Ex-Botschafter Avi Primor glaubt trotz den Wahlerfolgs der Rechten in Israel an eine Fortsetzung des Friedensprozesses - wenn sich die USA engagieren.

Tel Aviv - Avi Primor, der frühere Botschafter Israels in Deutschland, glaubt trotz den Wahlerfolgs des rechten Lagers in Israel an eine Fortsetzung des Friedensprozesses - wenn sich die USA dabei enagieren.

Herr Primor, wer hat denn die Wahl in Israel gewonnen?Das rechte Lager. Zipi Livni hat keine Chance, Ministerpräsidentin zu werden. Ich glaube aber schon, dass Benjamin Netanjahu mit seiner Likud-Partei ein echtes Interesse daran hat, die Kadima-Partei an seiner Seite in einer Koalition zu haben.

Wie geht es weiter?Das rechte Lager wird nun, selbst wenn es mit Zipi Livni oder der Arbeitspartei in eine Koalition geht, die Politik diktieren können. Netanjahu ist von den gemäßigten Kräften nicht abhängig, er kann sich auch ein Rechtsbündnis leisten.

Sind sie besorgt?Ja. Die Politik des rechten Lagers ist eine Hardliner-Politik, die keinen Friedensprozess ermöglichen wird.

Ende der 70er Jahre konnte der rechtsorientierte Ministerpräsident Menachem Begin das Eis im Nahen Osten brechen und Frieden mit Ägypten schließen - könnte nicht auch Netanjahu ein Durchbruch gelingen?Nein, dann würde das rechte Lager zerfallen. Begin war seinerzeit in einer viel stärkeren Position, er war der absolute Herrscher über seine Partei. Zu einer neuen Situation kann es jetzt erst unter dem Einfluss der Amerikaner kommen. Was aber der neue US-Präsident Barack Obama im Sinn hat, ob er die Zeit und die Energie hat, um sich mit dem Nahen Osten zu beschäftigen, wissen wir heute nicht.

Also droht dem Nahen Osten eine neue Phase der Stagnation?Wenn sich die Amerikaner nicht einmischen, ja. Aber wenn sie sich engagieren, wird eine rechte Regierung ein Vorteil sein. Eine linke Regierung würde zerfallen, sie könnte dem Druck der Rechten in Israel nicht standhalten. Das rechte Lager kann es sich eher leisten, den Amerikanern nachzugeben. Zudem würden sich die Linken niemals gegen eine Friedenspolitik auflehnen.