Stefan Kuntz will die deutsche U 21 zum EM-Titel führen. Foto: Bongarts

Im Stuttgarter Gazi-Stadion trifft die deutsche U 21 am Dienstag auf Portugal. Im Interview spricht DFB-Trainer Stefan Kuntz über den Ehrgeiz seiner jungen Spieler – und die Momente, in denen er selbst einen dicken Hals bekommt.

Stuttgart - Die Begegnung mit dem Titelverteidiger Portugal an diesem Dienstag (18 Uhr/Eurosport) im Stuttgarter Gazi-Stadion ist der letzte Test für die deutschen U-21-Fußballer, ehe Stefan Kuntz seinen Kader für die EM in Polen (16. bis 30. Juni) nominiert. „Wir werden zwei gute Mannschaften ins Rennen schicken“, sagt der Juniorencoach, weil nahezu parallel Bundestrainer Joachim Löw mit seiner Auswahl beim Confed-Cup antritt.

Herr Kuntz, wenn man auf Ihren Kader schaut, stechen einem Namen wie Goretzka, Meyer, Arnold und Dahoud ins Auge. Wächst da etwa die nächste goldene Generation im deutschen Fußball heran?
Das hoffen wir. Klar ist, wir haben sehr viele richtig gute Spieler in unseren Reihen. Das zeigt sich auch daran, dass im Moment sieben Spieler in der A-Nationalmannschaft dabei waren, die noch in der U 21 spielen könnten. Anders herum ist es aber auch so, dass bei uns gerade fünf Spieler dabei sind, die das letzte Mal bei Joachim Löw reingeschnuppert haben. Daran sieht man die enge Verzahnung zwischen A-Team und U 21.
Kimmich, Weigl, Sané, Süle, Werner und Brandt waren mit dem A-Team unterwegs.
Auch Emre Can dürfte vom Alter her noch für die U 21 spielen. Im Vergleich zu den Talenten von vor einigen Jahren sind das alles schon erfahrene Profis, viele mit internationalen Einsätzen. Aber: Dadurch stehen sie auch mehr in der Öffentlichkeit, und die Erwartungen an diese jungen Spieler sind deutlich höher als früher.
Ist es also mehr Lust oder Last mit so einem Edelkader bei der Europameisterschaft im Juni in Polen anzutreten?
Auf jeden Fall Lust. Wir haben extrem viele außergewöhnliche Spieler in unseren Reihen und fahren zur EM, um jedes Spiel zu gewinnen. Um die Rolle des Mitfavoriten werden wir so oder so nicht herumkommen. Und diese Rolle nehmen wir auch gerne an.
Dennoch: Ist es ein Problem bei der U 21 mit Spielern umzugehen, die schon die große Bühne Champions League betreten haben?
Die U 21 hat heute einen anderen Stellenwert als noch vor einigen Jahren. Die Spieler sehen ja auch, wer neben ihnen steht oder gegen wen sie spielen. Die Spanier haben einen Marktwert von über 200 Millionen Euro in ihrer U 21. Nein, es ist ein Privileg. Wichtig ist vor allem, dass die jungen Spieler bereit sind, noch Dinge anzunehmen. Bei einer U-21-EM kann man extrem viel für sich mitnehmen. Fragen Sie nur die 2009er-Generation, die 2014 Weltmeister wurde.
Fast zeitgleich mit der U-21-EM findet der Confed-Cup in Russland statt – und Joachim Löw hat schon angekündigt, einige Perspektivspieler mitnehmen zu wollen.
In diesem Zusammenhang muss ich die Zusammenarbeit mit dem Bundestrainer loben, denn es ist wie gesagt keineswegs eine Herabstufung, wenn diese jungen Spieler zurück zur U 21 kommen.
Sondern?
Wir schauen, wie sich die Talente am besten entwickeln können. Gerade wenn es um die Nominierungen für den Confed-Cup und die U-21-EM geht, wird Jogi erklären, warum es für einen jungen Spieler besser sein kann, bei der U 21 eine Führungsrolle zu übernehmen, anstatt beim Confed-Cup nur zu Teileinsätzen zu kommen. Denn unsere ganze Arbeit ist ja ganz klar auf die WM 2018 in Russland ausgerichtet.