Chantal Laboureur (links) und Sandra Ittlinger freuen sich am Meer und am Pokal. Foto: dpa/Frank Molter

Die Beachvolleyballerin Chantal Laboureur aus Stuttgart spricht über den famosen Finalsieg bei den deutschen Meisterschaften mit ihrer Partnerin Sandra Ittlinger und über den Schwung, den die beiden jetzt für die Europameisterschaft in Lettland mitnehmen.

Stuttgart - Chantal Laboureur ist mit ihrer Partnerin Sandra Ittlinger deutsche Meisterin im Beachvolleyball geworden. Warum? Weil ihre Schulter hält, die beiden Profis immer besser zusammenspielen – und weil sie das favorisierte Gespann Ludwig/Kozuch aus dem Konzept gebracht haben.

Frau Laboureur, Glückwunsch zum Titelgewinn. Vermutlich ist es am Samstag bei Ihnen spät geworden.

Oh ja, es ist tatsächlich später geworden.

Es gibt ja auch Schlimmeres, als im Timmendorfer Strand eine Meisterschaft zu feiern.

Das ist schon eine tolle Lage, aber wir konnten es nicht so ausnutzen wie in einem Nicht-Corona-Jahr. Aber eine Miniparty, die haben wir natürlich hingekriegt.

Haben Sie und Frau Ittlinger sich vor dem Finale gegen die Olympiasiegerin Laura Ludwig und Margareta Kozuch als Außenseiter gefühlt?

Wir hatten bisher in Deutschland drei Turniere, bei denen wir jedes Mal das Halbfinale verloren haben. Wenn man dann im Finale steht, spielt man um Gold – und diese Medaille will man dann auch mitnehmen. Ich war im Vorfeld recht optimistisch. Wir konnten uns im Turnier steigern und hatten im Halbfinale eines unserer besten Spiele in diesem Jahr. Schon schön: Soweit ich mich erinnere, habe ich noch nie gegen Laura gewonnen.

Wann spürten Sie Siegchance?

Bei 14:9 im dritten Satz dachte ich: Wow, das sieht jetzt nicht so schlecht aus. Wir sind etwas wackelig gestartet. Unsere erste Taktik hat nicht funktioniert. Dann hat unser zweiter abgesprochener Plan sehr gut geklappt. Wir haben nur noch kurze Aufschläge gemacht, das hat die beiden ein bisschen aus dem Konzept gebracht.

Sie hatten viele Partnerinnen. Was klappt mit Frau Ittlinger besser als mit den anderen?

Von allen Athletinnen, die ich kenne, ist Sandra diejenige, die am höchsten springt. Sie ist von der Körpergröße her nicht die längste Blockerin, aber sehr athletisch. Sie hat auch ein sehr gutes oberes Zuspiel, das ist sehr hilfreich, weil ich sehr schnelle Kombinationen bevorzuge. Sandra hat überdies viel Spielfreude – und ist auch eine Zockerin.

Ist es wichtig, dass es zwischen zwei Partnerinnen im Beachvolleyball privat funktioniert?

Bei den Frauen ist es etwas wichtiger als bei den Männern. Bei den Männern gibt es ein paar Teams, von denen man weiß, dass sie privat nicht viel miteinander zu tun haben, aber auf dem Feld klappt es trotzdem super. Bei den Frauen gibt es wenige, die sich richtig zanken, aber nicht jede ist die beste Freundin der anderen. Sandra und ich sind gut befreundet, haben teilweise dieselben Interessen, teils auch andere. Es passt gut.

Sie leben in Stuttgart und studieren in Tübingen Medizin. Geht es voran?

Ich bin fast fertig mit dem neunten Semester und habe Teile des zehnten absolviert. Wenn alles nach Plan läuft, bin ich bis Weihnachten scheinfrei. Durch Corona bin ich im Studium vorangekommen, zumindest das ist ein Vorteil gewesen. Die Dinge, die ich nach den Spielen 2020 gemacht hätte, konnte ich jetzt vorziehen, sodass ich im Jahr der Olympiaqualifikation keinerlei Kurse mehr belegen muss.

Werden Sie später mal mit dem Skalpell im OP stehen oder in Ihrer Landpraxis arbeiten?

Ich habe mich da noch nicht ganz festgelegt. Sportmedizin, aber auch Gynäkologie im Bereich Geburtshilfe, so etwas könnte ich mir vorstellen. Das alles ist aber noch recht weit weg.

Im Dezember wurden Sie an der Schulter operiert. Hält sie?

Ja, ich kann wieder richtig draufhauen. Die Corona-Zeit hatte den Vorteil, dass ich mir mit dem Aufbau der Schulter Zeit lassen konnte. Ich fühlte mich bei den deutschen Meisterschaften überhaupt nicht mehr eingeschränkt.

In gut einer Woche beginnt die EM in Lettland. Nach dem Erfolgserlebnis bei der DM wird mit dem Duo Laboureur/Ittlinger wohl zu rechnen sein.

Da gehen wir jetzt natürlich gestärkt rein, aber es ist ein komplett neues Turnier mit anderen Gegnern und anderen Bedingungen. Dort ist es sehr windig. Aber insgesamt habe ich gute Erinnerungen an Lettland: Mit Julia Sude wurde ich dort 2017 EM-Dritte, ein Jahr zuvor haben wir dort ein europäisches Turnier sogar gewonnen. Wenn wir daran anknüpfen können, wäre ich sehr zufrieden.