Wer falsch parkt, riskiert ein Knöllchen. Einige Parkprobleme könnten sich so von alleine lösen – andere wiederum nicht. Foto: Rebecca Beiter

Zum Auftakt der Serie zum Parken in Degerloch, Sillenbuch, Plieningen und Birkach geht es um die Möglichkeiten der Stadtverwaltung, wenn Parkprobleme auftreten. Welche es gibt, und wie sie wo eingesetzt werden könnten, erzählt Arne Seyboth vom Amt für Stadtplanung und Stadterneuerung.

Filder - Das Parken ist in aller Munde: Wer darf wo, wer nicht, wer macht es trotzdem? Zum Beginn einer Serie haben wir mit Arne Seyboth vom Amt für Stadtplanung und Stadtentwicklung gesprochen. Seyboth arbeitet seit 25 Jahren bei der Stadt. Der Ingenieur ist stellvertretender Leiter der Abteilung Stadtplanung und Verkehrsgestaltung.

Herr Seyboth, das Thema Parken brennt nicht mehr nur in den Stuttgarter Innenstadtbezirken. Auch in Degerloch, Plieningen, Birkach und Sillenbuch gibt es umkämpfte Straßen und frustrierte Anwohner.
Ja, das merken wir auch im Stadtplanungsamt. Zum Beispiel bekommen wir viele Rückmeldungen aus Degerloch – einmal aus dem Ortszentrum und dann auch aus den Bereichen Degerloch-Ost und Waldau. Zum Beispiel im Gebiet Königsträßle: Dort stören sich die Anwohner am fließenden Verkehr und am Parken im Wohngebiet. Oft sind private Einfahrten zugeparkt. Manch einer stört sich allerdings auch daran, dass dort überhaupt Nicht-Anwohner parken. Da können wir aber nicht viel tun. Eine Anliegerregelung – die es beispielsweise am Akazienweg und am Rotdornweg schon gibt – ist eine Möglichkeit. Sie ist aber auch nicht einfach bei der Kontrolle: Einem geparkten Auto sieht man ja schließlich nicht an, ob der Fahrer ein Anlieger ist oder nicht.
Wie soll es dort weitergehen?
Wir haben zugesagt, die nötigen Erhebungen zu machen, also Zählungen wie beispielsweise auch vor der Einführung des Parkraummanagements in der Innenstadt. Natürlich haben wir dann auch gleich Rückmeldungen aus anderen Gebieten Degerlochsbekommen, dass es dort auch sinnvoll wäre – mal sehen, wie lange das Geld für die Zählungen reicht! (lacht)
In solchen Fällen wünschen sich die Bürger schnell Maßnahmen wie Anwohnerparkzonen oder eine Schranke. Wie einfach ist so etwas umzusetzen?
Es gibt für alle Maßnahmen Verwaltungsvorschriften in der Straßenverkehrsordnung. Zum Beispiel eine Schranke: Eine Straße ist zunächst einmal für alle da. Soll der Zugang mit einer Schranke eingeschränkt werden, muss dafür ein förmliches Umwidmungsverfahren eingeleitet werden, wenn die Straße entbehrlich ist. Die Erschließung muss gesichert bleiben, und schlussendlich muss der Gemeinderat darüber entscheiden. Schrankenlösungen hatten wir beispielsweise in einigen Wohngebieten am Killesberg, als die Messe noch dort war, sowie aktuell in Möhringen im Umfeld des SI-Zentrums.
Dann muss die Schranke auch noch installiert werden.
Da kommen meist sofort die Wünsche nach Sonderregelungen von Seiten der Anwohner: Diejenigen, die eine Schranke wollen, möchten auch diejenigen sein, die mit einem Schlüssel oder einer Chipkarte immer herein und heraus fahren können. Klappt das nicht, gibt es oft Streit. Weiter ist es auch eine Frage der Ästhetik: Möchte ich das im Straßenbild haben? Und eine des Geldes – eine Schranke kostet ja Unterhalt.
Stadtplaner Arne Seyboth Foto: Archiv Sägesser
Wie sieht es mit dem Bewohnerparken aus?
Beim Bewohnerparken mit Reservierung gibt es einen Bereich, in dem nur die Anwohner parken dürfen, und einen Bereich, der für alle anderen vorgesehen ist. Der Nachteil dabei: Ein Anteil der Parkplätze muss laut Straßenverkehrsordnung stets für die Öffentlichkeit freigehalten werden; das heißt, es wird nie genügend Plätze für alle Anwohner geben. Beim innerstädtischen Parkraummanagement sind wir darum einen anderen Weg gegangen: Alle dürfen überall parken; die Anwohner haben ihren Ausweis, mit dem sie umsonst parken können, alle anderen ziehen sich Parktickets am Automaten.
Hat das Parkraummanagement in den Innenstadtbezirken zu einer Verdrängung des Parkens in die Außenbezirke geführt?
Das können wir bestätigen. Es gibt deswegen etliche Stellen, an denen wir die Entwicklung im Auge behalten. Beispielsweise auch die Park-and-Ride-Plätze, etwa den am Georgiiweg auf der Waldau: Der Platz reicht nicht für alle Pendler, darum parken sie dann im Sportgebiet, und die Sportvereine beklagen sich, dass für ihre Mitglieder und Gäste keine Parkplätze mehr übrig sind. Macht man dann bewirtschaftete Parkplätze daraus, weichen die Leute ins Wohngebiet aus, und die Anwohner beschweren sich. Man kann es einfach nicht allen recht machen.
Gibt es anderswo unterm Fernsehturm ebenfalls Probleme mit Park-and-Ride-Plätzen?
Beim Park-and-Ride-Platz an der Endhaltestelle Heumaden ist ebenfalls die Nachfrage größer als das Angebot. Wir sind aber eher zögerlich, was eine Erweiterung angeht: Einerseits soll die Verlagerung vom Auto auf den ÖPNV stattfinden. Andererseits sollen die Leute ja bereits von ihrer Wohnung an den ÖPNV benutzen, nicht erst ab der Stadtgrenze, weil dann das Ticket günstiger ist. Es ist eine Gratwanderung, inklusive Konflikte mit den Nachbarkommunen, weil die auch nicht alle Park-and-Ride-Plätze bei sich haben wollen.
In Plieningen klagen viele Anwohner, dass die Leute sich das Geld für das Flughafenparkhaus sparen und ihr Auto während des Urlaubs im Wohngebiet abstellen. Wie könnte man hier Abhilfe schaffen?
Das ist schwer überprüfbar. Ähnlich wie bei der Anliegerregelung sieht man es den geparkten Autos nicht an, ob sie Flughafenbesuchern gehören oder den Anwohnern. Man könnte ein Gebiet über eine längere Zeit beobachten, Fahrzeugbewegungen und Kennzeichen notieren, aber dann stellt sich die Frage nach dem Datenschutz: Dürfen wir das überhaupt?
Herr Seyboth, lassen Sie uns einen Blick in die Zukunft werfen: Welche Gedanken macht man sich im Stadtplanungsamt zum Parken von morgen?
Ein Trend ist Carsharing. Es gibt Berechnungen, nach denen ersetzt ein Carsharing-Auto 10 bis 15 normale Fahrzeuge. Das wäre eine interessante Idee für die Innenstadt, in den meisten Gebieten wäre das der Durchbruch. 20 Prozent weniger Parknachfragen würde viele Probleme lösen. Das Interesse des Gemeinderats ist vorhanden, allerdings dürfen wir als Verwaltung nicht in den Markt eingreifen. Aber Carsharing ist sicherlich eine Hoffnung. Wenn so viel Raum an der Straße frei würde, könnten wir Stadtplaner ja auch überlegen, was man damit tut: mehr Bäume vielleicht, oder mehr Platz für Außengastronomie? Bei all diesen Mobilitätskonzepten muss man aber darüber nachdenken, ob sie nachhaltig sind, also in 20, 30 Jahren auch noch funktionieren.

Mitmachen! Haben Sie eine Geschichte zum Thema Parken, die Sie uns erzählen wollen? Schreiben Sie uns unter der Mailadresse redaktion@blick-vom-fernsehturm.zgs.de.

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Die Parkserie zum Nachlesen finden Sie auf den Themenseiten:

www.stuttgarter-zeitung.de/thema/Filderparken

www.stuttgarter-nachrichten.de/thema/Filderparken http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.verkehr-im-ortszentrum-der-dauerparkplatz-degerloch.7eee1e42-2a26-4aad-8fa9-9bf877614af7.html http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.flughafen-stuttgart-reise-beginnt-mit-parktourismus.aac195bb-f2bd-4b67-b82c-5fdce7b73dad.html http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.verkehr-in-sillenbuch-die-regel-ist-der-regelverstoss.2037f23b-dfda-4e63-a3b7-640479fbdc49.html