Der Bildschirm des iPhone X ist mit einer Diagonale von 5,8 Zoll größer als beim bisherigen Plus-Modell. Foto: AP

Größeres Display, Gesichtserkennung und kein Home-Button mehr: Apple hat sein neues Smartphone-Flaggschiff iPhone X in Cupertino vorgestellt.

Cupertino - Apple geht ins anstehende Weihnachtsgeschäft mit der größten iPhone-Erneuerung seit drei Jahren. Der Konzern stellte am Dienstag das neue Modell iPhone X vor. Im Namen des Telefons steht X für 10, nicht für den Buchstaben. Bei ihm füllt der Bildschirm den Großteil der Frontseite aus und der Fingerabdruck-Scanner wurde durch Gesichtserkennung abgelöst.Mit einem Startpreis von 1149 Euro (999 Dollar in den USA) ist es deutlich teurer als bisherige iPhones und kommt auch später als gewohnt erst Anfang November auf den Markt.

Damit findet ein Bildschirm mit einer Diagonale von 5,8 Zoll - mehr als beim aktuellen Plus-Modell - in einem Gehäuse Platz, dass nur unwesentlich größer ist als das aktuelle „kleine“ iPhone 7. Auch andere Smartphone-Anbieter setzen darauf, möglichst ohne Bildschirmränder auszukommen. Designs in diese Richtung stellten unter anderem der chinesische Smartphone-Aufsteiger Xiaomi, Weltmarktführer Samsung und das Start-up Essential von Android-Erfinder Andy Rubin vor.

Kommentar: Apple ist zum Mitläufer geworden

Mit dem größeren Display ist kein Platz mehr für den gewohnten Home-Button, mit dem man aus jeder Anwendung in das Hauptmenü mit den App-Symbolen zurückkehren konnte. Für diese Funktion wischt man jetzt stattdessen mit dem Bildschirm vom unteren Bildschirmrand hoch.

Die Gesichtserkennung Face ID ist mit mehreren verschiedenen Sensoren dreidimensional, damit die Technologie nicht etwa mit einem Foto ausgetrickst werden kann. Die Software passe sich auch an Veränderungen an - etwa wenn der Nutzer sich einen Bart wachsen lasse, sagte Marketingchef Phil Schiller bei der Präsentation im neuen Hauptquartier in Cupertino. Die Gesichtserkennung ersetzt den Fingerabdruck-Scanner nicht nur zur Entsperrung der Telefone, sondern unter anderem auch für das Bezahlsystem Apple Pay. Ein verspielter Nebeneffekt der Technologie sind animierte Emoji, die in Echtzeit die Mimik des Nutzers übernehmen. Außerdem erlauben die Sensoren, die das Display für einen schmalen Streifen am oberen Bildschirmrand unterbrechen, bessere Selfies.

Das iPhone X kann kabellos aufgeladen werden und ist mit drahtlosen Ladegeräten des Qi-Standards kompatibel. Die Version mit mehr Speicher kostet 1319 Euro.

iPhone 8 und iPhone 8 Plus

Zudem gibt es eine Weiterentwicklung der iPhones im bisherigen Format - die Modelle iPhone 8 und 8 Plus in den beiden Größen mit bisherigen Abmessungen. Sie bleiben äußerlich weitgehend beim noch 2014 eingeführten Design, bekamen aber unter anderem wie gewohnt deutlich leistungsfähigere Chips und Kameras. Auch sie können kabellos aufgeladen werden. Das iPhone 8 hält in etwa das Preisniveau bisheriger Modelle und kommt im September auf den Markt.

Als weitere Neuerung macht Apple seine Computer-Uhr mit einem Mobilfunk-Anschluss unabhängiger vom iPhone. Die dritte Generation des vor rund zweieinhalb Jahren gestarteten Apple Watch kann nun direkt ins LTE-Datennetz gehen. „Das war unsere Vision von Anfang an“, sagte Apple-Manager Jeff Williams. Dabei soll man auch auf der Uhr unter der Telefonnummer des Handys erreichbar sein.

Dabei sei die zusätzliche Technik im Gehäuse mit unveränderter Größe untergebracht worden, betonte Williams. Dafür seien zum Beispiel die Antennen direkt ins Display integriert worden. Eine umprogrammierbare SIM-Karte für den Mobilfunk-Anschluss wurde fest im Gerät verbaut. Williams demonstrierte die Funktion mit einem Anruf auf der Uhr einer Mitarbeiterin, die gerade mitten auf einem See paddelte.

Die Apple Watch war seit dem Start im Frühjahr 2015 die bestverkaufte Computer-Uhr. Jetzt sei sie auch die Nummer eins unter den Uhrenmarken insgesamt, sagte Apple-Chef Cook. Offen blieb dabei, ob nach Stückzahlen, oder - wahrscheinlicher - nach Umsatz. Der Konzern nennt weiterhin keine Verkaufszahlen.

Die Apple Watch wird zudem mehr Informationen zum Puls anzeigen und die Nutzer warnen, wenn der Herzschlag zu schnell ist. Daten des Geräts sollen zudem im Rahmen einer Studie helfen, Herzrhythmus-Störungen zu erkennen.

Wie erwartet wurde auch die neue Version der Fernsehbox Apple TV vorgestellt, die schärfere Videobilder in 4K-Auflösung unterstützt.