Im Mittelpunkt des Musicals „Rocky“ steht die Liebesbeziehung zwischen Rocky und Adrian Foto: Christian Hass

Nikolas Heiber und Lucy Scherer spielen im neuen Musical „Rocky“ die Hauptrollen. Für sie geht es in dem Stück, das am Mittwoch im Palladium-Theater Premiere hat, mehr um die Liebe zwischen Rocky und Adrian als um den großen Boxkampf.

Stuttgart - Herr Heiber, als Boxer muss man ziemlich schlagfertig sein. Das testen wir mal mit Worten. Was macht Sie zu einem besseren Rocky Balboa als Sylvester Stallone?

Heiber (lacht): Ich bin kein besserer Rocky. Sylvester Stallone hat Rocky erfunden und seinen Charakter nach privaten Erfahrungen gestaltet. Für die Vorbereitung auf die Rolle lasse ich mich sehr von Stallones Leben inspirieren und habe mir Tipps vom damaligen Film-Regisseur geholt, womit sich Stallone damals so beschäftigt hat. War das jetzt schlagfertig?
Scherer: Das war mega schlagfertig.
Gehört zur Vorbereitung auch, alle Rocky-Filme anzuschauen?
Heiber: Absolut. Ich habe sie alle gesehen und zu Hause im Regal stehen.
Dann waren Sie schon immer Rocky-Fan?
Heiber: Ich gebe zu, dass ich erst durch die Show wirklich Fan geworden bin. Davor wusste ich eben, dass es die Filme gibt.
Sind Sie durch Ihre Rolle jetzt ein Boxprofi, der sich auch privat in den Ring traut?
Heiber: Das würde ich mich vermutlich einmal trauen, und dann wäre es mit der Karriere vorbei. Nein, gegen einen echten Profi würde ich nicht in den Ring steigen. Worauf ich Lust hätte, wäre mit einem Boxer zu trainieren. Das würde mich reizen. Der dürfte mich auch richtig vermöbeln.
Gab es denn bei den Proben schon mal ein blaues Auge?
Heiber: Wir versuchen immer die Sicherheit an erste Stelle zu setzen. Dennoch hatten wir schon alle möglichen Verletzungen. Von offenen Lippen, Platzwunden und gebrochenen Nasen gab es da schon alles. Einmal hat sich jemand mit den Zähnen durch die Lippe gebissen. Mir ist zum Glück noch nichts Schlimmeres passiert als ein paar kleinere Blessuren.
Ihre Schilderung zeigt, dass Boxen eigentlich ein sehr unästhetischer Sport ist, bei dem oft Blut fließt. Wieso verliebt sich Adrian trotzdem in Rocky?
Scherer: Er ist einfach ein ehrlicher Typ, der nicht versucht, irgendetwas vorzutäuschen. Das zeigt ja auch seine vermessene Entscheidung, gegen einen Boxprofi anzutreten, obwohl klar ist, dass er gegen ihn nicht gewinnen kann. Aber er nimmt eine Chance wahr, die ihn im Leben weiterbringt, und wagt das Risiko.
Dann hat Adrian keine andere Wahl, als ihn zu unterstützen, obwohl es eine Schnapsidee ist?
Scherer: Ja genau. Sie zeigt damit, dass sie hinter ihm steht, egal was er macht. Das kennzeichnet auch die Beziehung der beiden. Sie stehen bedingungslos zueinander.
Würde Rocky ohne Unterstützung von Adrian den Kampf überhaupt antreten?
Scherer: Eigentlich müsste ich als Adrian antworten „Auf keinen Fall“. Aber ich denke, dass sie ihm so viel Mut zugesprochen hat, dass er den letzten Schritt alleine gehen würde.
Heiber: Rocky hat einen großen Teil seiner Veränderung Adrian zu verdanken. Sie sagt ihm ja auch ganz klar, dass sie beim Kampf nicht dabei sein wird. Er macht es trotzdem, weil er es einfach für sich selbst machen muss. Er kann nicht aufgeben. Das ist seine große Stärke.
Ist dann die versteckte Aussage des Musicals, dass die Frauen das starke Geschlecht sind?
Heiber: So versteckt ist das gar nicht. Rocky ist eine Niete. Die einzige Person, die ihn aus seinem Loch herausholt, ist Adrian.
Scherer: Ich würde das gar nicht so sehr auf die Geschlechterrollen beziehen. Die Situation zeigt die große Liebe der beiden.
Heiber: Stimmt. Du könntest die Sache auch umdrehen. Schließlich verändert sich auch Adrians Leben durch Rocky total.
Sie sagen, dass Rocky eigentlich eine Niete ist. Ist er dann mehr Macho oder mehr Softie?
Heiber: Das ist eine sehr gute Frage, weil er zwei Seiten hat. Die, so wie er wirklich ist, und die, wie die Leute ihn sehen. Er ist sehr stämmig und hat einen Job, bei dem er Leute für Geld die Knochen bricht. Er kann durchaus hart sein. Aber insgeheim sucht er nach Ruhe und Frieden für sich und sein Umfeld.
Und wie viel Rocky steckt in Ihnen?
Heiber: Das überlege ich mir auch oft. Der Beruf des Schauspielers bringt es wohl mit sich, dass es ein zweigeteiltes Bild von einem gibt. Ich hinterfrage mich selbst und mein Handeln häufig. Den mentalen Kampf, den Rocky mit sich austrägt, kenne ich also gut.
Frau Scherer, Sie sind ja mit dem Stuttgarter Musical-Publikum bestens vertraut. Wird Rocky den Leuten hier gefallen?
Scherer: Rocky ist eine einzige Party. Die Geschichte, die Musik und die Optik ergänzen sich auf so viele Arten. Am Ende der Show vergessen die Leute sich selbst und auch, dass der Boxkampf nur inszeniert ist. Das Publikum ist dann wie entfesselt.
Wird dann bei „Eye of the Tiger“ auch lautstark mitgesungen?
Heiber: Ich höre zwar nicht, dass die Leute mitsingen. Aber ich weiß, dass das Publikum laut mitklatscht. Man sieht auch, dass sie ganz unruhig auf den Sitzen umherrutschen und am liebsten mitmachen würden.

„Rocky“ feiert am Mittwoch, 11. November, um 19:30 Uhr im Stage Palladium Theater Premiere. Tickets und Infos gibt es telefonisch unter 0 18 05 / 44 44 oder im Internet unter www.musicals.de