Der angeklagte irakische Ex-Soldat verwickelt sich vor dem Kammergericht in Berlin in Widersprüche. Foto: dpa

Im Verfahren gegen einen mutmaßlichen Kriegsverbrecher vor dem Berliner Kammergericht hat sich der angeklagte irakische Ex-Soldat in eine Reihe von Widersprüchen verwickelt.

Berlin - Der irakische Ex-Soldat Rami K. musste am Mittwoch seine Aussagen auf Nachfrage der Richter vor dem Kammergericht in Berlin wiederholt korrigieren. Er bestritt indes nicht den Hauptvorwurf, mit den abgetrennten Köpfen von zwei getöteten Kämpfern der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) posiert zu haben.

Der in Bagdad geborene Flüchtling räumte ein, im März 2015 nahe der irakischen Stadt Tikrit mit den Köpfen der bei Luftangriffen getöteten IS-Kämpfer für ein Bild posiert zu haben. Demnach hatte der Kommandeur einer verbündeten Milizeneinheit die Köpfe mit einem Beil abgeschlagen. Ein anderer Kommandeur forderte demnach K. dazu auf, mit den Köpfen vor einer Handykamera zu posieren. Auf dem vom Richter gezeigten Foto war zu sehen, wie K. in Uniform beide Arme weit ausstreckte, in jeder Hand ein an den Haaren gehaltener Kopf.

Nach Auffassung der Anklage war sich K. bewusst, mit den Bildern die Totenehre der IS-Kämpfer zu verletzen und sie herabzuwürdigen. Das sei ein Verstoß gegen das Völkerrecht. Die Aufnahme wurde im Netz verbreitet. Der Angeklagte bestritt, das Bild selbst hochgeladen zu haben. Er war wenige Monate nach Entstehung der Aufnahme aus dem Irak geflohen und mit seiner Ehefrau im Dezember 2015 nach Deutschland gekommen. Im August 2016 wurde K. wegen des Bilds auf seinem Tabletcomputer angezeigt und im Berliner Stadtteil Friedrichshain festgenommen. Seitdem sitzt der frühere Oberleutnant einer irakischen Antiterroreinheit in Untersuchungshaft.

Widersprüchliche Angaben zur Dienstzeit und Dienstgrad

Trotz seiner Aussage droht dem 28-Jährigen nach Angaben des Vorsitzenden Richters des 2. Strafsenats, Clemens Brandt, eine Haftstrafe von eineinhalb bis zwei Jahren. Eine Einigung zwischen Staatsanwaltschaft und Verteidigung im Vorfeld des Prozesses war gescheitert, weil die Anklage auf einer Haftstrafe ohne Bewährung besteht. Ob sich das Gericht mit K.s Aussage zufrieden geben wird, ist unklar. Er hatte zum Prozessbeginn gesagt, ihm hätte die Hinrichtung gedroht, hätte er den Befehl zum Posieren verweigert. Diese Aussage nahm er später wieder zurück. K. ließ von seinem Verteidiger erklären, es sei eine Frage von „Loyalität und Anerkennung“ gewesen, dem Befehl nachzukommen. Zudem machte der Angeklagte widersprüchliche Angaben zu seiner Dienstzeit, seinem Dienstgrad und den Umständen seiner Desertion. Auch blieb unklar, wie die Existenz des Fotos in der Flüchtlingsunterkunft im Stadtteil Friedrichshain bekannt wurde. Dadurch war K. erst angezeigt und der Computer durchsucht worden.

Der Vorsitzende Richter ermunterte den Angeklagten wiederholt zu einer wahrheitsgetreuen Aussage. „Niemand von uns maßt sich an, zu verstehen, was es bedeutet, in einem Krieg zu sein“, sagte Brandt. „Ich habe mich nicht wohlgefühlt in meiner Haut, ich hatte innerlich das Gefühl, das ist falsch“, sagte K. seinerseits. Er habe das Foto aufgehoben, um es in einem Asylverfahren als Beweis seiner Armeezugehörigkeit zu zeigen. Auf dem Computer waren die Ermittler auch auf Bilder im Stil eines Steckbriefs gestoßen, die offenbar vom IS erstellt wurden. Darin bedrohte die Miliz K. mit dem Tod. Für den Prozess sind drei weitere Verhandlungstermine bis zum 2. März angesetzt.