Dieses Bild des syrischen Staatsfernsehens aus der Nacht zum Donnerstag soll zeigen, wie eine israelische Rakete von syrischer Luftabwehr abgefangen wird. Foto: AFP

Im Schlagabtausch mit Israel haben iranische Truppen in Syrien Verluste erlitten. Aber für die Strategie des Regimes in der Region war ihr Angriff ein Erfolg, kommentiert StN-Chefredakteur Christoph Reisinger.

Stuttgart. - Wie so oft nach großen Gefechten: Der iranisch-israelische Schlagabtausch in Syrien macht die Lage noch weniger übersichtlich als zuvor. War das die nächste Ausweitung des Syrien-Kriegs? Oder hat der Iran – als Antwort auf den Ausstieg der USA aus dem gemeinsamen Atomstopp-Abkommen – bloß die Abwehrreflexe des wichtigsten US-Verbündeten im Nahen Osten getestet?

Um den Preis erheblicher Verluste

Leider sieht es eher so aus, als habe der Iran es geschafft, Israel nunmehr ganz in den Syrien-Krieg hineinzuziehen. Zwar um den Preis erheblicher Verluste, aber mit der Aussicht, Israel und damit indirekt auch die USA auf lange Zeit militärisch in Syrien festzunageln.

Zwar weiß auch das Kleriker-Regime in Teheran, dass der Iran sich böse verheben wird, wenn er sich zu sehr mit der stärksten Militärmacht des Nahen Ostens anlegt. Die Wucht der völlig berechtigten israelischen Vergeltung hat das klar signalisiert. Aber selbstverständlich verfügt das Regime über sehr viel Geld aus seinen Öl- und Gasgeschäften und über so ziemlich die ganze Bandbreite sogenannter asymmetrischer Kriegführung. Die kann von Raketenangriffen auf Israel über noch mehr Einmischung in Syrien, die totale Destabilisierung des Libanon bis zur Unterstützung terroristischer Zellen in Europa und Nordamerika reichen.

Die Front aufgeweicht

Deshalb wirkt es gerade jetzt so verheerend, dass die US-Regierung die westliche Front gegen den Iran durch das Ausscheren aus dem Atomstopp-Abkommen aufweicht. Umso mehr kommt es darauf an, das Merkel, Macron und May wahr machen, was sie in den vergangenen Stunden als ihren Willen bekundet haben: die Reihen in Europa geschlossen halten und mäßigend auf die Heißsporne einwirken in Teheran, Tel Aviv – und in Washington.

christoph.reisinger@stuttgarter-nachrichten.de