Mit dem Zweiten sieht man besser: Marco Wanda (rechts) und seine Band. Foto: Veranstalter

Der Sänger der Band Wanda relativiert vor dem Gastspiel am Mittwoch in der Stuttgarter Liederhalle sein Verhältnis zum Alkohol. Und wie hält er es mit anderen Drogen?

Stuttgart - Die Wiener Band Wanda spielt am Mittwoch in der Stuttgarter Liederhalle. Der sich als trinkfest inszenierende Sänger Marco Wanda relativiert seine frühen Exzesse – und würde im Kampf gegen den Faschismus „in den Tod gehen oder in die Schweiz“, wie er sagt.

Herr Wanda, ich habe meine Facebookfreunde gefragt, was ich Sie fragen soll. Meine österreichische Cousine schrieb: „Erinnert er sich an das Konzert in Wiener Neustadt 2013?“ Tun Sie’s?
Moment . . . ah, jetzt. Da war eine ausgebaute Traktorbremse, die durch den Backstageraum geflogen ist. Und da war eine gewisse Schlägerei in der Innenstadt. Wir waren damals noch etwas jünger.
Und Sie haben auf einer SPÖ-Wahlkampfveranstaltung gespielt.
Man hat damals gespielt, was an Konzerten reinkam. Wir waren hungrig, wir mussten von etwas leben. Das mit der SPÖ war mir gar nicht bewusst.
Ihr Kommentar zur Regierungspartei FPÖ?
Meine Mannschaft ist es nicht, aber ich will auch kein schlechter Verlierer sein. Und es wird gnadenlos Geld und Schlagzeile gemacht mit jeder Information. Sollte sich eine faschistische Tendenz ergeben, würde ich dagegen in den Tod gehen oder in die Schweiz. Aber derzeit sehe ich es nicht.
Das dritte Wanda-Studioalbum ist viel ruhiger als seine Vorgänger. Was für ein Konzert kann das Stuttgarter Publikum erwarten?
Ich spiele jede Show, als wäre es meine letzte. Das hat das Publikum verdient. Musikalisch wird es anspruchsvoll. Die neuen Nummern sind anders, es wird schwierig, zwischen den alten und neuen Songs hin- und herzuhüpfen. Für uns ist das Neuland und unsere bislang größte Tour.
An diesem Image sind wir nicht unschuldig. Ich finde nur schade, wenn es von der Musik ablenkt. Zum Glück ist es nicht so weit gekommen, dass wir als Alkoholiker-Trottel gelten. Andererseits: Wie ich in Trance komme, ist meine Sache.
Aus Ihren Texten spricht immer wieder eine Nähe zu Kokain. Brauchen Sie den Stoff?
Ich brauche kein Koks, ich brauche nur einen Tschick, eine Kippe. Aber es gab Zeiten, in denen Drogenkonsum, sagen wir, intelligenter platziert war. Drogen haben zu Recht einen schlechten Ruf – vor allem, wenn man sie nicht nimmt, um sein Bewusstsein zu erweitern, sondern um sich locker zu machen. Ich glaube, in den Siebzigern hat man anders Drogen genommen.
Man kennt Sie mit Lederjacke. Sie hing bis vor kurzem für eine Ausstellung zur Wiener Popmusik im Wien Museum – hinter Glas. Weil sie so stinkt?
Die Jacke haben sie in Quarantäne desinfiziert. Wahrscheinlich riecht sie jetzt nach Putzmittel! Ich habe aber noch eine Lederjacke, die ist auch relativ fesch. Jedenfalls werde ich nicht im glitzernden Anzug auf die Bühne treten.
Das wäre eher das Outfit von Bilderbuch, Ihrer österreichischen Pop-Konkurrenz.
Ich wünsche Bilderbuch das Beste, aber ich bin halt kein Fan.
Dafür von Voodoo Jürgens? Hier in Deutschland steckt man Sie und Voodoo Jürgens oft in eine ähnliche Ecke. Und er spielt auf der Wanda-Tournee im Vorprogramm.
Jeder hat seinen eigenen Zugang zum Leben. Aber Voodoo Jürgens hat sehr feine, clevere Texte. Gerade den Song „Tulln“ halte ich für ein literarisches Meisterwerk.
Letzte Frage, ebenfalls von einem österreichischen Facebookfreund: Wer oder was soi scheiß’n geh’n?
Boah, da tue ich mir schwer. In dieser Onlinewelt brüllen so viele Leute herum. Die sollen scheißen gehen. Und alle Moralisten, die auf das Internet schimpfen.
Gut, dann die allerletzte Frage: Wer ist leiwand, also super?
Louis Schaub, der Stürmer von Rapid Wien. Und Voodoo Jürgens. Und Nino aus Wien.