Die Künstlerin neben ihrem Eis-Werk „Zentrisch in der Schwebe“ Foto: privat

Die Werke der Fotokünstlerin Isabell Munck entstehen in ihrem Atelier in einem Hinterhof mitten in Gaisburg. Der Schaffensprozess sei sehr bildhauerisch, das Ergebnis eher malerisch, sagt die Künstlerin.

S-Ost - Wer durch den gepflasterten Abschnitt der Hornbergstraße zwischen Landhaus- und Schurwaldstraße in Gaisburg geht, würde hier nicht unbedingt ein Künstleratelier vermuten. Dabei findet sich auf diesen kaum 100 Metern ein Konglomerat von Nutzungen, das in Stuttgart wahrscheinlich seinesgleichen sucht: eine Bankfiliale, einer der ältesten Kindergärten der Stadt, ein alteingesessener Stuckateur- und Malerbetrieb mit Werkstatt, ein kleines Studio, das Computerspiele entwickelt, die Stuttgarter Niederlassung samt Versammlungsraum der Moon-Bewegung, der kleine Kochbetrieb, aus dem der Kindergarten und auch der Hort der Grundschule Gaisburg versorgt werden, das traditionsreiche Hotel Bellevue – und eben auch das Atelier von Isabell Munck.

Wer zu der Künstlerin, Jahrgang 1964, will, muss genau wissen, wo er suchen muss. Der Weg führt von der gepflasterten Straße in einen Hinterhof mit weiteren Gebäuden. Gleich bei der ersten Tür steht ihr Name unter einer Klingel. Seit mehr als 12 Jahren sei sie hier, erzählt Isabell Munck. Vorher hatte sie ein Atelier im Bad Cannstatter Friedel-Areal.

Hinter ihren Werken stecken viele Ideen

Munck hat an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Grafik-Design und Fotografie studiert. Seit 1991 ist sie als selbstständige Fotokünstlerin und als Grafik- und Fotodesignerin im Bereich Corporate Design für Unternehmen tätig. Zwischendurch war sie auch einmal projektbezogen Kreativ-Direktorin einer Werbeagentur und Referentin der Stadt Stuttgart für fotografische Kunsterziehung. Aber: „Die Kunst wird mir immer wichtiger.“ Deswegen hat die Zahl ihrer Ausstellungen von Jahr zu Jahr zugenommen, erst am Donnerstagabend war die Vernissage einer Ausstellung mit ihrer Fotokunst in der Galerie der Firma perma-trade Wassertechnik in Leonberg. Dort sind ihre Werke bis Ende Februar zu sehen.

Die Diplom-Designerin hat sich in ihrer Kunst auf die Elemente Wasser und Feuer konzentriert. Sie selbst beschreibt ihre Werke so: „Der Schaffensprozess ist sehr bildhauerisch, das Ergebnis eher malerisch.“ Und hinter jedem ihrer Werke stecken viele Ideen, viel Ausprobieren und viel Zeit.

Sie verbringt viel Zeit im Atelier

Ihre Feuer-Bilder beispielsweise sind das Ergebnis von einer ganzen Reihe von Experimenten mit unterschiedlichen Materialien, die sie mit Hilfe von Bunsenbrennern oder auch flüssigen Brennstoffen verbrennt und dabei fotografiert. Das kann sie natürlich nicht in ihrem Gaisburger Atelier machen, dafür zieht sie mit ihren in der Hornbergstraße vorbereiteten Objekten und der Kameraausrüstung auf eine für diese Zwecke genehmigte Asphaltfläche in einen anderen Teil Stuttgarts um. Ihre Wasser- und Eis-Werke kann sie dagegen im Atelier gestalten und fotografieren.

Die so entstandenen vielen hochauflösenden Einzelfotografien komponiert sie später am Computer akribisch zum eigentlichen großformatigen Bild. Ihre Bilder setzen sich aus bis zu 100 Einzelaufnahmen zusammen, die auf Werken mit Titeln wie „Vertikale Unterbrechung“, „Grenzlinie“ oder „Zentrisch in der Schwebe“ als solche nicht mehr erkennbar sind. „Meine Arbeiten sind sehr assoziativ“, sagt Isabell Munck. „Die Leute sollen ihre eigenen Gedanken entwickeln.“ Eben so, wie sie selbst zuvor in ihrem Gaisburger Atelier die Möglichkeit hatte, Gedanken und Kompositionen zu entwickeln. „Ich verbringe richtig viel Zeit hier, jeden Tag, manchmal auch bis Mitternacht“, sagt Isabell Munck. „Was ich hier wahnsinnig genieße, ist die unglaubliche Ruhe.“ Im Stuttgarter Osten hat sie bisher noch nicht ausgestellt – aber das kann ja noch werden.