Axel Prahl will im echten Leben mit niemandem tauschen. Foto: dpa

Millionen kennen ihn als mürrischen „Tatort“-Kommissar Frank Thiel. In der Verwechslungskomödie „Die Lichtenbergs“ ist Schauspieler Axel Prahl nun in einer Doppelrolle zu sehen.

Stuttgart - Herr Prahl, in Ihrem neuen Film spielen Sie Zwillingsbrüder – der eine ist ein abgebrannter Taxifahrer, der andere ein erfolgreicher Politiker. Sind Sie und Ihr Bruder auch so unterschiedlich?
Mein Bruder Udo lebt in Österreich, er ist Handelsvertreter für Schreibwaren. Wir haben zwar unterschiedliche Lebenswege eingeschlagen, aber etwas Verbindendes gibt es schon: Wir sind beide immer viel unterwegs und gehören sozusagen zum fahrenden Volk (lacht). Er ist anderthalb Jahre älter als ich, das ist zwar nicht viel, aber trotzdem gab es zwischen uns den üblichen Geschwisterzoff, weil er dies und jenes schon durfte und ich als der Jüngere noch nicht. Aber mittlerweile verstehen wir uns bestens.
Würden Sie auch gerne mal mit Ihrem Bruder oder jemand anderem die Rollen tauschen, wie das im Film geschieht?
Offen gestanden nein. Ich bin sehr glücklich über meinen Beruf und lobpreise Gott täglich dafür, dass ich das tun darf, was mir Spaß macht. Ich fühle mich sehr privilegiert. Die Vorstellung, tagtäglich in ein Büro gehen zu müssen, dauernd auf die Uhr zu schauen und die Zeit vergeht nicht, finde ich schlimm. In dieser Situation hätte ich dann schon gerne einen Zwillingsbruder, der mich jeden zweiten Tag ablöst.
Und vor Ihrer Popularität möchten Sie nicht ab und zu fliehen?
Ich sag’s mal so: Ich habe ja Kinder – aber gemeinsam in ein Urlaubsparadies mit lauter deutschen Familien zu fahren wäre für mich ein bisschen anstrengend. Deshalb zieht es mich nach England oder in andere Regionen, wo man mich eben nicht kennt.
War die Doppelrolle mal eine schöne Abwechslung zum „ Tatort“? Die Rolle als Kommissar Thiel beherrschen Sie mittlerweile ja wohl aus dem Effeff . . .
Also wenn Sie sagen, dass ich den „Tatort“ aus dem Ärmel schüttle, dann stimmt das so nicht. Ich habe jedes Mal die Sorge um das Produkt, will ausloten, was man noch besser machen könnte, und wenn ich den fertigen Film sehe, denke ich oft: Das hätte ich lieber weggelassen und da hätte ich lieber mehr geradeaus gespielt. Bei der Doppelrolle hatte ich natürlich die doppelte Verantwortung. Und es war ein gigantischer technischer Apparat, der da bewegt werden musste.
Wie läuft so was denn ab?
Erst turnt man die Rolle mit einem Sparringspartner durch. Der wird später rausgeschnitten, dann wird das Ganze noch mal gedreht, mit mir im anderen Kostüm – das war teilweise schon verwirrend. Es wurde viel mit dem sogenannten Greenscreen gearbeitet und mit einer Spezialkamera, bei der sich der Computer exakt den Ablauf einer Kamerafahrt merkt. Das war sehr knifflig, aber natürlich auch mal eine Abwechslung und eine Herausforderung.
Hatten Sie auch doppelt so viele Drehtage, weil die vielen Zwillingsszenen doppelt so oft gedreht werden mussten?
Das ist das Problem: Wir hatten für diesen Film nur unwesentlich mehr Drehtage zur Verfügung, das war ein ganz schönes Pensum. Einmal hatten wir einen besonders stressigen Drehtag. Da haben wir morgens um 9 Uhr angefangen und bis zum nächsten Tag um 5 Uhr früh gedreht. Zum Glück hatten wir großartige Statisten, das waren Fans vom Münster-„Tatort“ – es war gigantisch, wie die durchgehalten haben.
Und wie ist es, wenn man sich hinterher den Film anschaut und sich im Doppelpack erlebt?
Es ist schon befremdlich, vor allem bei einer bestimmten Szene. Da sitzt der Politikerbruder vor einem dreiteiligen Spiegel, und als sein Zwillingsbruder hinten auftaucht, sieht man sechsmal im Spiegel Axel Prahl. Das ist etwas overkillmäßig, aber kameratechnisch genial.
Wenn Sie gerade nicht vor der Kamera stehen, sind Sie auf Konzerttournee. Hat Sie der Erfolg Ihres ersten Albums überrascht?
Es war zumindest nicht so geplant. Ich habe mir mit dem Album einen Jugendtraum erfüllt, und dass das auf so fruchtbaren Boden fällt, darüber bin ich natürlich glücklich. Mittlerweile kommen die Leute nicht nur, um zu gucken, ob der „Fernsehkasper“ wirklich singen und Gitarre spielen kann, erfreulicherweise gibt es sogar schon Leute, die meine Texte beherrschen. Es geht voran, und es macht auch Spaß.
Worüber freuen Sie sich mehr: Über den Erfolg Ihrer Musik oder über die tollen Quoten Ihres „Tatorts“?
Die Musik ist ein sehr spezielles und eigenes Baby, da hängt mein Herz schon sehr daran. Es geht auf jeden Fall mit einem neuen Album weiter, ich muss mir nur irgendwie die Zeit freischaufeln. Die vielen Konzerte zusätzlich zu den normalen Dreharbeiten, das ist anstrengend, und ich finde kaum die Mußestunden, um wieder Lieder komponieren zu können. Diese Zeit möchte ich mir 2015 nehmen, und deshalb mache ich da maximal 25 Konzerte, die beiden „Tatorte“ und ein weiteres Filmprojekt. Ich bin sehr gespannt, ob ich das durchhalte.
Ihre Fans werden sagen: Hauptsache, der „Tatort“ ist gesichert.
Das ist er auch auf jeden Fall, keine Sorge.
War nicht auch mal von einem Kinofilm zum Münster-„Tatort“ die Rede?
Es ist der Herzenswunsch von Jan Josef Liefers und mir, uns irgendwann mit einem Kinofilm zu verabschieden. Wir wollen das ja nicht ewig machen und die Zuschauer langweilen – irgendwann muss man mal einen Schlusspunkt setzen. Aber vorerst wollen wir noch ein bisschen weitermachen. Wir haben bei den Dreharbeiten immer noch sehr viel Spaß, es ist jedes Mal wie ein Familientreffen.

„Die Lichtenbergs“, Montag, 20.15 Uhr, ZDF