Frauenschwarm, überzeugter Buddhist und Menschrechtsaktivist: der Schauspieler Richard Gere ist einer der ganz Großen im Filmbusiness. Foto: dpa

Generationen von Frauen schwärmen für Richard Gere. In „The Dinner“ spielt er einen Politiker zwischen Lüge und Moral. Ein Gespräch über alternative Fakten, Freundlichkeit und Erziehung.

Hamburg - Richard Gere ist der Schwarm gleich mehrerer Generationen von Frauen. Den Grundstein für diese Verehrung legte er mit Filmen wie „Ein Mann für gewisse Stunden“, „Pretty Woman“ oder „Ein Offizier und Gentleman“. Wo der 67-jährige auftaucht, schlagen die Herzen der weiblichen Fans höher. Ihm war diese Bewunderung immer ein bisschen unheimlich. Den Ausgleich zu seinem Hollywood-Ruhm fand er schon früh im Buddhismus. Und deswegen weiß er: alles ist vergänglich, auch die Liebe der Fans.

Ihr Regisseur sagt, in Ihrem neuen Film geht es im Kern um Moral und Ethik. Sind Sie damit einverstanden?
Überhaupt nicht. Es geht um gutes Essen, wie der Titel ja bereits vermuten lässt (lacht). Aber im Ernst: Ich hatte den fertigen Film bis vor Kurzem noch gar nicht gesehen und hatte ganz vergessen, dass das Essen praktisch eine eigene Rolle im Film hat, wie man so ein Dinner zelebriert. Während der Dreharbeiten ist mir das nicht so bewusst gewesen.
Es geht außerdem um die Manipulation von Wahrheit. Man könnte auch sagen, das Erfinden alternativer Fakten.
Versuchen Sie unser Gespräch gerade in eine bestimmte Richtung zu lenken? Sie haben natürlich recht. Ich spiele in diesem Film einen Politiker, dessen Sohn ein Verbrechen begangen hat, das seine Karriere und das Leben der ganzen Familie verändern wird, wenn der Fall aufgeklärt wird. Und es gibt diese eine Szene, in der die Brüder mit ihren Frauen zusammensitzen. Jeder kennt die Fakten. Und jeder versucht sich auf Basis dieser Fakten seine weitere Zukunft vorzustellen. Und wenn die Fakten nicht zu dieser Vorstellung passen, werden sie einfach geändert.
Tut das nicht jeder bis zu einem gewissen Grad?
Das glaube ich auch. Wir wollen permanent die Realität neu erfinden, um sie besser ertragen zu können. So war es schon immer, das ist ein Teil unserer menschlichen Existenz. Der Unterschied ist nur, dass dieses Erfinden einer alternativen Realität inzwischen ein Teil der Politik geworden ist. Es wird professionell und systematisch betrieben.
Aber war das nicht schon immer ein Teil der Politik?
Wie meinen Sie das?
Haben nicht schon die Römer die Geschichte aus ihrer Sicht umgeschrieben und jeden als Barbaren klassifiziert, der ihre Werte nicht teilen wollte?
Die Römer waren dabei nur wesentlich geschickter, oder? Wenn man ein Römer werden wollte, konnte man Teil ihrer Gesellschaft werden. Aber das ist eben genau das Gegenteil von dem, was wir gerade erleben. Im Moment werden überall Grenzen zwischen den Kulturen und Religionen aufgebaut. Wir schließen ganze Teile der Menschheit aus. Und das ist die faschistische Art, Macht aufzubauen. Das Elend der Menschen auszunutzen, um daraus ein von Angst und Wut gespeistes Szenario zu schaffen, auf dessen Basis man dann regiert, um dubiose und dunkle Ziele zu verfolgen, das ist falsch.