Unternehmensgründer, Teil 2. Statt sich in der Arbeitslosigkeit einzurichten, hat sich Rame Latifaj im Fasanenhof als Landschaftsgärtner selbstständig gemacht. Von Ursula Vollmer

Unternehmensgründer, Teil 2. Statt sich in der Arbeitslosigkeit einzurichten, hat sich Rame Latifaj im Fasanenhof als Landschaftsgärtner selbstständig gemacht. Von Ursula Vollmer

Das Logo war ihre Idee: "ssg - schnell, sauber, günstig" hatte Michaela Latifaj vorgeschlagen, als sich ihr Mann Rame im Januar 2009 als Landschaftsgärtner selbstständig gemacht hat und ein Firmenname gebraucht wurde. SSG Latifaj nennt sich seither also das kleine Unternehmen, das für seine Besitzer schon die ganze Gefühlspalette bereit gehalten hat: von der optimistischen Zuversicht bis hin zu den Sorgenfalten. "Man braucht viel Geduld", sagen die Latifajs heute, "aber wir sind zufrieden".

Dass er einmal sein eigener Boss werden würde, hätte Rame Latifaj selbst nicht erwartet. Seit er aus dem Kosovo nach Deutschland gekommen war, hatte er seine Brötchen im Garten- und Landschaftsbau verdient. Doch nach 20 Jahren war plötzlich Schluss: Sein Chef verabschiedete sich in den Ruhestand, und der langjährige Angestellte erntete auf diverse Bewerbungen eine unerwartete Reaktion. "Zu alt", gab man dem knapp Vierzigjährigen zu verstehen, "nach so vielen Jahren ist doch das Kreuz kaputt."

Rame Latifaj, der sich zum Glück bester Gesundheit erfreut, hielt sich und seine Familie mit Aushilfsarbeiten über Wasser: Für eine Wohnbaugesellschaft übernahm er den Winterdienst, er schnitt Hecken, fegte Gehwege. Als nach einem Jahr Arbeitslosigkeit die Hartz-IV-Aussichten bedrohlich nahe rückten, reifte der Entschluss, den Sprung in die Selbstständigkeit zu wagen. Michaela Latifaj, eine gelernte Kommunikationskauffrau, ließ sich für den Neustart alles Notwendige in einem IHK-Seminar beibringen. Anzeigen wurden geschaltet, 2000 Handzettel verteilt und Hoffnungen vor allem auf die Mund-Propaganda gesetzt.

"Bankschulden wollte ich keine", war Rame Latifaj von Anfang an sicher. Statt sich in kostspielige Investitionen zu stürzen packte er ein paar Gerätschaften in den Kofferraum seines Autos, entlieh sich nach Bedarf die fehlenden Maschinen und begann damit, in der Umgebung Terrassen zu pflastern, wucherndes Grün zurecht zu stutzen und Wegeplatten zu verlegen.

Auch wenn zwischendurch immer mal wieder die Ungewissheit nagt, ist der Fachmann, der längst im firmeneigenen Pritschenwagen unterwegs ist, mit der Auftragslage nicht unzufrieden: "Natürlich wäre ein verlässlicheres Einkommen schön", sagt er. Ausschlaggebend sei für ihn aber vor allem, ausreichend fürs Essen, Wohnen und die notwendigen Versicherungen sorgen zu können. Kopfschmerzen bereite ihm, der heute im ganzen Großraum unterwegs ist, allenfalls die Zahlungsmoral mancher Kunden: Wenn er etwa bis nach Nürtingen fährt und nach getaner Arbeit zur Kenntnis nehmen muss, dass der Auftraggeber seinen Firmensitz ins Ausland verlegt hat und nicht mehr erreichbar ist.

Für die Buchführung ist Michaela Latifaj zuständig. Sie hat den Bürodienst übernommen - nebst der Versorgung eines kleinen "Eigengewächses". Ihren Traum von einer Zukunft in Australien hat die junge Mutter begraben - ob dort die Bäume in den Himmel gewachsen wären, ist schließlich auch ungewiss. Ihr Mann jedenfalls geht fest davon aus, sein Auskommen hier zu haben. Millionär zu werden, sagt Rame Latifaj, habe ihm ohnehin nie vorgeschwebt.