Ohne Reformbewegung hat die Kirche keine Zukunft, sagt Irme Stetter-Karp. Foto: Harald Oppitz/KNA/Harald Oppitz

Schon immer hat sich Irme Stetter-Karp für die Frauen eingesetzt. Jetzt ist sie Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken und will, dass Frauen nicht länger von den Ämtern ausgeschlossen bleiben.

Göppingen - Irme Stetter-Karp nimmt keine Blatt vor den Mund, wenn es um die katholische Kirche geht. Auch wenn die Göppingerin es in diplomatischen, deshalb aber nicht minder deutlichen Worten sagt. Sie könne sich nicht vorstellen, dass die katholische Kirche mit Reformverweigerung und dem Ausschluss von Frauen eine Zukunft habe. Das sagt sie schon sehr lange und immer wieder. Bei einer mehrere Tausend Jahre alten Institution bracht man wohl ein bisschen Geduld.

Die scheint bei Stetter-Karp (65) jetzt aber aufgebraucht. Sie ist überzeugt, es brauche eine unabhängige Aufklärungsinstanz für die Aufarbeitung des Missbrauchskomplexes bei ihrer Kirche. Sie sagt das nun als Präsidentin des deutschen Zentralkomitees der Katholiken (ZdK). Im November wurde sie als zweite Frau in dieses Amt gewählt. Ein Signal. Aber eine Amtsinhaberin macht ja noch keine Veränderungen. Doch dass sie kämpfen kann, zeigt Stetter-Karps Vita, deren Mutter stirbt, als sie 16 Jahre alt ist. Sie hatte also durchaus Gründe, mit ihrem Gott zu hadern – und blieb der katholischen Kirche verbunden.

Hilfe in Schwangerschaftskonflikten

Über 40 Jahre hat die promovierte Sozialwissenschaftlerin und Mutter zweier erwachsener Söhne in Einrichtungen der katholischen Kirche gearbeitet. Sie spricht also aus der Innensicht. Bei der Diözese Rottenburg-Stuttgart war sie in vielen Leitungsfunktionen tätig: die Arbeit mit und für Jugendliche, Alte und Bildung ist ihr Thema. Sie war Vizepräsidentin der Caritas. Alles hohe Ämter, aber eben keine geweihten.

Als die katholische Kirche in Deutschland 1999 aus der staatlichen Schwangerschaftskonfliktberatung ausstieg, gründete sie den baden-württembergischen Landesverband von Donum vitae, um Frauen weiter in diesen Ausnahmesituationen ihres Lebens beraten zu können. Beim Abschluss der letzten Sitzung des Synodalen Wegs, der von katholischen Laien und Nicht-Laien verhandelten innerkirchlichen Reformprozess, hat sie gesagt, wie auch ihr Leben ganz persönlich von den Strukturen dieser Kirche beherrscht ist. Ihr Mann wollte, bevor er sie kennenlernte, Priester werden.

Reformkurs findet Zustimmung

Irme Stetter-Karp weiß also, wovon sie spricht. Sie kommt aus einem nicht frömmelnden, aber tiefgläubigen Elternhaus, ist das jüngste von zwölf Kindern. Die Bevormundung der Menschen durch die katholische Kirche habe sie schon als Jugendliche umgetrieben, hat sie in einem Deutschlandfunk-Interview gesagt. Als sie zum ersten Mal Patin wurde und die Mutter des Kindes nicht den Vorstellungen der Kirche entsprach. Doch immer ist sie ihrer Kirche treugeblieben. Jetzt setzt sie auf die große Zustimmung der letzten Synodalversammlung für den Reformkurs.