Der Trumpf-Seniorchef Berthold Leibinger übt Kritik an US-Präsident Donald Trump. Foto: factum/Granville

Das transatlantische Verhältnis ist spätestens seit dem G7-Gipfel zerrüttet. Gerade jetzt ist Beziehungspflege wichtig. Der Bundespräsident setzt dabei auf eine Geheimwaffe – und der schwäbische Unternehmer-Doyen und Stifter Berthold Leibinger erklärt, wie sie funktionieren soll.

Berlin - Die Bundesregierung hat Thomas Manns Wohnhaus in Los Angeles gekauft und zu einer deutschen Residenz ausgebaut. Bundespräsident Steinmeier eröffnet sie in wenigen Tagen. In der transatlantischen Krise soll sie zu einer Geheimwaffe deutscher Kultur, Politik und Diplomatie werden.

Herr Leibinger, Ihre Stiftung beteiligt sich mit 3,5 Millionen Euro an dem Ausbau des Thomas-Mann-Hauses in Los Angeles zu einem Zentrum des kulturellen Austauschs. Was ist Ihr Motiv?
Ich bin ein begeisterter Leser von Thomas Mann seit meiner Schulzeit. Außerdem habe ich viele Tondokumente von ihm gehört, auch die Reden, die er im Zweiten Weltkrieg von Los Angeles aus an die Radiohörer in Deutschland gerichtet hat. Als junger Mann bin ich regelrecht nach USA ausgewandert und später mit vielen guten Eindrücken zurückgekehrt. Ich bin Amerika verbunden. Aber was wir jetzt erleben, macht mich zutiefst besorgt. Dieser Mensch – der Präsident – ist nicht nur ein Schaden für Amerika, sondern eine Gefahr für die Weltordnung.
Haben Sie eigene Erinnerungen, die Reden an „Deutsche Hörer!“ während des Krieges im Radio gehört zu haben?
Nein, aber später habe ich mir Aufnahmen besorgt. Besonders eindrücklich war für mich, als Mann nach dem Luftangriff auf Lübeck, bei dem sein Vaterhaus getroffen wurde, an die Deutschen appellierte, sich nicht noch weiter in die Verstrickungen hineinziehen zu lassen. Thomas Mann hat viel zum Glücken der Demokratie in der Bundesrepublik beigetragen. Mir ist wichtig, dass man den politischen Aspekt sieht, der von seinem Aufenthalt in Amerika ins Nachkriegsdeutschland ausgestrahlt hat. Ihm sind damals hier nicht die Herzen zugeflogen. Man wusste, er steht für ein geistig anderes Deutschland. Aber er war nicht unumstritten. Dass er 1949 beim Goethe-Gedenktag in Frankfurt und Weimar – damals Sowjetische Besatzungszone – die gleiche Rede gehalten hat, ist ihm sehr verübelt worden. Aber er ist eben auch ein Zeitgenosse, der sich nicht so um Zustimmung bemüht hat.