in Syrien wie im Irak gegen die jeweilige Regierung kämpft. Sie will die von ihr kontrollierten Gebiete über die Grenze hinweg verbinden und einen Gottesstaat errichten. Im Irak rücken unterdessen die sunnitischen Rebellen weiter vor. Sie stehen kurz vor Bagdad. In der Nacht zu Donnerstag nahmen Isis-Kämpfer nach Angaben aus Sicherheitskreisen die Stadt Mansurijat al-Dschabal ein, die nur eine Stunde von der Hauptstadt entfernt liegt. Iraks Präsident Dschalal Talabani bestimmte derweil den 1. Juli als Termin für die erste Sitzung des neu gewählten Abgeordnetenhauses, das eine neue Regierung wählen soll.

US-Regierungsbeamte enthüllten in der „New York Times“, dass neben amerikanischen auch iranische Drohnen über dem Irak fliegen, um Aufklärungsdaten von Isis zu sammeln. Demnach haben die Iraner auf dem einst von den US-Streitkräften genutzten Luftwaffenstützpunkt Rasheed in Bagdad ein Kontrollzentrum errichtet, von wo aus sie eine kleine Flotte der Aufklärungsdrohne Ababil (Schwalbe) steuern. Außerdem haben die Iraner dort US-Angaben zufolge auch eine Einheit zur elektronischen Aufklärung stationiert, um die Kommunikation zwischen Isis-Kämpfern und ihren Kommandeuren abzuhören.

Iranische Transportmaschinen bringen demnach zweimal am Tag militärische Ausrüstung und Nachschub nach Bagdad, 70 Tonnen pro Flugzeug. „Das müssen keine schweren Waffen sein, aber es sind nicht nur leichte Waffen und Munition“, verriet ein US-Beamter der „New York Times“. Zudem sollen Offiziere der Revolutionsgarde irakischen Kommandeuren zur Seite stehen.

Die Iraner setzten die ersten Drohnen zur Aufklärung schon im blutigen Krieg mit dem Irak in den 80er Jahren ein. Diese Flugkörper sollen auch damals schon Panzerfäuste getragen haben. Das würde die Drohne Mohajer zu einer der ersten bewaffneten Drohnen machen. Die Fähigkeiten dieser Drohnen – Teheran verfügt über ein halbes Dutzend unterschiedlicher Typen – werden immer wieder angezweifelt. Dennoch beweisen sie „das Engagement des Iran für innovative Militärtechnologie“, schreibt das US-Magazin „Foreign Policy“.

Der Iran brachte die Aufklärungsdrohne Schwalbe über die verbündete Hisbollah-Miliz auch schon in Israel und in Syrien zum Einsatz. Im Krieg zwischen Israel und der Hisbollah 2006 flog eine bewaffnete Version der Schwalbe mit mindestens 60 Pfund Sprengstoff bis an den Stadtrand von Haifa, bevor sie von einem israelischen Jet abgeschossen werden konnte.