Thomas Müller zählt zu den wichtigsten Stützen der deutschen Mannschaft. Foto: Getty

Thomas Müller spricht über die Entwicklung der deutschen Fußball-Nationalmannschaft, seine Rolle als Spaßvogel und die Terrorgefahr bei der Europameisterschaft in Frankreich, die für das Team am Sonntag gegen die Ukraine beginnt.

Evian - Thomas Müller steht vor seinem vierten großen Fußballturnier. Vom unbekümmerten Frischling ist der Münchner zum Führungsspieler der Nationalelfgereift und sagt vor dem EM-Auftaktspiel am Sonntag gegen die Ukraine: „Wir sind stärker als bei der WM 2014.“

Herr Müller, vor der WM 2014 haben Sie Ihre Mitspieler zur allgemeinen Erheiterung im Dirndl bedient. In welcher Funktion wird man Sie diesmal erleben?
Muss ich mir noch überlegen. Im Wesentlichen sind wir ja zum Fußballspielen da.
An Freizeitmöglichkeiten fehlt es aber auch diesmal nicht. Im Tischtennis müssten Sie nach dem Rücktritt von Philipp Lahm ja an Nummer eins gesetzt sein.
Bei allem, was mit Ball und Spiel zu tun hat, war ich schon immer sehr engagiert, motiviert und auch talentiert. Und wenn mir etwas Spaß bereitet, bin auch ehrgeizig. Das gilt auch für Schafkopf, Billard oder Basketball. Und eine Partie Golf ist für die freien Tage vorgesehen.
Wie wichtig ist der Spaßfaktor während eines großen Turniers?
Es ist gut, dass es diese Möglichkeiten gibt. Es ist dabei aber nicht so wichtig, dass wir uns pudelwohl fühlen und jeder Tag bis zum Anschlag mit Spaß gefüllt ist. Im Vordergrund steht etwas anderes.
Nämlich?
Durch solche Aktivitäten haben wir die Gelegenheit, einen gewissen Spirit zu entwickeln. Es geht darum, gemeinsam Dinge zu machen, auch Teams zu bilden, sich zu unterhalten und auszutauschen. Das fördert den Teamgeist. Es wäre ja schlecht, wenn sich jeder Spieler immer auf sein Zimmer zurückzieht und wartet, bis die Zeit bis zum nächsten Essen oder Training vorbeigeht. Man sollte eine Gruppe gut harmonierender Teamkollegen sein, um die Voraussetzungen für den Erfolg zu schaffen. Das sind wir.
Sie gelten als der große Spaßvogel im Team. Gilt das auch jetzt noch, da Ihre Verantwortung nach den Rücktritten von Lahm, Mertesacker und Klose noch größer geworden ist?
Nach außen hin mag es so aussehen, als hätte ich jetzt vielleicht mehr Gewicht bekommen. Intern habe ich aber auch schon in den vergangenen Jahren versucht, mich stark einzubringen. Vielleicht noch nicht bei der WM 2010, meinem ersten Turnier. Damals war ich noch damit beschäftigt, meinen eigenen Tagesablauf hinzubekommen. Spätestens 2014 war es dann aber so, dass ich geschaut habe, dass die anderen auch ihren Tagesablauf gut hinbekommen. Ich versuche zu helfen, so gut das eben geht. Seine eigene Performance darf man dabei natürlich nicht aus den Augen verlieren.
Gute Laune verbreiten Sie aber hoffentlich immer noch.
Es entspricht meiner Lebenseinstellung, dass man nicht nur im Privaten, sondern auch auf dem Fußballplatz nicht zu verbohrt sein sollte, sondern auch mal einen Spaß machen darf. Es war aber noch nie so, dass ich nur der lustige Spaßvogel war. Ich weiß auch genau, wann es Zeit ist, ernst zu sein. Wenn es um Themen geht, die Seriosität erfordern, dann war die bei mir schon immer vorhanden. In der taktischen Arbeit etwa musst du funktionieren und kannst nicht dauernd Witze machen.