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Der staatliche Rundfunk in Teheran berichtet am Dienstagmorgen von sieben getöteten Menschen, die bei einem Angriff auf einen Militärposten ums Leben gekommen sein sollen.

Teheran - Die Führung in Teheran hat am Dienstag über ausländische Medien ein Berichterstattungsverbot für die am Nachmittag geplante Massendemonstrationen gegen Präsident Mahmud Ahmadinedschad verhängt. In einem Rundschreiben an alle Büros ausländischer Medien forderte die zuständige Abteilung des Kulturministeriums dazu auf, alle Beiträge, die nicht direkt vom Ministerium autorisiert sind, "ernsthaft" zu vermeiden. Das Rundschreiben bezog sich speziell auf die Berichterstattung von Massenkundgebungen, die nicht ausdrücklich von den Behörden zugelassen sind.

Am Rande der Massenproteste in Irans Hauptstadt Teheran hatte es am Montag Tote gegeben. Der staatliche Rundfunk in Teheran berichtet am Dienstagmorgen von sieben getöteten Menschen, die bei einem Angriff auf einen Militärposten ums Leben gekommen sein sollen.

Es war aber zunächst unklar, ob die Todesfälle in einem direkten Zusammenhang zu den Demonstrationen standen. Die Exil-Organisation des Nationalen iranischen Widerstands berichtete von Protesten und Demonstrationen in anderen Städten des Irans. Dort habe es beim gewaltsamen Vorgehen von Polizei und Sicherheitskräften mehrere Tote und Verletzte gegeben. Die schwersten Unruhen im Iran seit der Islamischen Revolution vor knapp 30 Jahren sorgten auch in der Nacht zum Dienstag für Hochspannung im Land.

US-Präsident Barack Obama ist ungeachtet der Gewalt nach der umstrittenen Präsidentenwahl nach wie vor offen für den Dialog mit dem Iran. "Wir werden weiter einen entschlossenen, direkten Dialog zwischen unseren Ländern verfolgen", sagte Obama am Montag in seiner ersten offiziellen Stellungnahme seit der Wiederwahl des iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad. Er sei allerdings "tief beunruhigt durch die Gewalt, die im Fernsehen zu sehen ist".

Nach Darstellung des iranischen Widerstands sollen bei den Protesten in Teheran und anderen Städten den vergangenen Tagen mindestens zehn Demonstranten getötet worden sein. Unter anderem hätten in Shiras im Süden des Landes am Montag mehrere tausend Studenten protestiert. Die Sicherheitskräfte seien mit Knüppeln und Tränengas vorgegangen, mehrere Demonstranten seien festgenommen worden. Diese Angaben konnten zunächst nicht überprüft werden.

Trotz Verbots durch das Innenministerium hatten sich am Nachmittag Hunderttausende im Zentrum Teherans zur größten Protestkundgebung im Iran seit 30 Jahren versammelt. Teilnehmer der Proteste sprachen sogar von einer Million Demonstranten. Nur 1979, im Jahr der Islamischen Revolution, hatte es ähnliche Massenkundgebungen in Teheran gegeben.

Oppositionsführer Mir Hussein Mussawi forderte Neuwahlen und rief seinen Anhängern zu, er sei bereit, dabei anzutreten. Es war der erste öffentliche Auftritt des Reformpolitikers seit den Wahlen am Freitag, bei denen nach offiziellen Angaben Ahmadinedschad siegte. Aus Sorge vor einer Eskalation rief Mussawi seine Anhänger zur Mäßigung auf. Zugleich warf er Ahmadinedschad und dem Innenministerium erneut Wahlbetrug vor.

Ajatollah Ali Chamenei, oberster Führer des Irans und geistliches Oberhaupt, wies den Wächterrat an, Vorwürfe von Unregelmäßigkeiten sorgsam zu überprüfen, wie der Nachrichtensender Chabar berichtete. US-Präsident Obama betonte, dass die USA keine Wahlbeobachter im Iran hätten und die Regierung deshalb die Vorwürfe der Wahlmanipulation nicht kommentieren könne. Er hoffe, die von der Regierung angekündigte Überprüfung werde fair und ohne weitere Gewalt verlaufen.

Ahmadinedschad hatte nach offiziellen Angaben bei der Präsidentschaftswahl am Freitag fast 63 Prozent der Stimmen erhalten, Mussawi lediglich knapp 34 Prozent. Nach allen Vorhersagen war ein Kopf-an-Kopf-Rennen erwartet worden.