Bei Internetstraftaten sitzen die Täter meistens im Ausland. Deshalb wollen Ermittler Zugangsdaten jetzt länger speichern lassen. Foto: dpa

Deutsche Ermittler fordern von Politikern, die internationale Rechtshilfe zu verbessern. Nur so seien sie in der Lage, Computerkriminelle zu verfolgen.

Stuttgart - Die Präsidenten von drei Landeskriminalämtern (LKA) fordern, die internationalen Rechtshilfeabkommen bei Ermittlungen zu Computerstraftaten zu überarbeiten. „Wir brauchen beschleunigte internationale Verfahren, um der immer dynamischer werdenden Cyberkriminalität wirksam begegnen zu können“, sagte der niedersächsische LKA-Chef Uwe Kolmey auf einer Tagung der „Sicherheitskooperation Cybercrime“ in Stuttgart. Auf dieser Konferenz treffen sich einmal im Jahr 200 Experten der Sicherheitsbehörden und Spezialisten der Informationsbranche zum Erfahrungsaustausch.

In ihrem Kampf gegen Internetkriminelle sehen sich die Ermittler besonders einer Herausforderung gegenüber: „Die Daten im Netz sind sehr flüchtig. Die international organisierten Täter bleiben oft deswegen unerkannt, weil wir nicht rechtzeitig auf die Datensätze im Ausland zugreifen können, die wir für die erfolgreiche Strafverfolgung benötigen“, sagte Jörg Michaelis, Chefkriminalist Sachsens.

Sein baden-württembergischer Kollege Dieter Schneider wies darauf hin, dass ein Teil des Internets, das sogenannte Darknet, quasi ein unüberwachbarer Tummelplatz für Kriminelle im Internet sei. „Dort werden neben Rauschgift, illegalen Waffen und Kinderpornografie auch schon mal die erbeuteten Kundendaten von Vodafone und Co. angeboten.“ Die Polizisten beschrieben, dass sie oftmals nur mit hohem bürokratischen Aufwand im Ausland Informationen wie Einwahldaten in das Internet recherchieren könnten.

„Solche tradierten Rechtshilfewege müssen deutlich schneller werden“, forderte Markus Röhrl vom LKA Nordrhein-Westfalen. Er regte an, internationale Cyberermittlungen künftig europa- oder sogar weltweit zentral zu steuern.