Erhard Jahn plädiert dafür, historische Mühlen zu erhalten Foto: privat

Denkmalpflege kostet Geld, Denkmalpflege nicht zu betreiben kostet den Verlust unserer Geschichte, sagt der Präsident der deutschen Mühlengesellschaft, Erhard Jahn. Er plädiert für den erhalt der Kulturdenkmäler, die am Pfingstmontag mit dem Mühlentag gefeiert werden.

Rems-Murr-Kreis Seit den 1990er Jahren wird in ganz Deutschland alljährlich der Mühlentag begangen, ausgerufen wurde er von der Deutschen Gesellschaft für Mühlenkunde. Deren Präsident Erhard Jahn ist nach wie vor überzeugt, dass das Engagement für die Erhaltung dieser Kulturdenkmale sinnvoll ist.
Herr Jahn, Sie setzen sich für die Erhaltung von Mühlen ein. Warum sind diese Einrichtungen überhaupt schützenswert?
Die historischen Mühlen sind die ältesten Maschinen der Menschheit. Schon vor Jahrtausenden schufen sich Menschen Hilfsmittel, um Getreidekörner zu zerkleinern. Aus den frühen Reibesteinen wurden Drehmühlen, zunächst mit Muskelkraft des Menschen, später auch mit Muskelkraft von Eseln, Ochsen und Pferden angetrieben. Als auch diese Mühlen den steigenden Bedarf der Gesellschaft nicht mehr befriedigen konnten, lernte der Mensch, die natürlichen Kräfte von Wasser und Wind zu nutzen. Mühlen stellen damit ein wertvolles Kulturgut dar und üben eine große Faszination auf Besucher aus.
Heutzutage wird industriell gemahlen. Warum macht die Erhaltung Sinn, wenn Mühlen keinen wirtschaftlichen Zweck haben?
Natürlich beziehen wir heute unsere Getreideverarbeitungsprodukte aus modernen Industriemühlen. Die Verarbeitungsprozesse kann man allenfalls am Bildschirm verfolgen, zu sehen bekommt man wenig von den Verarbeitungsvorgängen. In der historischen Mühle kann man erleben, wie sich die Kraft des Windes und des Wassers in Bewegung umsetzt und diese Bewegung von Korn zum Mehl führt. Aber auch Verarbeitungsprozesse wie Sägen, Hämmern, Pressen, Schleifen und viele andere können in den alten Mühlen sehr gut beobachtet werden.
Die Erhaltung solcher Gebäude kostet Geld. Bedarf es deswegen staatlicher Beihilfen?
Denkmalpflege kostet Geld, Denkmalpflege nicht zu betreiben kostet den Verlust unserer Geschichte. Zu Zeiten der Blüte der heute historischen Wind- und Wassermühlen verdiente der Müller durch seine Einnahmen nicht nur den Lebensunterhalt seiner Familie, sondern auch die Reparaturkosten seines Betriebes. Das ist heute nicht mehr möglich. Die Mühlenbetreiber von heute sind deshalb dankbar für finanzielle Hilfen vom Staat oder von anderen Unterstützern. Auch deshalb veranstalten wir den Mühlentag, um den Besuchern mit ein paar erlebnisreichen Stunden unseren Dank für ihre Hilfe zu zeigen.
Sehen Sie den Denkmalschutz von Mühlen deutschlandweit generell auf einem guten Weg?
Insgesamt ist die Mühlenerhaltung in Deutschland auf einem guten Wege, aber es gibt immer wieder Probleme, die unsere ganze Aufmerksamkeit erfordern. Ein Beispiel dafür sind Bestrebungen des Gesetzgebers, kleine Flussläufe von der Quelle bis zur Mündung staufrei herzustellen. Das heißt, Mühlräder und Wasserturbinen sollen möglichst verschwinden.Unsere ständige Aufmerksamkeit gegenüber vielerlei Hemmnissen ist eine wichtige Aufgabe der Mühlenfreunde.