Augen zu und durch: John Boyega als Stormtrooper Finn in „Star Wars: Die letzten Jedi“ Foto: Lucasfilm

Das „Star Wars“-Abenteuer geht weiter. Am Donnerstag kommt der achte Teil – „Star Wars: Die letzten Jedi“ – in die deutschen Kinos. Mit dabei ist wieder John Boyega als Stormtrooper Finn.

Berlin - Schauspieler John Boyega spricht im Interview über die Herausforderungen, die mit einer „Star Wars“-Verfilmung einhergehen und darüber, was die Fans von dem Film erwarten können.

Herr Boyega, für „Star Wars: Die letzten Jedi“ hatten Sie mit Rian Johnson einen anderen Regisseur als bei Ihrem „Star Wars“-Einstand vor zwei Jahren. Was war anders?
Zunächst einmal war ich gespannt, denn ich musste erst einmal herausfinden, was Rians Herangehensweise sein würde. Für mich als Schauspieler ist das das Wichtigste: dass ich die Vision des Regisseurs verstehe und verinnerliche. Bei J. J. Abrams und „Das Erwachen der Macht“ war die Aufgabe ja klar. Er musste etwas Neues, Einzigartiges schaffen, aber das Ganze fest in der Welt der alten Filme verankern. Das erwarteten die Fans natürlich. Rian hatte nun einerseits den Komfort, dass diese Aufgabe erfolgreich gemeistert war, stand aber vor der Herausforderung, dem noch etwas Neues hinzuzufügen.
Und das ist ihm gelungen?
Ich darf natürlich nichts verraten, aber ich kann die Frage mit Ja beantworten. Während der Dreharbeiten waren immer etliche Produzenten von Lucasfilm vor Ort und man sah nicht selten Verwunderung und Überraschung in ihren Augen. Das fand ich super, denn daran konnte man sehen, dass sich Rian ganz offensichtlich nicht scheute, Risiken einzugehen. Was für mich und meine Kollegen natürlich extra spannend war.
Wie groß fühlt sich die Verantwortung an, Protagonist in einem „Star Wars“-Film zu sein?
Puh, das lässt sich so schwer in Worte fassen. Beim ersten Film spürte ich vor allem eine Überwältigung. Alles war neu und aufregend. Spätestens jetzt bei „Die letzten Jedi“ machte ich mir wirklich bewusst, dass ich hier einen Job zu erledigen habe und damit auch eine Verantwortung einhergeht. So richtig vor Augen geführt haben meine Kollegin Daisy Ridley und ich uns das spätestens vor einigen Monaten bei der großen Star Wars Celebration. Harrison Ford spielt nicht mehr mit, Carrie Fisher ist nicht mehr unter uns. Jetzt ist es also an uns Neulingen, die Fans glücklich zu machen. Unsere Schonzeit war dieses Mal definitiv vorbei.
Wurde Ihnen der Rummel, der mit der Rolle einhergeht, auch schon mal zu viel?
Nein, so würde ich das nicht sagen. Ich bin extrem dankbar für all die Möglichkeiten, die sich durch diese großartige Rolle immer wieder aufs Neue auftun. Außerdem traf mich nicht alles vollkommen unvorbereitet, immerhin war ich – anders als Daisy – kein Anfänger, sondern hatte auch vor „Star Wars“ schon ein paar Sachen gedreht. Aber ich kann nicht leugnen, dass ich mir am Anfang einige Sorgen gemacht habe.
Welche denn genau?
Ich war mir nicht sicher, ob ich nicht doch allzu sehr auf diese eine, riesige Sache festgelegt werde. Deswegen habe ich gleich nach den Dreharbeiten zum ersten Film zu meinen Leuten gesagt: Es ist unerlässlich, dass ich zwischen den „Star Wars“-Filmen auch noch andere Rollen spielen kann. So kam es dazu, dass ich in „The Circle“ mitgespielt habe und auch in „Detroit“. Vor allem Letzterer lag mir am Herzen. Nicht nur wegen der Geschichte, sondern vor allem, weil ich überzeugt davon bin, dass mich niemand in dieser Rolle sieht und denkt: Ach guck mal, das ist doch Finn aus „Star Wars“. Deswegen habe ich ja inzwischen auch eine eigene Produktionsfirma gegründet, mit der ich gezielt nach Stoffen suche, die genau zu mir passen und mir neue Herausforderungen bieten.
Hat sich Ihr Leben nach dem Durchbruch denn grundlegend verändert?
Viel weniger, als man denken würde. Was habe ich nicht alles für Ratschläge bekommen; ständig machte irgendwer Prognosen darüber, was mich alles erwarten würde. Ich habe mir das natürlich alles angehört und auch zu Herzen genommen, nicht zuletzt, wenn ich mich mit so tollen Kollegen wie etwa Robert Downey jr. unterhalten habe. Aber ich habe mir auch fast immer gedacht: Warten wir es mal ab! Und ehrlich gesagt ist bis heute kaum etwas davon eingetreten, was mir vorausgesagt wurde. Dass ich nicht mehr ungestört durch London laufen kann, stimmt zum Beispiel nicht. Das ist nämlich alles eine Frage davon, wie man selbst auftritt.
Sie selbst waren ja auch als Kind schon „Star Wars“-Fan, nicht wahr?
Ein riesiger! Wobei ich zugeben muss, dass ich das ganze Spielzeug und die Merchandise-Artikel kannte, bevor ich überhaupt die Filme gesehen habe. Schon klar, so eine Aussage kommt bei den Fans der ersten Stunde gar nicht gut an. Aber was soll ich sagen: Ich wurde 1992 geboren, und in meiner Generation war das ganz üblich. Entsprechend habe ich natürlich auch zuerst die drei neuen Filme gesehen, also die Prequels, bevor ich die ursprüngliche Trilogie kennenlernte. Ich weiß noch, wie ich damals einen Moment brauchte, um mich an die für meine kindlichen Begriffe altmodischen Spezialeffekte zu gewöhnen. Auf jeden Fall habe ich mich seither auf alles gestürzt, was mit „Star Wars“ zu tun hatte.
Wirklich alles?
Oh ja, von den Videospielen über die Zeichentrickserien bis hin zu den Büchern. Selbst das im Fernsehen ausgestrahlte Weihnachts-Special von Chewbacca von 1978 habe ich geliebt. Zumindest damals als Kind.