Zwei Bundesliga-Manager mit ähnlichen Herausforderungen: Frankfurts Fredi Bobic (links) und Alexander Wehrle vom 1. FC Köln. Foto: Getty/Baumann

Am Mittwoch treffen Sportvorstand Fredi Bobic und Geschäftsführer Alexander Wehrle mit Eintracht Frankfurt und dem 1. FC Köln aufeinander. Zuvor haben sich die beiden früheren Stuttgarter Gedanken über die Rolle der Traditionsvereine gemacht. Und auch über den VfB Stuttgart.

Köln - Wie der VfB gehören auch der 1. FC Köln und Eintracht Frankfurt zu den großen Traditionsclubs in Deutschland. Vor dem direkten Duell an diesem Mittwoch haben sich die Verantwortlichen Alexander Wehrle und Fredi Bobic, alte Weggefährten aus Stuttgarter Zeiten, zu einem Kännchen Tee getroffen.

Herr Bobic, Herr Wehrle, das Thema Videobeweis erhitzt die Gemüter, der 1. FC Köln ist direkt betroffen. Wie hat sich Ihr Blick auf diese Neuerung zuletzt verändert?
Wehrle: Überhaupt nicht. Wir sind für diese Technik und verteidigen sie auch. Aber es müssen nachvollziehbare Regeln gelten, die für alle gleich sind, wenn das Ganze eine Chance haben soll.
Bobic: Leider wird zur Zeit gefühlt willkürlich und zu oft von außen eingegriffen. Den Ärger der Kölner nach dem Dortmund-Spiel verstehe ich absolut, da die Anwendung des Videobeweises nicht hätte zum Tragen kommen dürfen. Das war so auch in der Liga besprochen worden vor der Saison und auch bei der Managertagung.
Wehrle: Wenn das so durchkommt, dann ist die Akzeptanz für den Videobeweis in Gefahr. Und das wäre nicht in unserem Sinne.
Nicht nur Videobeweis sorgt für Diskussionen, sondern auch der Irrsinn auf dem Transfermarkt. Zucken Sie noch zusammen, wenn Real Madrid die Ablöse für Isco auf 700 Millionen Euro festlegt?
Wehrle: Ich habe schon bei den 222 Millionen für Neymar zweimal schlucken müssen und mich gefragt: Was ist eigentlich mit den Regularien der Uefa? Gab es nicht mal so etwas wie Financial Fairplay?Bobic: Dieser Transfer hat besonders eindrucksvoll gezeigt, wie leicht man alle Regeln umgehen und die Uefa am Nasenring durch die Manege führen kann. Financial Fairplay gibt es nur auf dem Papier.
Wehrle: Ich habe immerhin eine gewisse Hoffnung, dass der Transfer dazu führt, das gesamte Konzept zu überprüfen. Es wurde ja bereits angekündigt, dass die Sache untersucht wird. Ich bin gespannt, zu welchem Ergebnis man kommt.
Schaden solche Unsummen und solche Tricksereien dem Fußball?
Bobic: Nicht, solange die Qualität auf dem Platz stimmt. Wir reden bei diesen Zahlen ja nur von der absoluten Spitze, von den vier, fünf Topspielern der Welt. Das eigentliche Problem an dem vielen Geld im Markt ist, dass die Preise für den Durchschnitt nach oben schnellen. Das stellt Clubs wie Frankfurt oder Köln vor erhebliche Probleme. Es wird immer schwerer, gute Spieler zu vernünftigen Preisen zu bekommen.
Frankfurt hat im Sommer immerhin die Rekordsumme von 19 Millionen Euro investiert, Köln allein für den Stürmer Jhon Cordoba 17 Millionen ausgegeben.
Bobic: Wir haben insgesamt 14 neue Spieler verpflichtet – da relativiert sich die von Ihnen genannte Summe.
Wehrle: Der Transferkreislauf und die Einnahmen und Ausgaben haben sich zuletzt in wahnsinniger Geschwindigkeit entwickelt. Clubs unserer Kategorie müssen daher versuchen, das Gesamtbudget zu erhöhen und nachhaltige Einnahmen zu generieren. Genau darin liegt aber die Schwierigkeit: Wir spielen jetzt erstmals seit 25 Jahren wieder im Europapokal, haben dadurch zwar zusätzliche Einnahmen, aber auch höhere Personalkosten – und können in unserer Planung nicht davon ausgehen, nächstes Jahr wieder international dabei zu sein.
Bobic: Das ist der Schneeball-Effekt, den Alex noch gut vom VfB kennt.
Wehrle: Die berühmte Champions-League-Falle.
Bobic: Die Kosten können einen erdrücken, wenn man nicht mehr den Erfolg hat und trotzdem die hohen Gehälter und Abschreibungen bezahlen muss.