Bunte Fischkutter im Hafen von Howth in Dublin Bay. Foto: Werner Dietrich

Die Küstenlandstriche der irischen Hauptstadt Dublin werden von Städtetouristen oft links liegen gelassen - zu Unrecht, findet unser Autor.

Dublin Bay - „Wie Holzkohle, die unter einer Tür zermahlen wird“, so wurde die Stimme vom Lead-sänger der legendären Irish-Folk-Band The Dubliners oft beschrieben. Als Ronnie Drew 2008 starb, verewigten Hafenarbeiter sein Konterfei auf der Rückwand eines Ladekrans an den Docks von Dublin. Seit zwei Jahren können sich auch Touristen am meterhohen Ronnie-Drew-Denkmal erfreuen und dabei hoffen, dass der Kran - in memoriam - tatsächlich Kohle laden möge. Keine Frage des Zufalls, sondern eine Sache des Fahrplans sind in jedem Fall die Zeiten, an denen ein Schiff der Dublin Bay Cruises den Kai passiert: fünfmal am Tag, sieben Tage die Woche, unterwegs von und nach Howth, Dun Laoghaire, Killiney oder ins Stadtzentrum.

Städtereisenden bietet Dublin schon seit jeher zahlreiche Möglichkeiten, sich mit öffentlichen Verkehrsmitteln nicht nur das Zentrum, sondern gerade auch das Umland zu erschließen; bislang jedoch ausschließlich auf dem Landweg. Neu im touristischen Portfolio sind seit 2013 Ausflugsschiffe und seit 2014 sogar geführte Kajak-Touren. Während bei letzteren eine gewisse Sympathie für Wassersport kein Nachteil ist, hat man bei Dublin Bay Cruises eine reelle Chance, trockene Füße zu behalten. Vorausgesetzt, man erwischt regenfreie 70 Minuten.

Für die Rückfahrt auf die S-Bahn umsteigen

So lange dauert beispielsweise die Fahrt in das Fischerdorf Howth. Nach Howth geht es vorbei an den städtebaulich auf Vordermann gebrachten Docklands mit dem eigenwilligen Convention Theatre, aber auch an Industriebrachen und am Royal Dublin Golf Club und schließlich auch am Ronnie-Drew-Kran. Mit etwas Glück wird man im Hafen von Howth übrigens von einer bettelnden Robbe empfangen. Apropos Hunger: Da man in Howth um die Mittagszeit eintrifft, empfiehlt sich der Besuch eines der zahlreichen Fischrestaurants.

Einen besonders schönen Blick auf den Hafen bietet Wrights Findlater. Da das Schiff im Pendelbetrieb verkehrt, also jedes Ausflugsziel nur einmal anfährt, empfiehlt es sich, für die Rückfahrt nach Dublin auf die S-Bahn umzusteigen. Die DART (Dublin Area Rapid Transit) hält, außer in Howth, auch am zweiten Zielort Dun Laoghaire (sprich: Danlieri). Hier bietet sich die Gelegenheit, auf den Spuren des Schriftstellers James Joyce zu wandeln, mit der Fähre nach Dalkey Island überzusetzen oder am oder am Strand entlang ins mondäne Killiney zu spazieren, wo auch einige irische Prominente (wie Bono von U2) residieren. Bis zum Umstieg auf die DART sollte man übrigens unbedingt das Ticket der Dublin Bay Cruises behalten, denn bei Vorlage kostet die Fahrkarte für die S-Bahn lediglich zwei Euro. Darüber hinaus bietet die Reederei ein Kombi-Ticket an, die Bootsfahrt ist dabei im Fahrschein der Hop-on/Hop-off-Sightseeing-Busse inbegriffen.

Das Kernangebot der Sightseeing-Bustouren bleibt unterdessen auch ohne Ausflug aufs Wasser breitgefächert. Neben den Zwei- oder Drei-Tages-Tickets, die darüber hinaus noch eine Pat-Liddy-Walking-Tour (amüsant!) oder einen Gratisbesuch des Little Museums (erstklassige Führung, sehr empfehlenswert!) anbieten, dürfte die nächtliche Gravedigger Ghost-Tour nicht nur ein jüngeres Publikum ansprechen. Wer es nicht ganz so düster, aber trotzdem geheimnisvoll und sagenumwoben liebt, dem könnte eine nostalgische Fahrt in einem zum Cottage umgewandelten Doppeldeckerbus von Dublin bis an die Küste interessieren.

Unterwegs fabuliert ein „Seanchai“ - ein Märchenerzähler - von verhexten Landschaften, Feen, Riesen, Elfen und kleinen Giftzwergen, genannt Leprechauns. Welchen Ausflug auch immer man wählt, den Tag ausklingen lassen kann man in jedem Fall auf den Spuren Ronnie Drews, bei einem Pint oder Cider in jener Kneipe, wo die Dubliners in den frühen 1960er Jahren erstmals zusammenfanden: im O’Donoghues’s. Übrigens, das gälische Wort für „Prost“ heißt „Sláinte“ (sprich: Slaundscha).

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Infos zu Dublin Bay

Anreise
Air Lingus fliegt während der Sommersaison fünfmal pro Woche von Stuttgart nach Dublin, im Winter viermal, Hin- und Rückflug ab 164 Euro, www.airlingus.com

Unterkunft
Landsdowne Hotel, 27/29 Pembroke Road, Ballsbridge, Dublin 4, DZ mit Frühstück ab 119 Euro, http://lansdownehotel.ie/

The Fitzwillen Hotel, St. Stephen’s Green, Dublin 2, DZ ab 229 Euro, www.fitzwilliamhoteldublin.com

Sehenswürdigkeiten und Ausflüge
Hafenrundfahrt mit Dublin Bay Cruises, die Anlegestelle ist am Sir John Rogerson Quai, Westburren, Pecks Lane, Castleknock, www.dublinbaycruises.com/

Der Hop-on/Hop-off-Bus startet am Dublin Bus Head Office, 59 Upper O’Connell Street, www.dublinsightseeing.ie/index.aspx

Mehr Informationen zum City Kayaking stehen auf der Website: www.citykayaking.com/

Allgemeine Informationen
Dublin Tourism Office, 14 Upper O’Connell Street, Dublin 1, www.visitdublin.com .

Tourismusbüro am Dublin Airport, im Terminal 1, Öffnungszeiten: Montag bis Sonntag 8 bis 22 Uhr, hier bekommt man auch Tickets für den Hop-on/Hop-off-Bus.