Per iPad-App verpassen die Sechstklässler der Uhland-Realschule den Werken in der Kunsthalle eine eigene Realität. Foto: Horst Rudel

Die Kunsthalle, die Uhland-Realschule aus Göppingen und die Salacher Firma Heldele führen in einer iPad-Werkstatt Kunst und Technik zusammen. Die kreativen Möglichkeiten begeistern die Pädagogen, aber auch die Schüler.

Göppingen - Hannah hatte im vergangenen Oktober noch befürchtet, dass es „richtig langweilig“ werden könnte. Baran war skeptisch, „dass die Sache ziemlich kitschig ist, mit Pinsel und so“. Jetzt, fünf Monate später, sind beide völlig begeistert. Woche für Woche freuen sie sich, wie die ganze Klasse 6 c der Uhland-Realschule, auf die Unterrichtsstunde in der Göppinger Kunsthalle. Die Zwölfjährige aus Hattenhofen findet es „toll, zu sehen, wie Kunst und Technik zusammen funktionieren“ und spricht von einer „echten Belohnung“.

Der elfjährige Baran teilt diese Einschätzung mit exakt den gleichen Worten und findet das Projekt iPad-Werkstatt „super spannend und echt cool“. Sein Zwillingsbruder Boran spricht gar von „einer Art Ehre für uns“. Er hat deshalb ein dickes Lob für die Schulleiterin Siglinde Hailer parat. „Das ist spitze, dass sie sich so engagiert und das für uns genehmigt hat“, erklärt er und wird dann fast schon staatstragend: „Schließlich kostet das alles Zeit, Geld und ist ein zusätzlicher Aufwand.“

Auf einmal erweitern blaue Streifen die Realität

In der Tat ist die iPad-Werkstatt etwas Besonderes. Die Kunsthalle macht nicht nur mit der Uhland-Realschule gemeinsame Sache, sondern auch mit der Salacher Technikfirma Heldele. Diese tritt allerdings nicht als Sponsor, sondern als Kooperationspartner auf. Zwei Auszubildende sind regelmäßig vor Ort, um technische Hilfestellungen zu geben, um die notwendigen Kreativ-Apps zu installieren, um Updates vorzunehmen oder um die Ergebnisse der Stunde zu verwalten. Die zahlreichen iPads wiederum haben die Freunde der Kunsthalle angeschafft. Gefördert wird das Projekt von der Stiftung der Landesbank Baden-Württemberg.

So kann in der externen Unterrichtsstunde digital gezeichnet, gemalt, geschrieben und fotografiert werden. Es entstehen Bildcollagen, Videoclips und Audiodateien. Es gibt fast keine Idee, die virtuell nicht umgesetzt werden könnte, meist angelehnt an die in der Kunsthalle laufende Ausstellung, wie eben jetzt die Schau „Tanz. Bewegung. Geste. Bild.“. An diesem Mittwoch geht es für die Klasse um Linien. Hannah zieht blaue Streifen auf den Bildschirm, Baran verwischt den realen Hintergrund mit grüner Farbe, dreht sich und scheint plötzlich hinter seinem Entwurf zu stehen.

Selbst auf den eigenen Handys werden die Kreativ-Apps genutzt

Für die Durchführung der iPad-Werkstatt zeichnet die Kunstpädagogin Veronika Schneider verantwortlich. Ihr geht es vor allem darum, „die vorhandenen Tools kreativ zu nutzen und nicht nur, wie üblich, Beiträge aus dem Netz zu konsumieren, oder herumzudaddeln“. Das funktioniere gut, ergänzt sie. Bestätigt wird ihre Einschätzung durch Martin Bartkowski, den Kunstlehrer der Klasse: „Das Feedback, das ich von den Schülerinnen und Schülern bekomme, ist geradezu sensationell. Alle wollen unbedingt mitmachen und viele nutzen die Apps mittlerweile auch in der Freizeit auf ihren privaten Handys.“ Zudem wirke sich die Gruppenarbeit und das Lernen in einer anderen Atmosphäre positiv auf die Klassengemeinschaft aus“, fügt er hinzu.

Sarah-Jamila Groiß , die in der Göppinger Kunsthalle für die Angebote der Kunstvermittlung zuständig ist, spürt und teilt diese Begeisterung ebenfalls: „Gerade die neue Technologie der Augmented Reality, einer erweiterten Realität, die sich problemlos und spielerisch erzeugen lässt, eröffnet alle Möglichkeiten.“ Zum einen würde das Lehren und Lernen dem digitalen Wandel angepasst. Zum zweiten würden ein kunst- und ein medienpädagogischer Ansatz zusammengebracht, der obendrein zum Austesten der Geräte animiert. „Und zum dritten wird natürlich die Kreativität gefördert“, betont Groiß.

Was am Ende als Ergebnis steht, ist indes offen. Sicher ist nur, dass es am 22. März eine öffentliche Abschlusspräsentation in der Kunsthalle geben wird,